Breitrachen und Schreivögel

Anden-Felsenhahn

Anden-Felsenhahn (Rupicola peruviana) im Zoo Wuppertal Anden-Felsenhahn (Rupicola peruviana) im Zoo Wuppertal
© Zoo Wuppertal

Ordnung: Sperlingsvögel (PASSERIFORMES)
Unterordnung: Zehenkoppler bzw. Schreivögel (DESMODACTYLAE bzw. TYRANNI  bzw. EURYLAIMI)
Familie: Schmuckvögel (Cotingidae)

D LC 650

Anden-Felsenhahn

Rupicola peruvianus • The Andean cock-of-the-rock • Le coq-de-roche péruvien

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Anden-Felsenhahn (Rupicola peruvianus), Hahn im Zoo Huachipa, Lima © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Approximative Verbreitung des Anden-Felsenhahns (Rupicola peruvianus)

 

 

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Anden-Felsenhahn (Rupicola peruvianus), Hahn im Zoo Huachipa, Lima © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Anden-Felsenhahn (Rupicola peruvianus aequatorialis), Henne im Zoo Wuppertal © Alexander Sliwa, Zoo Wuppertal

 

 

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Anden-Felsenhahn (Rupicola peruvianus), Hahn im Zoo Wuppertal © Alexander Sliwa, Kölner Zoo

 

 

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Anden-Felsenhahn (Rupicola peruvianus aequatorialis), Hahn im Zoo Wuppertal © Zoo Wuppertal

 

 

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Anden-Felsenhahn (Rupicola peruvianus aequatorialis), Hahn im Zoo Wuppertal © Alexander Sliwa, Kölner Zoo

 

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Stimme auf XENO-CANTO

Felsenhähne sind wohl die bekanntesten Vertreter der Schmuckvögel. Die Hähne geben mit ihrem großen bogenförmige Federkamm und ihrer plakativen schwarz und roten Färbung ideale Botschafter für den Schutz der Nebel- und Regenwälder Südamerikas ab. Die Art konnte allerdings in Europa nur ausnahmsweise zur Zucht gebracht werden, weshalb sie in europäischen Zoos nur selten anzutreffen ist

Körperbau und Körperfunktionen

Der Rote Felsenhahn erreicht eine Gesamtlänge von 30-32 cm und ein Gewicht von ca. 210-270 g. Der Hahn trägt einen auffälligen, bogenförmige Federkamm vom Scheitel bis zum Schnabel. Die Iris ist um die Pupille gelb, nach außen orange, der Schnabel orange. Kopf, Körper und kleine Flügeldecken sind leuchtend orange- oder blutrot, die inneren Armschwingen perlgrau, Flügel und Schwanz schwarz. Die Hennen sind braun, unterseits etwas heller. Auch sie haben einen - allerdings kleineren - Federkamm, ihre Iris ist wie beim Hahn, der Schnabel schwarz [3; 4; 5].

Verbreitung

Südamerika: Bolivien, Ekuador, Kolumbien, Peru, Venezuela [1].

Lebensraum und Lebensweise

Der Anden-Felsenhahn besiedelt Bergwälder in Höhenblagen von 500-2'400 m. Seine Nahrung besteht aus Früchten, hauptsächlich von Annonen-, Lorbeer- und Kaffeegewächsen, größeren Wirbellosen und kleinen Wirbeltieren, insbesondere Echsen und Fröschen. Zu Beginn der Fortpflanzungsperiode sammeln sich bis zu 15 und mehr Hähne an einem Balzplatz, wo sie um die Hennen zu werben. Dazu stellen sie ihre Federhauben auf und rufen laut. Die Henne baut ihr Nest aus Lehm unter einem Überhang an einer Felswand oder in dunkeln Felsschluchten und bebrütet das aus 2 Eiern bestehende Gelege während 26-28 Tagen. Die Küken werden mit 42-48 Tagen flügge [3; 4; 7].

Gefährdung und Schutz

Obwohl der Bestandstrend vermutlich negativ ist, wird der Rote Felsenhahn wegen seiner weiten Verbreitung nicht als gefährdet eingestuft (Rote Liste: LEAST CONCERN) [1].

Der internationale Handel ist unter CITES-Anhang II geregelt.

Zoogestütztes Artenschutzprojekt (Beispiel):

  • Die ecuadorianische Umweltschutzorganisation Jocotoco betreibt das 4'000 ha große Tapichalaca-Naturschutzgebiet. Dieses liegt zwischen dem Podocarpus- und dem Yacuri-Naionalpark und ist ein wichtiger Lebensraum für den Anden-Felsenhahn und 350 weitere Vogelarten. Der Zoologisch-Botanische Garten Wilhelma unterstützt die Bestrebungen Jocotocos zum Schutz des Lebensraums und hat für den Kauf von Regenwaldfläche seit 2019 über 250'000 € aufgewendet (Stand Juli 2022, Internetseite der Wilhelma]

Bedeutung für den Menschen

Die Art befindet sich im internationalen Tierhandel [1]. Von 2001-2018 exportierte von den Ursprungsländern lediglich Peru 155 Wildfänge. Im selben Zeitraum wurden weltweit 48 Nachzuchtvögel bei der Ausfuhr registriert [2].

Haltung

Dass die Zucht des Anden-Felsenhahns nur selten gelang, lag an mangelnden Kenntnissen über die Brutbiologie und der Tatsache, dass sich viele als Hennen importierte Vögel als Hähne im Jugendkleid entpuppten. Über die Brut, künstliche und natürliche Aufzucht berichten SCHÜRER & ROSNER im Jahr 2008 [7]. Sie beschreiben die Jugendentwicklung, insbesondere die Umfärbung von Gefieder, Iris und Schnabel. Das Ausfärben männlicher Jungvögel dauerte mit ca. 18 Monaten deutlich weniger lang als im Freiland, wo 3 Jahren angegeben werden. Typisch für das  Fortpflanzungsgeschehen im Freiland ist die Gruppenbalz. Diese ist aber für das Gelingen der Zucht im Zoo nicht unabdingbar, wesentlich sind dagegen geeignete Neststandorte, die jenen im Freiland ähneln.

Haltung in europäischen Zoos: Der Anden-Felsenhahn war in europäischen Zoos stets selten und wird auch heute in nur wenigen Zoos gehalten. Für Details siehe Zootierliste.

Die Erstzucht in einem europäischen Zoo gelang dem Zoo Wuppertal im Jahr 2004 [6], nachdem zuvor bereits ein niederländischer Privathalter einen Zuchterfolg verzeichnen konnte. Bis 2008 wurden  in Wuppertal sieben weitere Jungvögel aufgezogen, bis auf einen alles Männchen [9].

Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland, Österreich und der Schweiz gibt es keine konkreten Mindestanforderungen an Gehege für Felsenhähne.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Anden-Felsenhahn wurde 1790 vom britischen Arzt und Naturforscher John LATHAM als "Pipra peruviana" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Später wurde er in die bereits 1760 von dem französischen Zoologen Mathurin Jacques BRISSON "Ornithologie, ou, Méthode contenant la division des oiseaux en ordres, sections, genres, especes & leurs variétés" eingeführte Gattung Rupicola gestellt. Es werden vier Unterarten anerkannt [3]. Bisweilen trifft man in der Literatur auf die Schreibweise Rupicola peruviana [5]. Das ist falsch. Rupicola bedeuted Felsbewohner und ist, wie z.B. Agricola - der Landmann, grammatikalisch männlich.

Literatur und Internetquellen

  1. BIRDLIFE INTERNATIONAL (2018). Rupicola peruvianus. The IUCN Red List of Threatened Species 2018: e.T22700974A130267257. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2018-2.RLTS.T22700974A130267257.en . Downloaded on 09 January 2020.
  2. CITES TRADE DATA BASE
  3. DEL HOYO, J., ELLIOTT, A. et al. (eds., 1992-2013)
  4. GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)
  5. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  6. SCHÜRER, U. (2012) 
  7. SCHÜRER, U. & ROSNER, T (2008)
  8. ZOO WUPPERTAL - JAHRESBERICHT

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Gelesen 23109 mal Letzte Änderung am Samstag, 25 November 2023 15:17
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx