Diese Seite drucken

Fasanenartige

Wachtel

Wachtel (Coturnix coturnix) im Zoo Dresden Wachtel (Coturnix coturnix) im Zoo Dresden
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Ordnung: Hühnervögel (GALLIFORMES)
Unterordnung: Fasanenverwandte (PHASIANI)
Familie: Fasanenartige (Phasianidae)
Unterfamilie: Feldhühner (Perdicinae)

D LC 650

Wachtel

Coturnix coturnix • The Common Quail • La caille des blés

214 003 029 003 coturnix coturnix exhibit KR1
Europäische Wachtel (Coturnix coturnix) an Bundesziergeflügelschau Recklinghausen © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

214 003 029 003 coturnix coturnix map
Approximative Verbreitung der Wachtel(Coturnix coturnix)

 

 

 

214 003 029 003 coturnix coturnix dresden2
Europäische Wachtel (Coturnix coturnix) im Zoo Dresden © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

 

214 003 029 003 coturnix coturnix exhibit KR2
Europäische Wachteln (Coturnix coturnix) an Bundesziergeflügelschau Recklinghausen © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

214 003 029 003 coturnix coturnix ei wiesbaden
Eier der Europäischen Wachtel (Coturnix coturnix) © Klaus Rassinger und Gerhard Cammerer, Museum Wiesbaden. Veröffentlicht unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported-Lizenz.

 

 

 

214 003 029 003 coturnix coturnix BREHM
"Wachtel (Coturnix communis)" (=Coturnix coturnix). Illustration aus BREHMS THIERLEBEN (1882-1887). Gemeinfrei.

 

 

 

Weitere Bilder auf BioLib.cz

Stimme auf XENO-CANTO

Die Wachtel ist der kleinste Hühnervogel Europas und der einzige Zugvogel der Familie. Sie ist daher zoopädagogisch von Interesse und ist auch ein geeigneter Werbeträger für die Erhaltung der Biodiversität vor unserer Haustür. In europäischen Zoos werden die Wachtel und ihre sehr ähnliche japanische Verwandte als Wild- oder Zuchtformen recht häufig gehalten.

Körperbau und Körperfunktionen

Die Wachtel erreicht eine Gesamtlänge von 16-18 cm, wovon etwa 3-4 cm auf den Schwanz entfallen, eine Flügelspannweite von 32-35 cm und ein jahreszeitlich schwankendes Gewicht von ca. 70-155 g. Der Scheitel ist dunkelbraun bis schwarz mit schmalem, hellem Mittelstreifen und begrenzt durch breite, gelbweiße Überaugenstreifen. Das Gefieder der Oberseite ist gelblichbraun mit schwarzer Schuppung und hellen Schaftstrichen, die Unterseite ist heller. Die Geschlechtsunterschiede sind geringfügig und betreffen v.a. die Färbung des Kehlbereichs [5; 7; 8; 9].

Verbreitung

Europa: Albanien, Andorra, Armenien, Aserbaidschan, Belgien, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Estland, Färöer, Finnland, Frankreich, Georgien, Gibraltar, Griechenland, Großbritannien, Irland, Italien, Kosovo, Kroatien, Lettland, Liechtenstein, Litauen, Luxemburg, Malta, Moldawien, Montenegro, Niederlande, Nordmazedonien, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Russland, Schweden, Schweiz, Serbien, Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechien, Ukraine, Ungarn, Türkei, Weißrussland, Zypern.

Asien: Afghanistan, Bahrein, Bangladesch, Bhutan, China, Indien, Irak, Iran, Israel, Jemen, Jordanien, Kasachstan, Katar, Kirgistan, Kuwait, Libanon, Mongolei, Myanmar, Nepal, Oman, Pakistan, Palästina, Saudi-Arabien, Syrien, Tadschikistan, Turkmenistan, Usbekistan, Vereinigte Arabische Emirate,

Afrika: Ägypten, Algerien, Angola, Äthiopien, Benin, Burkina Faso, Dschibuti, Elfenbeinküste, Eritrea, Gambia, Ghana, Guinea, Guinea-Bissau, Kenia, Kap Verde, Komoren, Kongo DR, Lesotho, Liberia, Libyen, Madagaskar, Malawi, Mali, Marokko, Mauretanien, Mayotte, Mosambik, Namibia, Niger, Nigeria, Ruanda, Sambia, Senegal, Sierra Leone, Simbabwe Südafrika, Sudan, Swasiland, Tansania, Togo, Tschad, Tunesien, Uganda, Westsahara.

Eingeführt in Mauritius und Réunion. Als Irrgast in einigen weiteren Ländern [1].

Lebensraum und Lebensweise

Die Wachtel ist je nach Gegend ein Standvogel bis nächtlicher Langstreckenzieher. Der Herbstzug beginnt Ende Juli und erreicht seine größte Stärke von Mitte August bis Mitte September. Im Frühjahr erscheinen in Mitteleuropa die ersten Vögel anfangs April, selten bereits Ende März. Die Wachtel besiedelt offenes Gelände, ursprünglich Grasländer und Zwergbuschsteppen, heute in Europa vorab Kulturland. Sie ernährt sich von Pflanzentrieben und Sämereien sowie von Wirbellosen wie Schnecken, Würmern Spinnen, Käfern, Ameisen und deren Puppen, Ohrwürmern oder Heuschrecken [1; 4; 6; 7; 8].

Ihr Brutverhalten ist sehr ungewöhnlich: Eine erste Brut findet meist auf dem Rückflug von Afrika im Mittelmeerraum statt. Danach ziehen die Vögel weiter nach Norden, um hier erneut zu brüten. Bei uns beginnt die Brutsaison Mitte Mai und dauert bis Mitte August. Bei Ankunft besetzt jeder Hahn ein Revier auf einem Acker oder auf Grünland. Auf einen Hahn entfallen oft mehrere Hennen. Ein Gelege besteht aus 7-12 (6-15) sandfarbenen, dunkel gefleckten, 30x23 mm messenden Eiern, die vom letzten Ei an 18-21 Tage bebrütet werden. Die Jungen sind Nestflüchter, nach 19 Tagen sind sie voll flugfähig und mit 4-7 Wochen selbständig [4; 8; 9; 10].

Gefährdung und Schutz

Die Bestände gehen zwar an vielen Orten auf Grund von Lebensraumverlusten zurück, da die Wachtel aber ein riesiges Verbreitungsgebiet und dadurch eine sehr große Gesamtpopulation hat, die irgendwo zwischen 15 und 35 Millionen Adultvögeln liegt, gilt sie nicht als gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN). Nebst schwindendem Lebensraum stellt die Jagd während des Zuges die Hauptursache für die Bestandsabnahme der Art dar [1].

Der internationale Handel ist nicht unter CITES geregelt.

Situation in Mitteleuropa: In Deutschland wird der Bestand auf 26-49'000, in Österreich auf 5-10'000. in der Schweiz auf 1'500-2'000, in Luxemburg auf 50-100 und in Liechtenstein auf 3-12 singende Hähne geschätzt. Die Wachtel fällt in allen diesen Ländern unter die Jagdgesetzgebung, ist aber ganzjährig geschont [1; 7]

Bedeutung für den Menschen

Wachteln werden als Sport oder zur Fleischgewinnung gejagt und gebietsweise für den internationalen Tierhandel gefangen [1].

Früher kam es zu regelrechten Masseneinfällen ziehender Wachteln, sogenannten "Wachtelregen". Eine Beschreibung dieses Phänomens findet sich bereits im 2. Buch Mose des Alten Testaments Kapitel 16 (Und der HERR sprach zu Mose: Ich habe der Kinder Israel Murren gehört. Sage ihnen: Gegen Abend sollt ihr Fleisch zu essen haben und am Morgen von Brot satt werden, und innewerden, daß ich der HERR, euer Gott, bin. Und am Abend kamen Wachteln herauf und bedeckten das Heer....) Noch in der Nacht vom 9./10. Oktober 1907 fielen in Bern auf Stadtgebiet so viele Wachteln ein, dass sie korbweise von den Strassen und Dächern eingesammelt werden konnten [3].

Haltung

Wachteln können in großen Volieren gemeinsam mit anderen Vögeln wie kleineren Tauben und Sperlingsvögeln, aber in der Regel nicht mit Hühnervögeln gehalten werden, da sie zur Brutzeit selbst größere Fasanen heftig attackieren. Das Höchstalter wird mit 8 Jahren angegeben [5].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in etwa 100 Zoos gehalten, von denen sich über die Hälfte im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland und der Schweiz gibt es keine konkreten Mindestanforderungen an Gehege für Hühnervögel.

Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs sind Hühnervögel ihren sozialen Bedürfnissen entsprechend paarweise, in Gruppen oder außerhalb der Brutzeit einzeln zu halten. Die Volieren müssen für ein Paar Wachteln eine Mindestfläche von 2 m², eine Höhe von 2 m und, bei Haltung in Außenvolieren, einen überdeckten Bereich oder Schutzraum aufweisen.

Taxonomie und Nomenklatur

Die Wachtel wurde 1758 von Carl von LINNÉ als "Tetrao Coturnix" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Der heute gültige Gattungsname Coturnix wurde 1791 vom naturforschenden französischen Abbé Pierre Joseph BONNATERRE eingeführt. Es werden 4 Unterarten anerkannt. In Europa lebt die Nominatform [4].

Literatur und Internetquellen

  1. BIRDLIFE INTERNATIONAL (2018). Coturnix coturnix. The IUCN Red List of Threatened Species 2018: e.T22678944A131904485. http://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2018-2.RLTS.T22678944A131904485.en und (2015) Coturnix coturnix. The IUCN Red List of Threatened Species 2015: e.T22678944A59942925.  Downloaded on 06 October 2019.
  2. BREHM, A. E. (1882-1887)
  3. DAUT, C. (1908)
  4. DEL HOYO, J., ELLIOTT, A. et al. (eds., 1992-2013)
  5. GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)
  6. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  7. MAUMARY, L. , VALLOTTON, L. & KNAUS P. (2007)
  8. PFORR, M. & LIMBRUNNER, A. (1991)
  9. RAETHEL, H. S. (1988)
  10. WISSEL, C. von, STEFANI, M. & RAETHEL, H.-S. (1966)

Zurück zu Übersicht Hühnervögel

Weiter zu Harlekinwachtel (Coturnix delegorguei)

Gelesen 21958 mal Letzte Änderung am Mittwoch, 16 März 2022 17:42