Loris und Borstenköpfe

Erzlori

Erzlori  (Lorius domicella)  im Zoo Berlin Erzlori (Lorius domicella) im Zoo Berlin
© Klaus Rudloff, Berlin

Ordnung: Papageienvögel (PSITTACIFORMES)
Familie: Echte Papageien (Psittacidae)
Unterfamilie: Loris (Loriinae)

D EN 650

EEPErzlori

Lorius domicella • The Purple-naped Lory • Le lori des dames

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Erzlori (Lorius domicella) im Zoo Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Verbreitung des Erzloris (Lorius domicella)

 

 

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Erzloris (Lorius domicella) im Kölner Zoo © Rolf Schlosser, Kölner Zoo

 

 

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Erzlori (Lorius domicella) im Zoo Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Der Erzlori ist eine attraktive, in ihrer Heimat stark gefährdete Papageienart, die sich hervorragend eignet, um auf die besonderen Risiken aufmerksam zu machen, denen Inselfaunen ausgesetzt sind. In europäischen Zoos ist er jedoch nicht sehr häufig zu sehen.

Körperbau und Körperfunktionen

Erzloris erreichen eine Gesamtlänge von 28-30 cm, wovon 9-10 cm auf den Schwanz entfallen, eine Flügellänge von etwa 16-17 cm und ein Gewicht von ca. 200-250 g. Die Grundfarbe des Gefieders ist ein kräftiges Rot. Die Kopfplatte ist schwarz, die Flügel sind grün, die Schenkel blauviolett und über die Brust verläuft ein gelbes, sichelförmiges Band. Der Schnabel ist orange, die Iris rotbraun, und die Füße sind dunkelgrau. Bei Jungvögeln ist der Schnabel schwarz und färbt mit etwa 16 Wochen um [4; 5; 6; 7; 8]. 

Verbreitung

Australasien: Östliches Indonesien: südliche Molukken, auf den Inseln Seram, Ambon und ev. auch auf Saparua und Haruku [1]. 

Lebensraum und Lebensweise

Der Erzlori besiedelt Wälder der Hügel- und submontanen Zone, vorzugsweise in Höhenlagen zwischen 600 und 1'100 m. Die Vögel leben paarweise oder in kleinen Trupps und sind vermutlich sehr standorttreu. Das Gelege besteht aus zwei Eiern, die 24 Tage bebrütet werden. Die Jungen werden mit 82-86 Tagen flügge [1; 5; 8]. 

Gefährdung und Schutz

Der Erzlori gilt seit 2013 als stark gefährdet, da er eine kleine Gesamtpopulation hat und die Bestände weiterhin zurückgehen. Es wird vermutet, dass der Bestand an erwachsenen Vögeln 2'500 nicht übersteigt. Der Fang für den Heimtierhandel und die Lebensraumzerstörung durch Palmölproduktion sind hauptverantwortlich für diesen Rückgang. (Rote Liste: ENDANGERED) [1].

Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang II geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Aus Indonesien wurden von 2001-2018 163 keine lebenden Wildfänge legal exportiert. Im selben Zeitraum wurden weltweit Ausfuhren von 323 Nachzuchtvögeln registriert, wovon 279 aus Südafrika stammten [3].

Haltung

Die Art wurde bereits im 18. Jahrhundert recht häufig nach Europa eingeführt [9]. Die Welterstzucht glückte 1922 in Japan [7]. Das Höchstalter in Menschenobhut wird mit 26 Jahren angegeben [2].

Haltung in europäischen Zoos: wird in rund 15 Zoos gezeigt, von denen sich wenige im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Es gibt ein Europäisches Zuchtbuch (ESB) das am Kölner Zoo geführt wird. 

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Papageiengutachten des BMELF von 1995 ist für die Haltung eines Paars oder ausnahmsweise eines Einzelvogels ein Käfig mit einer Grundfläche von 2 m² und einer Höhe von 1 m erforderlich, der in mindestens 80 cm Höhe aufzustellen ist, ferner ein Schutzraum mit einer Grundfläche von 1 m². Für jedes weitere Paar sind die Grundflächen um 50% zu erweitern. Nach Schweizerischer Tierschutzverordnung (Stand 2019) sind Erzloris mindestens paarweise zu halten. Für ein Paar ist ein Käfig mit Badegelegenheit, einer Grundfläche von 0.5 m² und einer Höhe von 60 cm vorgeschrieben, für jedes weitere Tier ist die Grundfläche um 0.05 m² zu erweitern. Dies ist für die Art kaum adäquat. Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs schreibt für die Haltung eines Paars oder ausnahmsweise eines Einzelvogels eine Voliere mit einer Grundfläche von 3 x 1.5 m Fläche und einer Höhe von 2 m sowie einen Schutzraum von 1 m² mit einer Mindesttemperatur von 10°C vor. Je weiteres Paar sind die Flächen um 50% zu erweitern.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Erzlori wurde 1758 von Carl von LINNÉ unter dem Namen "Psittacus Domicella" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Später kam er in die 1832 von dem an der Ludwig-Maximilians-Universität in München tätigen Zoologen Johann Georg WAGLER  aufgestellt Gattung Domicella und 1970 in die, ursprünglich auf den Edelpapagei bezogene, Gattung Lorius die 1825 von dem irischen Zoologen Nicholas Aylward VIGORS eingeführt worden war. Die Art ist monotypisch. Häufig ist in der Literatur oder auf Namensschildern in Zoos die Bezeichnung "Lorius domicellus" zu sehen. Dies ist falsch, denn "domicella" ist kein Adjektiv, das sich nach dem Hauptwort Lorius richtet, sondern die spätlateinische Bezeichnung für junges Mädchen oder die Jungfrau Maria [5].

Literatur und Internetquellen

  1. BIRDLIFE INTERNATIONAL (2016). Lorius domicella. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T22684586A93036702. http://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2016-3.RLTS.T22684586A93036702.en . Downloaded on 15 August.
  2. BROUWER, K., JONES, M. L., KING, C. E. und SCHIFTER, H. (2000)
  3. CITES TRADE DATA BASE
  4. DE GRAHL, W. (1979)
  5. DEL HOYO, J., ELLIOTT, A. et al. (eds., 1992-2013)
  6. FORSHAW, J. M. & COOPER, W. T. (1981)
  7. GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)
  8. PAGEL, T. (1985)
  9. STRUNDEN, H. (1984)

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© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx