Prachtfinken und Finken

Fichtenkreuzschnabel

Fichtenkreuzschnabel (Loxia loxia) im Zoo Augsburg Fichtenkreuzschnabel (Loxia loxia) im Zoo Augsburg
Peter Bretschneider, Zoo Augsburg

Ordnung: Sperlingsvögel (PASSERIFORMES)
Unterordnung: Singvögel (OSCINES)
Familie: Finken (Fringillidae)
Unterfamilie: Stieglitzartige (Carduelinae)
Tribus: Carduelini

D LC 650

Fichtenkreuzschnabel

Loxia curvirostra • The Red Crossbill • Le beccroisé des sapins

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Fichtenkreuzschnabel (Loxia curvirostra), Hahn im Natur- und Tierpark Goldau © Natur- und Tierpark Goldau

 

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Approximative Verbreitung des Fichtenkreuzschnabels (Loxia curvirostra). Dunkelblau: brütend; gelb: nicht brütend

 

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Fichtenkreuzschnabel (Loxia curvirostra), Henne im Zoologisch-Botanischen Garten Pilsen © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

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Fichtenkreuzschnabel (Loxia curvirostra), Henne an Vogelausstellung © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

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Fichtenkreuzschnabel (Loxia curvirostra) als Motiv auf Briefmarke. Ungarn

 

 

 

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Der Fichtenkreuzschnabel ist eine nicht-gefährdete, einheimische Finkenart, die im Freiland vom verstädterten Durchschnittsbürger nur selten beobachtet wird. Dies und ihre überkreuzten Schnabelspitzen, die ein klassisches Beispiel für eine dem Nahrungserwerb angepasste Schnabelform sind, machen die Art für die Zoopädagogik interessant. Allerdings wird sie in Zoos nicht häufig gezeigt.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Fichtenkreuzschnabel ist ein gedrungen gebauter, großköpfiger, etwas plumper Fink. Er erreicht eine Gesamtlänge von 16-17 cm, eine Flügelspannweite von 27-30.5 cm und ein Gewicht von 23-53 g.  Wie sein Name sagt, sind die Spitzen der unteren und oberen Hälfte des sehr starken, seitlich zusammengedrückten und an den Schneiden eingebuchteten Schnabels gekreuzt. Beim Hahn ist das Gefieder der Oberseite variabel von ziegelrot über orange bis gelb gefärbt, an der Unterseite heller. Das Gefieder der Henne ist gelblichgrün bis grau. [2; 3; 4, 6; 8].

Verbreitung

Nord- und Mittelamerika, Europa, West-, Zentral- und Ostasien, Südostasien: Die Art kommt in 73 Ländern oder abhängigen Gebieten als Jahres- oder Brutvogel und in 8 weiteren als Gastvogel vor [1].

Lebensraum und Lebensweise

Mit dem Kreuzschnabel als Spezialwerkzeug können die Fichtenkreuzschnäbel die Samen zwischen den harten Schuppen von Koniferenzapfern hervorholen. Obwohl auch Bucheckern und Samen von Erlen oder Ahorn genommen, werden, beschränkt sich ihre Verbreitung fast ausschließlich auf Fichtenwälder. Am regelmäßigsten brütet der Fichtenkreuzschnabel in Mitteleuropa in Höhenlagen von 1'000-1'800 m, seltener gibt es Nachweise bis auf 2'200 m. Die napfförmigen Nester werden, nur von der Henne, hoch in Nadelbäumen gebaut. Gebrütet wird meist im Frühling, bisweilen aber schon im Januar oder Februar. Die Gelege bestehen aus 3-4 (2-5) hellbeigen, wenig gefleckten, ca. 22x16 mm großen Eiern, die allein von der Henne, die während dieser Zeit von ihrem Partner gefüttert wird, 12-16 Tage bebrütet werden. Die Jungen werden von beiden Eltern versorgt. Sie verlassen das Nest nach 10-20 Tagen [8; 9; 10].

Das örtlich und zeitlich stets variierende Angebot an Fichtensamen führt dazu, dass die Vögel fast unablässig kleinräumig umherstreifen. Wenn die Populationen nach einigen Jahren mit guter Mast gewachsen ist, finden sich die Vögel zu riesigen Schwärmen zusammen und wandern über weite Strecken auch an Orte, wo sie sonst nicht auftreten. Bereits um 1251 wurde aus England von einem solchen Vogelzug berichtet [5; 8]

Gefährdung und Schutz

Der Fichtenkreuzschnabel hat ein sehr weites Verbreitungsgebiet und dementsprechend auch eine große Gesamtpopulation, die irgendwo zwischen 90 und 180 Millionen erwachsenen Vögeln liegt und als stabil gilt. Die Art wird deshalb als nicht-gefährdet beurteilt (Rote Liste: LEAST CONCERN) [1].

Mit Wirksamkeit auf den 22.06.2021 wurde die ukrainische Population in Anhang III CITES aufgenommen, was auch bedeutet, dass bei der Einfuhr aus allen anderen Ländern ein Ursprungszeugnis erforderlich ist.

Die Art fällt unter Anhang 2 der Berner Konvention über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume. In der Vogelschutzrichtlinie der EU (2009/147/EG) ist nur der nahverwandte Schottlandkreuzschnabel (Loxia scotica) aufgeführt.

Situation in Mitteleuropa: In Deutschland ist der Fichtenkreuzschnabel eine besonders geschützte Art nach Bundesnaturschutzgesetz, in der Schweiz ist er nach Jagdgesetz geschützt. Die Bestände werden in Deutschland auf 32-85'000, in Österreich auf 50-90'000, in der Schweiz auf 25-35'000, in Luxemburg auf 0-5 und in Liechtenstein auf 50-100 Brutpaare geschätzt [1; 7].

Bedeutung für den Menschen

Der Fichtenkreuzschnabel wird gebietsweise zu Fleischgewinnung bejagt und befindet sich laut IUCN im internationalen Tierhandel [1].

Kulturelle Bedeutung: Da der Fichtenkreuzschnabel oft in der Weihnachtszeit gesehen wird, bezeichnet man ihn auch als «Christvogel». Die Legende besagt, dass er versucht habe, die Nägel aus dem Kreuz Jesu zu ziehen – deshalb auch der gekreuzte Schnabel. Ein weiterer Name ist «Gichtvogel». Man glaubte früher, der Vogel ziehe die Krankheit eines Kranken an sich [11].

Haltung

Das Höchstalter in menschlicher Obhut wird als "mehr als 7 Jahre" angegeben [4].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 20 Zoos gezeigt, von denen sich etwa die Hälfte im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland gibt das Kleinvogel-Gutachten des BML von 1996 für ein Paar Kreuzschnäbel einen Käfig mit den Mindestmaßen 120x50x50 cm (LxBxH) vor. Für jeweils 1-2 weitere Vögel ist die Grundfläche um 25% zu erweitern. Bei der Haltung in Außenvolieren muss ein Schutzraum mit einer Grundfläche von 1 m² für bis zu 10 Vögel vorhanden sein.

Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2022) ist für ein Paar ein Käfig mit den Mindestmaßen 120x50x80 cm (LxBxH) erforderlich. Für jeweils 2 weitere Vögel ist die Grundfläche um 25% zu erweitern. Den Tieren sind Volieren mit natürlicher Bepflanzung von Sträuchern, Laubgehölzen und Koniferen einzurichten, was bei den vorgegebenen Käfigmaßen nicht möglich ist. Bei Schwarmhaltung ist auf ausreichende Versteckmöglichkeiten zu achten. Eine Badegelegenheit ist erforderlich. Die Vögel dürfen ganzjährig in Außenvolieren gehalten werden, sofern ihnen ein trockener und zugfreier Schutzraum oder überdachter geschützter Volierenteil zur Verfügung steht.

Gemäß Schweizerischer Tierschutzverordnung (Stand 1.2.2022) ist für bis zu 4 Finken (explizit genannt nur der Kanarienvogel) ein Käfig mit einer Grundfläche von 2'400 cm²und einer Höhe von 50 cm mit Badegelegenheit vorgeschrieben, für jedes weitere Tier ist die Fläche um 500 cm² zu erhöhen

Taxonomie und Nomenklatur

Der Fichtenkreuzschnabel wurde 1758 von Carl von LINNÉ unter seinem heute noch gültigen Namen erstmals wissenschaftlich beschrieben. Gegenwärtig werden 19 Unterarten anerkannt. In Mitteleuropa kommt die Nominatform vor [2].

Literatur und Internetquellen

  1. BIRDLIFE INTERNATIONAL (2017). Loxia curvirostra (amended version of 2016 assessment). The IUCN Red List of Threatened Species 2017: e.T22720646A111131604. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2017-1.RLTS.T22720646A111131604.en und (2015). Loxia curvirostra. The IUCN Red List of Threatened Species 2015: e.T22720646A60286765. Downloaded on 03 February 2020.
  2. BREHM, A. E. (1882-1887)
  3. DEL HOYO, J., ELLIOTT, A. et al. (eds., 1992-2013)
  4. GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)
  5. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  6. HEINZEL, H., FITTER, R. & PARSLOW, J. (1977)
  7. KNAUS, P., MÜLLER, C., SATTLER, T., SCHMID, H. & STREBEL, N (2019)
  8. MAUMARY, L. et al. (2007)
  9. PFORR, M. & LIMBRUNNER, A. (1991)
  10. SCHMID, H., R. LUDER, B. NAEF-DAENZER, R. GRAF & N. ZBINDEN (1998)
  11. TIERPARK GOLDAU

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Gelesen 23229 mal Letzte Änderung am Dienstag, 15 November 2022 16:58
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