Mäuse-Verwandte

Kairo-Stachelmaus

Dunkle Kairo-Stachelmaus (Acomys cahirinus) im Tierpark Berlin Dunkle Kairo-Stachelmaus (Acomys cahirinus) im Tierpark Berlin
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Überordnung: EUARCHONTOGLIRES
Taxon ohne Rang: Nagetiere und Hasen (GLIRES)
Ordnung: Nagetiere (RODENTIA)
Unterordnung: Mäuseverwandte (Myomorpha)
Überfamilie: Mäuseartige (Muroidea)
Familie: Mäuse (Muridae)
Unterfamilie: Stachelmausverwandte (Deomyinae)

D LC 650

Ägyptische Stachelmaus

Acomys cahirinus • The Egyptian Spiny Mouse • La souris épineuse de l’Egypte

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Dunkle Kairo-Stachelmaus (Acomys c. cahirinus) im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Approximative Verbreitung der Ägyptischen Stachelmaus (Acomys cahirinus)

 

 

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Dunkle Kairo-Stachelmäuse (Acomys c. cahirinus) im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Dunkle Kairo-Stachelmäuse (Acomys c. cahirinus) im Zoologisch-Botanischen Garten Pilsen © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Abu Simbel-Stachelmaus (Acomys c. hunteri) im Zoologisch-Botanischen Garten Pilsen © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Abu Simbel-Stachelmaus (Acomys c. hunteri) mit Jungtier im Zoologisch-Botanischen Garten Pilsen © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Suez-Stachelmaus (Acomys c. megalodus) im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Suez-Stachelmäuse (Acomys c. megalodus) im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Die nicht gefährdete Ägyptische Stachelmaus ist ein populäres Heimtier und wird auch häufig in Zoos gehalten, weil sie als tagaktive und soziale Art für das Publikum sehr attraktiv ist. Wegen ihrer Anpassungsfähigkeit und als Kulturfolger bietet sie auch Stoff für die Zoopädagogik.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Ägyptische oder Kairo-Stachelmaus erreicht eine Kopf-Rumpflänge von 87-120 (74-131) mm, eine Schwanzlänge von 87-138 mm und ein Gewicht von 34-42 (21-63), ausnahmsweise bis 100 g. Ihr Gesicht ist länglich, die Augen groß, die Ohren groß und trichterförmig. Ohren und Schwanz sind bei der Nominatform blaugrau. Steife, stachelartige Borstenhaare bilden das Rückenfell. Die Fellfarbe der Oberseite variiert. Meistens ist sie hell rötlich- oder gelblichbraun, bei der Nominatform gibt es aber häufig auch grauschwarze Exemplare, insbesondere, wenn es sich um Kulturfolger handelt. Die Bauchseite und die Oberseiten der Pfoten sind weiß, auch am Kopf kann es weiße Abzeichen haben [3; 4; 6].

Verbreitung

Nordafrika: Ägypten, Äthiopien, Dschibuti, Eritrea, Libyen, Mauretanien, Marokko, Sudan, Westsahara [2].

Lebensraum und Lebensweise

Die Kairo-Stachelmaus ist einerseits ein Kulturfolger, der sich als Kommensale in menschlichen Siedlungen eingenistet hat, andererseits gibt es wüstenbewohnende Formen, die vor allem in Steinwüsten, an steinigen Hängen und Felsklippen vorkommen. Die Kairo-Stachelmaus ist nach Literarturangaben überwiegend nachtaktiv, kommt aber auch in den Morgen- und Abendstunden hervor. Im Zoo ist sie regelmäßig auch tagsüber unterwegs. Sie ernährt sich von Samen und anderem Pflanzenmaterial, frisst aber auch Wirbellose und soll sich nicht nur am Kot von Nilflughunden, sondern gelegentlich auch an Mumien gütlich tun. Ihren Wasserbedarf deckt sie weitgehend aus sukkulenten Pflanzen oder Kleingetier. Nach einer Tragzeit von 35-40 Tagen werden 1-4 (meistens 2, selten bis 6) weit entwickelte Junge geboren, deren Augen in der Regel offen sind und die mit 1-2 Tagen bereits laufen können [3; 4; 6].

Gefährdung und Schutz

Die Ägyptische Stachelmaus ist häufig und weitverbreitet, kann verschiedene Lebensräume nutzen und lebt auch in menschlichen Siedlungen. Sie gilt nach einer Beurteilung aus dem Jahr 2016 daher als nicht-gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN) [2].

Der internationale Handel ist nicht durch CITES geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Stachelmäuse werden in verschiedenen Bereichen der biomedizinischen Forschung als Versuchstiere eingesetzt. An landwirtschaftlichen Kulturen und Lebensmittelvorräten können sie erhebliche Schäden anrichten. Auch sind sie potenzielle Überträger bzw. Reservoire verschiedener Infektionskrankheiten wie z.B. von Typhus und anderen Salmonellosen oder des durch Rickettsien verursachten Fleckfiebers [1].

Haltung

Stachelmäuse sind soziale Tiere, die nicht einzeln gehalten werden sollen. Für die Haltung eines Paars wird ein Behälter mit einer Grundfläche von 2'500 cm² und einer Höhe von 60 cm empfohlen, für eine kleine Gruppe von 5 Tieren ist eine Grundfläche von 0.5 m² das absolute Minimum [4]. Bei größeren Behältern und mehr Mäusen besteht die Gefahr, dass sich Clans bilden, die einen Teil des Geheges exklusiv für sich beanspruchen und sich gegenseitig bekriegen.

WEIGL gibt als Altersrekord für ein in amerikanischen Zoos gehaltenes Weibchen 7 Jahre und 6 Monate an [5].

Haltung in europäischen Zoos: Die Dunkle Stachelmaus (A. c. cahirinus) wird in rund einem Dutzend Zoos gehalten, die sich überwiegend im deutschsprachigen Raum befinden. Andere Unterarten oder A. cahirinus ohne Unterartstatus befinden sich in etwa 40 weiteren Zoos. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL soll Stachelmäusen ein Gehege von mindestens 0.5 m³ Grundfläche zur Verfügung gestellt werden.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) enthält keine spezifischen Vorschriften für Stachelmäuse.

Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) gilt für kleinere Arten der Mäuseverwandtschaft pauschal eine Mindestfläche von 1 m² pro Haltungseinheit.

Taxonomie und Nomenklatur

Die Ägyptische Stachelmaus wurde 1803 vom französischen Zoologen Isidore GEOFFROY SAINT-HILAIRE unter der Bezeichnung "Mus cahirinus" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die heute gültige Gattungsbezeichnung Acomys wurde 1838 eingeführt, ebenfalls von Isidore GEOFFROY SAINT-HILAIRE [6].

Von der Ägyptischen oder Kairo-Stachelmaus gibt es mehrere Unterarten, die sich namentlich in der Fellfarbe unterscheiden. Im HANDBOOK wurden diese zu eigenständigen Arten aufgewertet. Nebst Tieren nicht näher bestimmter Unterarten und der Tibesti-Stachelmaus (A. c. seurati), wird bei uns vor allem die Acomys c. cahirinus gehalten. Weil diese im Niltal und Nildelta vorkommende, schwärzlich gefärbte, große Stachelmaus gerne menschliche Siedlungen aufsucht, wird sie in Ägypten auch „Hausmaus“ genannt [3].

Literatur und Internetquellen

  1. ANIMAL DIVERSITY WEB
  2. CASSOLA, F. (2016). Acomys cahirinus (errata version published in 2017). The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T263A115048396. http://www.iucnredlist.org/details/263/0. Downloaded on 21 May 2018.
  3. GRIMMBERGER, E. & RUDLOFF, K. (2009)  
  4. HONIGS, S. (2008)
  5. WEIGL, R. (2005)
  6. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)

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Gelesen 19748 mal Letzte Änderung am Montag, 20 Februar 2023 15:34
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx