Eulen und Schleiereulen

Sperlingskauz

Sperlingskauz (Glaucidium passerinum) im Kölner Zoo Sperlingskauz (Glaucidium passerinum) im Kölner Zoo
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Ordnung: Eulen (STRIGIFORMES)
Familie: Echte Eulen (Strigidae)
Unterfamilie: Kleine Eulen und Käuze (Surniinae)
Tribus: Kleineulen (Surniini)

D LC 650

Sperlingskauz

Glaucidium passerinum • The European Pygmy Owl • La chouette chevêchette

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Sperlingskauz (Glaucidium passerinum) © Johannes Pfleiderer, Zoo Duisburg

 

 

 

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Approximative Verbreitung des Sperlingskauzes (Glaucidium passerinum)

 

 

 

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Sperlingskauz (Glaucidium passerinum) im Alpenzoo Innsbruck © Alpenzoo

 

 

 

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Sperlingskauz (Glaucidium passerinum) im Tierpark Fürstenwalde © Wolfgang Dreier, Berlin

 

 

 

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Der Sperlingskauz ist die kleinste einheimische Eule. Er konnte in letzter Zeit sein Brutareal deutlich ausweiten, aber in der Natur bekommen ihn die wenigsten Menschen zu Gesicht. Er ist daher von zoopädagogischem Interesse, wird aber nur in einer begrenzten Anzahl Zoos gezeigt.

Körperbau und Körperfunktionen

Mit einer Gesamtlänge von nur 16-17 cm, einer Flügelspannweite von 34-36 cm und einem Gewicht von 50-65 g bei den Männchen und 67-77 g bei den Weibchen ist der Sperlingskauz die kleinste europäische Eule. Er ist oberseits braun gefärbt mit kleinen weißen Tupfen und einem weißen Halsband, unterseits weiß mit olivbraunen Längsstreifen. Es sind winzige Federohren vorhanden, die aufgestellt oder angelegt werden können. Die "Augenbrauen" sind weiß, die Iris ist schwefelgelb [2; 3; 5; 6].

Verbreitung

Europa : Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Italien, Kroatien, Lettland, Liechtenstein, Litauen, , Montenegro, Norwegen, Österreich, Polen, Rumänien, Russland, Schweden, Schweiz, Serbien, Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechien, Türkei, Ukraine, Weißrussland. Gastvogel in Belgien und Dänemark.
Asien : China, Kasachstan, Mongolei, Russland [1].

Lebensraum und Lebensweise

Der Sperlingskauz lebt in lockerem Nadelwald, Birkenwald oder Mischwald der subalpinen Zone. Der höchste Nachweis in den Zentralalpen liegt auf 2'240 m. ü. M.. Er ist tagaktiv, hauptsächlich am frühen Morgen und am Abend. Trotz seiner Kleinheit ist er ein kräftiger und angriffiger Jäger, der gelegentlich Beute schlägt, die größer ist als er selbst. Zum Beutespektrum gehören kleine und mittelgroße Nager, Spitzmäuse, Vögel bis Drosselgröße, Eidechsen und Insekten. Wegen des geringen Fassungsvermögens des Magens kann größere Beute aufs Mal nur teilweise verzehrt werden. Dafür legen die Käuze zu Winterbeginn umfangreiche Nahrungsvorräte an. Die Brutperiode variiert regional. Das Weibchen legt seine 5 (3-8) Eier in Baumhöhlen (Spechthöhlen) ab, wo es sie allein in etwa vier Wochen ausbrütet. Die Jungen bleiben wiederum etwa vier Wochen im Nest. Die Nahrungsbeschaffung besorgt allein das Männchen [2; 5; 9; 10].

Gefährdung und Schutz

Der Sperlingskauz hat eine außerordentlich weite Verbreitung und einen Bestand, der auf 500'000 bis 2 Millionen Individuen geschätzt wird. In Europa gibt es rund 100-195'000 Brutpaare. Er ist daher, wie 2016 letztmals festgestellt wurde, global nicht gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN). In der Schweiz, wo er mit einem Bestand von 800-2'000 Brutpaaren als potenziell gefährdet gilt, hat die Zahl der Nachweise deutlich zugenommen, was aber auch durch eine bessere Erfassung bedingt sein dürfte [1; 8; 9].

Der internationale Handel ist unter CITES nach Anhang II geregelt. Die Art fällt unter Anhang 2 der Berner Konvention über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume sowie unter Anhang I der Richtlinie 2009/147/EG über die Erhaltung der wildlebenden Vogelarten.

Bedeutung für den Menschen

Von 2001-2018 wurden in der CITES-Statistik lediglich Exporte von 13 Wildfängen, 11 Nachzuchtvögeln und etwas Wissenschaftsmaterial erfasst [4].

Haltung

Als Höchstalter werden 11 Jahre angegeben, erreicht im Alpenzoo Innsbruck [7]. Im Tierpark Bern wurden die Spelringskäuze mit Haselhühnern vergesellschaftet.

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in etwa 15 Zoos gezeigt, von denen sich mehr als die Hälfte im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: 1995 veröffentlichte das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (BMELF) Mindestanforderungen an die Haltung von Greifvögeln und Eulen. Diese werden gegenwärtig (Juli 2023) überarbeitet und sollen als Leitlinien zur Haltung von Greifvögeln (Accipitriformes, Falconiformes) und Eulen (Strigiformes) neu herausgegeben werden.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 1-2 kleine Eulen eine Voliere mit einer Grundfläche von 10 m² und einem Volumen von 20 m³ vor. Für jede weitere ist die Grundfläche um 1 m² zu vergrößern. Die Vorgängerverordnung sah eine Fläche von 4 m² und ein Volumen von 10 m³ vor. Die Erhöhung erfolgte ohne Angabe von Gründen.

Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) ist für die Haltung von 1-2 kleinen Eulen eine Voliere mit einer Grundfläche von 5 m² bei 2 m Höhe erforderlich. Für jedes weitere Adulttier ist die Fläche um 1 m² zu erweitern.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Sperlingskauz wurde 1758 von Carl von LINNÉ als "Strix passerina" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die heute gültige Gattungsbezeichnung Glaucidium wurde 1826 von Friedrich BOIE, einem Juristen und Naturkundler aus Holstein, eingeführt. Es werden zwei Unterarten anerkannt [5].

Literatur und Internetquellen

  1. BIRDLIFE INTERNATIONAL (2016). Glaucidium passerinum. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T22689194A86868363. http://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2016-3.RLTS.T22689194A86868363.en. Downloaded on 25 June 2019.
  2. BURTON, J. A. (1984)
  3. CITES IDENTIFICATION MANUAL
  4. CITES TRADE DATA BASE
  5. DEL HOYO, J., ELLIOTT, A. & SARGATAL, J., eds. (1999)
  6. ECK, S. & BUSSE, H. (1973)
  7. GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)
  8. KNAUS, P., MÜLLER, C., SATTLER, T., SCHMID, H. & STREBEL, N. (2019)
  9. MAUMARY, L. et al. (2007)
  10. STEINBACH, G. (1980)

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© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx