Habichtartige

Gaukler

Gaukler (Terathopius ecaudatus) in der Volerie des Aigels, Kientzheim (Elsass) Gaukler (Terathopius ecaudatus) in der Volerie des Aigels, Kientzheim (Elsass)
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Ordnung: Greifvögel (ACCIPITRIFORMES)
Unterordnung: Habichtartige und Fischadler (ACCIPITRES)
Familie: Habichtartige (Accipitridae)
Unterfamilie: Schlangenadler (Circaetinae)

D EN 650

Gaukler

Terathopius ecaudatus • The Bateleur • Le bateleur des savanes

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Gaukler (Terathopius ecaudatus) in der Volierie des Aigles, Kientzheim (Elsass) © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Approximative Verbreitung des Gauklers (Terathopius ecaudatus)

 

 

 

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Gaukler (Terathopius ecaudatus) im Zoo Schmiding © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

 

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Gaukler (Terathopius ecaudatus) im Zoo Schmiding © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

 

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Gaukler (Terathopius ecaudatus) im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

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Gaukler (Terathopius ecaudatus) beim Einsatz in einer Flugschau im Weltvogelpark Walsrode © Weltvogelpark Walsrode (Pressefoto)

 

 

 

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Gaukler (Terathopius ecaudatus) wild, beim Dertiende Boorgat, Kalahari-Gemsbok-Nationalpark © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

 

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Briefmarke der Malediven mit Gaukler-Motiv

 

 

 

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"Gaukler (Helotarsus ecaudatus)" = Terathopius ecaudatus. Illustration aus BREHMS THIERLEBEN (1882-1887). Gemeinfrei.

 

 

 

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Der seit einigen Jahre potenziell gefährdete Gaukler ist nicht nur ein attraktiv gefärbter Greifvogel. sondern fällt auch durch seine akrobatischen Flugkünste auf. Er wird mit mittlerer Häufigkeit in europäischen zoologischen Einrichtungen gezeigt, oft in Betrieben mit Schauflügen

Körperbau und Körperfunktionen

Der Gaukler ist ein gedrungen gebauter Greifvogel mit einer Gesamtlänge von etwa 60 cm, einer Flügelspannweite von ca. 187 cm und einem Gewicht von 1'820-2'950 g. Er hat einen dicken Kopf mit einer kurzen, runden Haube, lange Flügel und einen extrem kurzen Schwanz. Die nackte Gesichtshaut, die Läufe und Zehen sind orangerot. Rücken und Schwanz sind rostbraun, die Flügeldecken hellgrau, das übrige Gefieder ist schwarz. Die Weibchen haben ein breites graues Band über den Armschwingen. Bei Jungvögeln ist das Gefieder einfarbig braun [4; 5; 6].

Verbreitung

Afrika, südlich der Sahara: Angola, Äthiopien, Benin, Botswana, Burkina Faso, Burundi, Dschibuti, Elfenbeinküste, Egypt, Eritrea, Gabun, Gambia, Ghana, Guinea, Guinea-Bissau, Jemen, Kamerun, Kenia, Kongo, Kongo-Dem., Malawi, Mali, Mauretanien, Mosambik, Namibia, Niger, Nigeria, Ruanda, Saudi-Arabien, Senegal, Sierra Leone, Simbabwe, Sambia, Somalia, Südafrika, Süd-Sudan, Sudan, Swasiland, Tansania, Togo, Tschad, Uganda, Zentralafrikanische Republik [1].

Lebensraum und Lebensweise

Der Gaukler besiedelt offene, baumbestandene Landschaften, seltener ist er in Strauchsavannen und Grasländern anzutreffen. Er hat ein weites Beutespektrum, das Kleinsäuger, Vögel, Reptilien und Wirbellose einschließt, daneben geht er auch an Aas. Genistet wird auf Bäumen. Das Gelege besteht aus nur einem, meist reinweißen, 79x63 mm messenden Ei, das während 52-59 Tagen abwechselnd von beiden Eltern ausgebrütet wird. Die Nestlingszeit ist sehr variabel, sie dauert von etwa 3 bis über 6 Monate [4; 5; 6; 7].

Gefährdung und Schutz

Der Gaukler wurde erst 2009 als potenziell gefährdet eingestuft (vorher nicht gefährdet), da die Bestände in den letzten drei Generationen zurückgegangen waren. Dieser Rückgang war auf Lebensraumverlust und -verschmutzung sowie Vergiftungen zurückzuführen. Da sich der Negativtrend ungebrochen fortsetzte, wurde die Art 2020 neu als stark gefährdet (Rote Liste: ENDANGERED) eingestuft [1].

Grund dafür, dass Gaukler in Südafrika fast nur noch im Kruger-Nationalpark und im Kalahari-Gemsbok-Nationalpark anzutreffen sind, dürfte sein, dass sie sich zu einem guten Teil von Aas ernähren und so Vergiftungsaktionen zum Opfer fielen, die zur Bekämpfung von Landraubtieren durchgeführt wurden [5].

Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang II geregelt. Die Art fällt unter Anhang 2 des Bonner Übereinkommens über wandernde Tierarten (CMS).

Bedeutung für den Menschen

Laut IUCN werden Gaukler gebietsweise für den internationalen Tierhandel gefangen [1]. Dies scheint aber heute nicht mehr zuzutreffen, denn nach 2011 kamen aus Afrika keine Wildvögel mehr [3].

Von 2001-2018 gelangten aus den Ursprungsländern 350 Wildfänge in den legalen internationalen Handel. Davon stammten 232 aus Uganda. Von 2001-2018 wurden weltweit nur 3 Nachzuchtvögel bei der Ausfuhr registriert [3].

Kulturelle Bedeutung: BREHM [2] schreibt dazu: "Seine Erscheinung ist so auffallend, daß sie überall zu Sagen Veranlassung gegeben hat. SPEKE wurde von den Eingeborenen Ostafrikas allen Ernstes versichert, daß der Schatten des Vogels unheilvoll sei; im Inneren Afrikas dagegen betrachtet man diesen mit einer gewissen Ehrfurcht, weil man ihn als den Arzt unter den Vögeln ansieht, welcher von fernher Wurzeln herbeiträgt, in denen wunderbare Heilkräfte verborgen liegen."

Haltung im Zoo

Für einen Flugkünstler wie den Gaukler sind Spanndrähte ("piano wires") als Volierenbegrenzung wenig geeignet, da die Vögel bei vertikaler Flügelstellung durchfliegen können, wie vor Jahrzehnten mehrfach im Zoo Basel geschehen. Gaukler werden oft in Flugschauen eingesetzt.

Als Höchstalter werden 44 Jahre und 4 Monate angegeben, erreicht von einem Vogel im Zoo London [6].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in über 60 zoologischen Einrichtungen gehalten, von denen sich gegen ein Drittel im deutschsprachigen Raum befinden. Die europäische Erstzucht glückte 1983 dem Frankfurter Zoo. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: 1995 veröffentlichte das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (BMELF) Mindestanforderungen an die Haltung von Greifvögeln und Eulen. Diese werden gegenwärtig (Juni 2023) überarbeitet und sollen als Leitlinien zur Haltung von Greifvögeln (Accipitriformes, Falconiformes) und Eulen (Strigiformes) neu herausgegeben werden.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 1-2 mittelgroße Greifvögel, wozu der Gaukler vermutlich zu rechnen ist, eine Voliere mit einer Grundfläche von 30 m² und einem Volumen von 180 m³ vor. Für jeden weiteren adulten Vogel ist die Grundfläche um 10 m² zu vergrößern. Die Vorgängerverordnung sah halb so große Dimensionen vor. Die Erhöhung erfolgte ohne Angabe von Gründen. Für die falknerische Haltung gelten besondere Anforderungen. Nach Artikel 6bis der Jagdverordnung erlässt das Bundesamt für Umwelt nach Anhörung des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen eine Richtlinie über die falknerische Haltung von Greifvögeln. Diese Richtlinie steht aus, weil sich die Ämter nicht einigen können.

Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) ist für die Haltung von 1-2 Gauklern eine Voliere mit einer Grundfläche von 30 m² bei 2.5 m Höhe erforderlich. Für jedes weitere Adulttier ist die Fläche um 15 m² zu erweitern. Für die falknerische Haltung gelten besondere Anforderungen.

Taxonomie und Nomenklatur

Der wissenschaftliche Name des Gauklers wird zumeist dem französischen Zoologen François-Marie DAUDIN zugeschrieben, der in seinem zweibändigen Werk Traité élémentaire et complet d'ornithologie (1800) die Art beschrieben hat. Effektiver Entdecker war aber François LEVAILLANT, der die Art auf der Grundlage eines Vogels beschrieb und "Falco ecaudatus" benannte, der bei Knysna erlegt worden war, einem Ort, wo die Art heute nicht mehr anzutreffen ist. Die heute gültige Gattungsbezeichnung Terathopius wurde 1830 vom aus Rochefort stammenden Arzt und Naturforscher René Primevère LESSON eingeführt. Gattung und Art sind monotypisch [4; 5].

Literatur und Internetquellen

  1. BIRDLIFE INTERNATIONAL(2020). Terathopius ecaudatus. The IUCN Red List of Threatened Species 2020: e.T22695289A174413323. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2020-3.RLTS.T22695289A174413323.en . Downloaded on 18 December 2020.
  2. BREHM, A. E. (1882-1887)
  3. CITES TRADE DATA BASE
  4. DEL HOYO, J., ELLIOTT, A.. & SARGATAL, J., eds. (1999)
  5. GINN, P.J., McILLERON, W.G. & MILSTEIN, P. le S. (1999)
  6. GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)
  7. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)

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Gelesen 30312 mal Letzte Änderung am Freitag, 16 Juni 2023 14:31
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