Loris und Borstenköpfe

Scharlachbrustlori

Mitchell-Lori (Trichoglossus forsteni mitchellii) im Zoo Heidelberg Mitchell-Lori (Trichoglossus forsteni mitchellii) im Zoo Heidelberg
© Zoo Heidelberg

Ordnung: Papageienvögel (PSITTACIFORMES)
Familie: Echte Papageien (Psittacidae)
Unterfamilie: Loris (Loriinae)

D VU 650

Scharlachbrustlori

Trichoglossus forsteni • The Sunset, or Scarlet-breasted, Lorikeet • Le loriquet de Forsten

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Mitchell-Lori (Trichoglossus forsteni mitchellii), Paar im Zoo Heidelberg © Petra Medan/Zoo Heidelberg

 

 

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Verbreitung des Scharlachbrustloris (Trichoglossus forsteni). Dunkelblau: mitchellii; rot: forsteni; dunkelgrün; djampeanus; gelb: stresemanni

 

 

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Erste Nachzucht des Mitchell-Loris (Trichoglossus forsteni mitchellii) im Zoo Heidelberg (2020) im Alter von 24 Tagen © Zoo Heidelberg (Pressefoto)

 

 

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Erste Nachzucht des Mitchell-Loris (Trichoglossus forsteni mitchellii) im Zoo Heidelberg (2020) im Alter von 48 Tagen © Zoo Heidelberg (Pressefoto)

 

 

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Mitchell-Lori (Trichoglossus forsteni mitchellii) im Zoo Heidelberg © Zoo Heidelberg

 

 

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Mitchell-Lori (Trichoglossus forsteni mitchellii). Illustration von J. G. Keulemans aus MIVART, S. G. et al. (1896) A monograph of the lories, or brush-tongued parrots. Gemeinfrei.

 

 

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Der Scharlachbrustlori ist ein mittelgroßer Lori, der als potenziell gefährdet gilt, dessen taxonomischer Status aber umstritten ist und der in Zoos nicht häufig gezeigt wird.

Körperbau und Körperfunktionen

Auffällig beim Scharlachbrustlori ist namentlich die leuchtend rote, namengebende Brust. Die Vögel sind um die 24 (mitchelli) bis 26-27 (forsteni) cm lang. Davon fallen etwa 10 cm auf den Schwanz. Die Flügel messen 13 cm. Das Gewicht liegt bei 95-120 (forsteni) bzw. 110-130 (mitchelli) Gramm. Der Kopf und der Bauch sind dunkel mit je nach Unterart unterschiedlichem Farbton, es ist ein gelbes Nackenband vorhanden. Rücken, Flügel und Oberschwanzdecken sind grün. Der Schnabel ist orange, die Iris rotbraun, Wachshaut, nackter Augenring und Füße sind hellgrau [3; 4; 6; 7].

Verbreitung

Indonesien in vier Unterarten [1; 5]:

  • Djampea-Allfarblori (Trichoglossus f. djampeanus) - Pulau Tana Jampea in der Flores-See (163 km²)
  • Forsten-Allfarblori (Trichoglossus f. forsteni) - Sumbawa
  • Mitchell-Allfarblori (Trichoglossus f. mitchellii) - Lombok und Bali
  • Stresemann-Allfarblori (Trichoglossus f. stresemanni) - Pulau Kalatoa in der Flores-See (80 km²)

Lebensraum und Lebensweise

Die Scharlachbrustloris leben im Tiefland und gehen im Gebirge bis auf eine Höhe von 1'000-1'200 m, sofern dort die notwendigen Futterbäume (z.B. Korallenbäume, Erythrina) zu finden sind. Genistet wird in Baumhöhlen. Die Gelege bestehen aus 2 Eiern, die allein vom Weibchen während 27-28 Tagen ausgebrütet werden. Die Jungen verlassen das Nest mit 8-10 Wochen und begleiten die Eltern schon 2-3 Wochen später bei der Futtersuche [1; 8].

Gefährdung und Schutz

Da angenommen wurde, dass die Bestände in mäßigem Umfang abnehmen, wurde die Art 2014 als potenziell gefährdet eingestuft. Diese Beurteilung trug allerdings dem Umstand keine Rechnung, dass drei der vier Unterarten wegen hohen Fangdrucks für den Vogelhandel bereits sehr selten geworden sind. 2016 erfolgte daher eine Hochstufung in die Kategorie gefährdet (Rote Liste: VULNERABLE) [1].

Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang II geregelt.

Zoogestütztes Artenschutzprojekt (Beispiel):

  • Die letzten Untersuchungen zur Verbreitung und zum Status der Unterart mitchellii auf Lombok und Bali fanden Mitte der 1990er Jahre statt. Deswegen hat die Zoologische Gesellschaft für Arten und Populationsschutz (ZGAP) 2014 ein Projekt initiiert, das einen Überblick über den Status, die Verteilung und die Habitateigenschaften der Art bringen soll und das von verschiedenen Zoos unterstützt wird.

Bedeutung für den Menschen

Die Art wird gebietsweise zur Fleischgewinnung bejagt. forsteni wird in der CITES-Handelsstatistik nicht separat ausgewiesen, sondern unter T. haematodus subsumiert [1: 3].

Haltung

Das Höchstalter in menschlicher Obhut wird für einen Michell-Lori mit 16 Jahren und 1 Monat angegeben [2].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund zwei Dutzend Zoos gezeigt, von denen sich etwa ein Drittel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Papageiengutachten des BMELF von 1995 ist für die Haltung eines Paars oder ausnahmsweise eines Einzelvogels ein Käfig mit einer Grundfläche von 2 m² und einer Höhe von 1 m erforderlich, der in mindestens 80 cm Höhe aufzustellen ist, ferner ein Schutzraum mit einer Grundfläche von 1 m². Für jedes weitere Paar sind die Grundflächen um 50% zu erweitern. Nach Schweizerischer Tierschutzverordnung (Stand 1.2.2022) sind Scharlachbrustloris mindestens paarweise zu halten. Für ein Paar ist ein Käfig mit Badegelegenheit, einer Grundfläche von 0.5 m² und einer Höhe von 60 cm vorgeschrieben, für jedes weitere Tier ist die Grundfläche um 0.05 m² zu erweitern. Dies ist für die Art kaum adäquat. Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2022) schreibt für die Haltung eines Paars oder ausnahmsweise eines Einzelvogels eine Voliere mit einer Grundfläche von 3 x 1.5 m Fläche und einer Höhe von 2 m sowie einen Schutzraum von 1 m² mit einer Mindesttemperatur von 10°C vor. Je weiteres Paar sind die Flächen um 50% zu erweitern.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Scharlachbrustlori wurde 1850 von Prinz Charles Lucien BONAPARTE als "Trichglossus Forsteni" erstmals wissenschaftlich beschrieben. In der Folge wurde er aber als Unterart dem Allfarblori (Trichoglossus haematodus) zugerechnet. In der Checkliste von 2014 hat er wieder Artstatus, wobei auch die früher zum Allfarblori gehörenden Unterarten djampeanus, mitchelli und stresemanni jetzt zu forsteni gezählt werden (siehe Verbreitung). Die Abtrennung als eigene Art erfolgte hauptsächlich aufgrund von Unterschieden in der Gefiederfärbung [5; 6].

Literatur und Internetquellen  

  1. BIRDLIFE INTERNATIONAL (2016). Trichoglossus forsteni. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T22726303A94917765. http://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2016-3.RLTS.T22726303A94917765.en . Downloaded on 15 August 2019.
  2. BROUWER, K., JONES, M. L., KING, C. E. und SCHIFTER, H. (2000)
  3. CITES TRADE DATA BASE
  4. DE GRAHL, W. (1979)
  5. DEL HOYO, J., ELLIOTT, A. et al. (eds., 1992-2013)
  6. DEL HOYO, J., COLLAR, N., CHRISTIE, D.A., ELLIOTT, A. & FISHPOOL L.D.C. (2014)
  7. FORSHAW, J. M. & COOPER, W. T. (1981)
  8. PAGEL, T. (1985)

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© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx