Habichtartige

Harpyie

Harpyie (Harpia harpyia) im Zoo Wuppertal Harpyie (Harpia harpyia) im Zoo Wuppertal
© Zoo Wuppertal

Ordnung: Greifvögel (ACCIPITRIFORMES)
Unterordnung: Habichtartige und Fischadler (ACCIPITRES)
Familie: Habichtartige (Accipitridae)
Unterfamilie: Harpyien (Harpiinae)

D NT 650

Harpyie

Harpia harpyja • The Harpy Eagle • L'harpie féroce

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Harpyie (Harpia harpyia) im Tiergarten Nürnberg © TG Nürnberg (Pressefoto)

 

 

 

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Approximative Verbreitung der Harpyie (Harpia harpyia)

 

 

 

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Harpyie (Harpia harpyia) im Tiergarten Nürnberg © TG Nürnberg (Pressefoto)

 

 

 

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Fänge einer Harpyie (Harpia harpyia) im Tiergarten Nürnberg © TG Nürnberg (Pressefoto)

 

 

 

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Harpyie (Harpia harpyia) im Tiergarten Nürnberg © TG Nürnberg (Pressefoto)

 

 

 

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Harpyie (Harpia harpyia) als Motiv auf DDR-Briefmarke (1985)

 

 

 

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Die potenziell gefährdete Harpyie wurde nur selten aus ihren Heimatländern ausgeführt und hat in den Zoos keine weite Verbreitung gefunden, obwohl sie aus zoopädagogischer Sicht nicht uninteressant ist

Körperbau und Körperfunktionen

Die Harpyie erreicht eine Gesamtlänge von 89-105 cm, eine Flügelspannweite bis 200 cm und ein Gewicht von 4-4.8 kg bei den Männchen und 7.6.-9 kg bei den deutlich größeren und kräftigeren Weibchen. Sie ist somit etwas größer als ein Steinadler und gilt als einer der stärksten Greifvögel der Erde. Sir hat kurze Läufe, starke Zehen mit mächtigen stark gekrümmten Krallen, relativ kurze Flügel und einen langen Schwanz. Typisch sind das weiche Gefieder, der eulenartige Gesichtsschleier und die aufrichtbare Doppelhaube. Die Oberseite ist dunkel graubraun gefärbt, die Unterseite ist bis auf das schwarze Brustschild weiß [2; 4; 5; 6].

Verbreitung

Mittel- und Südamerika: Argentinien (Misiones), Belize, Bolivien, Brasilien, Costa Rica, Ekuador, Französisch Guyana, Guatemala, Guyana, Honduras, Kolumbien, Mexiko, Nicaragua, Panama, Paraguay, Peru, Surinam, Venezuela [1].

Lebensraum und Lebensweise

Die Harpyie lebt an Waldrändern, Flussufern und bewaldeten Bergtälern vom Tiefland buis zu einer Höhe von 900 m. Sie jagt von einer Warte aus und erbeutet in wendigem Flug Kapuziner, Saimiris, Wollaffen, Nasenbären, Baumstachler, Faultiere und andere Baumbewohner. In Lichtungen schlägt sie auch bodenlebende Tiere wie Agutis oder Hokkos, und in Siedlungen fängt sie Hunde, Ferkel und Haushühner. Gehorstet wird im Wipfel eines hohen Baums. Das Gelege besteht aus 1-2(-3) gelblichweißen Eiern [6].

Gefährdung und Schutz

Die Harpyie wird seit 2004 als potenziell gefährdet eingestuft (Rote Liste: NEAR THREATENED), da sie eher selten ist und die Bestände durch Bejagung und Lebensraumverlust zurückgehen [1].

Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang II nicht geregelt. Die Art fällt unter Anhang II der Bonner Konvention über wandernde Tierarten.

Bedeutung für den Menschen

Die Harpyie wird gebietsweise zur Fleischgewinnung im lokalen und nationalen Rahmen gejagt und für den internationalen Tierhandel gefangen [1]. Zumindest Letzteres ist nicht signifikant, denn von 2001-2018 gelangten aus den Ursprungsländern nur 10 Wildfänge in den legalen internationalen Handel. Im selben Zeitraum wurden weltweit 25 Nachzuchtvögel bei der Ausfuhr registriert [3]. Bisweilen werden Harpyien in Indianerdörfern zur Federgewinnung gefangen gehalten [6].

Kulturelle Bedeutung: In der griechischen Mythologie waren Harpyien geflügelte Mischwesen, welche die Sturmwinde verkörperten und als Töchter des Meerestitanen Thaumas und der Okeaniden Elektra galten. In der Aeneis werden sie von VERGIL wie folgt beschrieben (Übersetzung von Gustav SCHWAB, 1982). "Die Harpyien, die gefräßigen Ungeheuer ...  hatten an diesem Gestade den häßlichen Sitz aufgeschlagen. Diese grausenhaften Scheusale waren, wie bekannt, ein Vogelgezücht mit Jungfrauengesichtern, die aber, beständig vom Hunger gebleicht, entsetzlich anzuschauen waren. An den Händen hatten sie Krallen, mit welchen sie alle Speise ergriffen, deren sie sich bemächtigen konnten; und mit dem ekelhaften Abfluß ihres Leibes besudelten sie jeden Ort, an dem sie erschienen."

Haltung im Zoo

Als Höchstalter werden 35 Jahre und 2 Monate angegeben, erreicht von einem Vogel im Tierpark Berlin, dem 1981 auch die europäische Erstzucht glückte. In den USA meldete der Zoo Los Angeles bereits 1971 und 1972 Jungvögel, die allerdings nicht aufgezogen werden konnten [5]; IZY 13 und 14].

Die Art wird in nur sehr wenigen Zoos gehalten, die sich hauptsächlich im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: 1995 veröffentlichte das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (BMELF) Mindestanforderungen an die Haltung von Greifvögeln und Eulen. Diese werden gegenwärtig (März 2022) überarbeitet und sollen als Leitlinien zur Haltung von Greifvögeln (Accipitriformes, Falconiformes) und Eulen (Strigiformes) neu herausgegeben werden.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 1.2.2022) schreibt für 1-2 große Geier eine Voliere mit einer Grundfläche von 60 m² und einem Volumen von 240 m³ vor. Für jeden weiteren adulten Vogel ist die Grundfläche um 15 m² zu vergrößern. Die Vorgängerverordnung sah halb so große Dimensionen vor. Die Erhöhung erfolgte ohne Angabe von Gründen. Für nicht winterharte Vögel ist ein Schutzraum von 2 m² pro Vogel erforderlich. Für Schauflüge eingesetzte Vögel dürfen nur im nicht öffentlich zugänglichen Bereich der Tierhaltung an der Fessel gehalten werden.

Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2022) sind für die Haltung von 1-2 Harpyien eine Voliere mit einer Grundfläche von 60 m² bei 3 m Höhe sowie ein  frostfreier Schutzraumerforderlich. Für jedes weitere Adulttier ist die Fläche um 15 m² zu erweitern. Für die falknerische Haltung gelten besondere Anforderungen.

Taxonomie und Nomenklatur

Die Harpyie wurde 1758 von Carl von LINNÉ ALS "Vultur Harpyia" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Der heute gültige Gattungsname Harpia wurde 1816 von dem französischen Ornithologen Louis Jean Pierre VIEILLOT eingeführt. Gattung und Art sind monotypisch [4].

Literatur und Internetquellen

  1. BIRDLIFE INTERNATIONAL (2017). Harpia harpyja (amended version of 2017 assessment). The IUCN Red List of Threatened Species 2017: e.T22695998A117357127. http://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2017-3.RLTS.T22695998A117357127.en . Downloaded on 21 October 2019.
  2. BREHM, A. E. (1882-1887)
  3. CITES TRADE DATA BASE
  4. DEL HOYO, J., ELLIOTT, A.. & SARGATAL, J., eds. (1999)
  5. GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)
  6. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)

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