Mäuse-Verwandte

Zwergmaus

Zwergmaus (Micromys minutus) im Tierpark Goldau Zwergmaus (Micromys minutus) im Tierpark Goldau
© NTP Goldau

Überordnung: EUARCHONTOGLIRES
Taxon ohne Rang: Nagetiere und Hasen (GLIRES)
Ordnung: Nagetiere (RODENTIA)
Unterordnung: Mäuseverwandte (Myomorpha)
Überfamilie: Mäuseartige (Muroidea)
Familie: Mäuse (Muridae)
Unterfamilie: Altweltmäuse (Murinae)
Tribus: Echte Mäuse und Ratten (Rattini)

D LC 650

Eurasische Zwergmaus 

Micromys minutus • The Eurasian Harvest Mouse • La souris des moissons

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Zwergmaus (Micromys minutus) im Alpenzoo Innsbruck © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Approximative Verbreitung der Eurasischen Zwergmaus (Micromys minutus)

 

 

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Zwergmaus (Micromys minutus) im Tierpark Lange Erlen, Basel © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Zwergmaus (Micromys minutus) im Zoo Osnabrück © Lisa Josef, Zoo Osnabrück

 

 

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Zwergmaus (Micromys minutus) in der Wilhelma Stuttgart. © Wilhelma (Pressefoto)

 

 

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Zwergmaus (Micromys minutus) im Zoo Osnabrück © Lisa Josef, Zoo Osnabrück

 

 

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Junge Zwergmaus (Micromys minutus) im Zoo Dresden© Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Die Zwergmaus ist als tagaktives und soziales Tier sowie als Element der einheimischen Fauna eine in zoologischen Einrichtungen häufig gezeigte Art, die nicht nur Stoff für die Zoopädagogik bietet, sondern wegen Ihrer Niedlichkeit auch das allgemeine Publikum anspricht. Sie lässt sich somit auch als Botschafter für den Schutz von Feuchtgebieten einsetzen.

Körperbau und Körperfunktionen

Die Zwergmaus hat eine Kopf-Rumpflänge von 50-80 mm und eine Schwanzlänge von 42-7(-77) mm. Das Gewicht schwankt je nach Jahreszeit zwischen 7 und 11 Gramm. Die Augen sind sehr klein, die Ohren sind klein und überragen das Fell nur wenig. Das Rückenfell ist im Sommer rötlich-gelb bzw. ockerfarben, im Winter ist es dunkler, am vorderen Rumpf graubraun, am hinteren Rücken mehr rotbraun. Der Bauch ist im Sommer weiß, im Winter grauweiß. Der Schwanz ist zweifarbig [2; 3].

Verbreitung

Europa (mit Ausnahme Süditaliens, der Alpen und des Großteils des Balkans, Schwedens, Norwegens und Spaniens); West-, Zentral- und Ostasien, sowie Südostasien (bis Nordvietnam): 

Armenien Aserbeidschan, Belgien, Bosnien und Herzegowina, Bulgaren, China, Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Georgien, Griechenland, Großbritannien, Indien, Italien, Japan, Korea, DPR, Korea Rep., Kroatien, Lettland, Liechtenstein, Litauen, Luxemburg, Moldawien, Mongolei, Montenegro, Myanmar, Niederlande, Nordmazedonien, Norwegen, Österreich, Polen, Rumänien, Russland, Schweden, Schweiz, Serbien, Slowakei, Slowenien, Spanien, Taiwan, Tschechien, Türkei, Ukraine, Ungarn, Vietnam, Weißrussland [1].

Lebensraum und Lebensweise

Die Zwergmaus lebt in Feuchtwiesen mit hohem Gras, in Riedgras- und Seggenbeständen, Auengebieten und Verlandungszonen. Sekundärbiotope sind Waldränder, Waldlichtungen und Getreidefelder. Alte Schilfbestände werden wegen der Dicke der Stengel gemieden. Die Zwergmaus ist an eine kletternde Lebensweise angepasst: Ihr Schwanz ist ein Greifschwanz, der beim Abwärtsklettern als Sicherung um den Halm geschlungen wird. Mit der gespreizten Innenzehe können Stengel bis zum 7 mm Durchmesser umfasst werden. Die Zwergmäuse bauen kugelförmige Nester von 5 bis 12 cm Durchmesser, die sie 30 bis 80 cm über dem Boden an Gras, Riedgras- oder Getreidehalmen, oder dünnen Ästen von Sträuchern befestigen. Fortpflanzungszeit ist bei uns von Mai bis Ende September. Ein Weibchen kann pro Jahr nach einer Tragzeit von jeweils 21 Tagen 2-5 (-7) Würfe von meist 4-8, selten bis 12 Jungen haben. Die Jungen werden mit etwa 16 Tagen entwöhnt und sind mit 1-2 Monaten geschlechtsreif [2; 3].

Gefährdung und Schutz

Obwohl die Bestände der Eurasische Zwergmaus in vielen Teilen Europas zurückgehen, ist die Art an sich nicht gefährdet, wie im Rahmen einer Beurteilung im Jahr 2016 festgestellt wurde, da sie eine sehr große Gesamtpopulation hat, häufig und anpassungsfähig ist (Rote Liste: LEAST CONCERN) [1].

Der internationale Handel ist nicht durch CITES geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Die Zwergmaus wird gelegentlich als Heimtier gehalten.

Haltung

WEIGL gibt als Altersrekord für ein im Moskauer Zoo geborenes Weibchen 3 Jahre und 9 Monate an [4].

Haltung in europäischen Zoos: Die Zahl der Haltungen hat in den letzten Jahren zugenommen. Gegenwärtig (2023) wird die Art in rund 125 Zoos gehalten, von denen sich etwa 60% im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL soll 1-2 Zwergmäusen ein Gehege von mindestens 0.3 m³ Grundfläche und 0.5 m Höhe zur Verfügung gestellt werden, für jedes weitere Adulttier 600 cm² mehr. Die Grundfläche ist für eine Schaugehege zwar angemessen, die Tierschutzsachverständigen der Zoos machten jedoch darauf aufmerksam, dass eine tiergerechte Haltung auch auf kleinerer Fläche möglich ist. Die Zusatzflächen für weitere Tiere sind ziemlich praxisfremd.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) stellt keine Mindestanforderungen an Gehege für Zwergmäuse.

Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) gilt für kleinere Arten der Mäuseverwandtschaft pauschal eine Mindestfläche von 1 m² pro Haltungseinheit.

Taxonomie und Nomenklatur

Die Zwergmaus wurde 1771 vom Berliner Naturforscher Peter Simon PALLAS, den Katharina die Große als Professor nach Petersburg berufen hatte, als "Mus minutus" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die heute gültige Gattungsbezeichnung Micromys wurde 1841 von Johann Friedrich Anton DEHNE, einem deutschen Apotheker und Naturforscher, eingeführt [5].

Literatur und Internetquellen

  1. APLIN, K. et al. (2016). Micromys minutus (errata version published in 2017). The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T13373A115111404. http://www.iucnredlist.org/details/13373/0. Downloaded on 21 May 2018.
  2. GRIMMBERGER, E. & RUDLOFF, K. (2009)
  3. HAUSSER, J. et al. (Hrsg., 1995)
  4. WEIGL, R. (2005)
  5. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)

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Gelesen 25636 mal Letzte Änderung am Montag, 06 Februar 2023 10:30
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx