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Eulen und Schleiereulen

Brillenkauz

Brillenkauz (Pulsatrix perspicillata) im Zoo Berlin Brillenkauz (Pulsatrix perspicillata) im Zoo Berlin
© Klaus Rudloff, Berlin

Ordnung: Eulen (STRIGIFORMES)
Familie: Eulen (Strigidae)
Unterfamlie: Eigentliche Eulen und Käuze (Striginae)
Tribus: Waldkäuze (Strigini

D LC 650

Brillenkauz

Pulsatrix perspicillata • The Spectacled Owl • La chouette à lunettes

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Brillenkauz (Pulsatrix perspicillata) im Papiliorama Kerzers © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

 

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Approximative Verbreitung des Brillenkauzes (Pusatrix perspicillata)

 

 

 

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Brillenkauz (Pulsatrix perspicillata) im Zoo Krefeld © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

 

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Brillenkauz (Pulsatrix perspicillata) im Vogelpark Vierneim © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

 

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Brillenkauz (Pulsatrix perspicillata) mit gesenkten Lidern und vorgeschobener Nickhaut im Weltvogelpark Walsrode © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

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Stimme auf XENO-CANTO

Der kontrastreich gefärbte Brillenkauz findet beim Publikum Beachtung. Er gehört daher zu den häufiger gehaltenen tropischen Eulen. Auch wenn er selbst nicht gefährdet ist, kann er doch als Botschafter für Natur- und Artenschutzprojekte in Süd- und Mittelamerika eingesetzt werden.

Körperbau und Körperfunktionen

Brillenkäuze erreichen eine Gesamtlänge von 43-46 cm. Männliche Vögel wiegen 590-760 g, die etwas größeren Weibchen 765-980 g. Entsprechend der Bergmannschen Regel leben die kleinsten Vögel in der Äquatorialregion, die größten in den Gebieten mit niedriger Jahresmitteltemperatur. Kopf und Oberseite sind schwarzbraun gefärbt. Das Gesicht weist eine weiße Brillenzeichnung auf. Die Iris ist gelb bis gelblichbraun. Die Kehle ist weiß, der durch ein schwarzbraunes Brustband abgetrennte Bauch ist weißlich oder hellgelb. Wo Feuchtigkeit und Niederschläge hoch sind, ist die Gefiederfärbung intensiver als in trockeneren Zonen. Die Zehen sind graubraun [2; 3; 6].

Verbreitung

Mittel- und tropisches Südamerika: Argentinien, Belize, Bolivien, Brasilien, Costa Rica, Ekuador, El Salvador, Französisch Guiana, Guatemala, Guyana, Honduras, Kolumbien, Mexiko, Nikaragua, Panama, Paraguay, Peru, Surinam, Trinidad und Tobago, Venezuela [1].

Lebensraum und Lebensweise

Der Brillenkauz besiedelt tropische Regenwälder, Trockenwälder, Galeriewälder, Savannen und Kaffeeplantagen vom Tiefland bis auf eine Höhe von 1'500 m. Er liebt Wassernähe und ist nachtaktiv. Er ernährt sich von Säugetieren, wie Opossums, Kaninchen, Agutis und Acouchis, kleineren Nagern, Stinktieren und gelegentlich Fledermäusen, Fröschen, Echsen und Vögeln [5].

Der Brillenkauz nistet in Baumhöhlen und legt in der Regel zwei Eier, die während rund 35 Tagen ausschließlich vom Weibchen ausgebrütet werden. Die Jungen, von denen oft nur eines überlebt, verlassen das Nest mit 5-6 Wochen bevor sie voll flugtüchtig sind. Sie sind weiß gefärbt mit braunen Flügeln und einer braunen Gesichtsmaske, die sich scharf vom übrigen Gefieder abhebt. Sie bleiben etwa ein Jahr im Familienverband. Im Gegensatz zu den Jungvögeln anderer Waldeulenarten benötigen sie mehrere Jahre, bis das Erwachsenengefieder ausgebildet ist [1; 2; 5].

Gefährdung und Schutz

Die Art ist außerordentlich weit verbreitet und der Bestand scheint stabil zu sein. Sie gilt daher aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2018 nicht als gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN) [1].

Der internationale Handel ist nach CITES Anhang II geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Von 2001-2018 wurden in der CITES-Statistik Exporte von nur 15 Wildfängen registriert, ferner wurden 260 Nachzuchtvögel, mehr als die Hälfte davon aus Großbritannien, sowie etwas Wissenschaftsmaterial  erfasst [4].

Haltung

Eine Vergesellschaftung mit manchen anderen Arten, z.B. Fleckenuhu oder Fischuhus ist möglich und wurde im Tierpark Berlin während der Sommer jahrelang praktiziert [4]. Als Höchstalter werden 23 Jahre und 2 Monate angegeben, erreicht im Tierpark Berlin [7].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 80 Zoos gezeigt, von denen sich etwa ein Fünftel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: 1995 veröffentlichte das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (BMELF) Mindestanforderungen an die Haltung von Greifvögeln und Eulen. Diese werden gegenwärtig (Juli 2023) überarbeitet und sollen als Leitlinien zur Haltung von Greifvögeln (Accipitriformes, Falconiformes) und Eulen (Strigiformes) neu herausgegeben werden.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 2 mittelgroße Eulen eine Voliere mit einer Grundfläche von 20 m² und einem Volumen von 40 m³ vor. Für jede weitere ist die Grundfläche um 3 m² zu vergrößern. Die Vorgängerverordnung sah eine Fläche von 10 m² und ein Volumen von 25 m³ vor. Die Erhöhung erfolgte ohne Angabe von Gründen. Ein allfälliger Innenraum muss eine Grundfläche von 2 m² je Vogel haben.

Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) ist für die Haltung von 1-2 mittelgroßen Eulen eine Voliere mit einer Grundfläche von 8 m² bei 2 m Höhe erforderlich. Für jedes weitere Adulttier ist die Fläche um 3 m² zu erweitern.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Brillenkauz wurde 1790 vom britischen Arzt und Naturforscher John LATHAM als "Strix perspicillata" erstmals wissenschaftlich beschrieben, Die heute gültige Gattungsbezeichnung Pulsatrix wurde 1848 vom Darmstädter Naturforscher Johann Jakob von KAUP eingeführt. Gegenwärtig sind 6 Unterarten anerkannt [5].

Literatur und Internetquellen

  1. BIRDLIFE INTERNATIONAL (2018). Pulsatrix perspicillata. The IUCN Red List of Threatened Species 2018: e.T22689180A130161018. http://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2018-2.RLTS.T22689180A130161018.en . Downloaded on 25 June 2019.
  2. BURTON, J. A. (1984)
  3. CITES IDENTIFICATION MANUAL
  4. CITES TRADE DATA BASE
  5. DEL HOYO, J., ELLIOTT, A.. & SARGATAL, J., eds. (1999)
  6. ECK, S. & BUSSE, H. (1973)
  7. GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)

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