Hörnchen-Verwandte

Präriehund

Schwarzschwanz-Präriehund (Cynomys ludovicianus) Tierpark Nordhorn Schwarzschwanz-Präriehund (Cynomys ludovicianus) Tierpark Nordhorn
© Ina Brockmann, Nordhorn

Überordnung: EUARCHONTOGLIRES
Taxon ohne Rang: Nagetiere und Hasen (GLIRES)
Ordnung: Nagetiere (RODENTIA)
Unterordnung: Hörnchenverwandte (Sciuromorpha)
Familie: Hörnchen (Sciuridae)
Unterfamilie: Erdhörnchen (Xerinae)
Tribus: Echte Erdhörnchen (Marmotini)

D LC 650

Präriehund

Cynomys ludovicianus • The Prairie Dog • Le chien de prairie

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Schwarzschwanz-Präriehunde (Cynomys ludovicianus) im Parco faunistico Cappeller, Cartigliano VI © Peter Dollinger Zoo Office Bern

 

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Approximative Verbreitung des Schwarzschwanz-Präriehunds (Cynomys ludovicianus)

 

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Schwarzschwanz-Präriehund (Cynomys ludovicianus) im Prospect Park Zoo, New York © Peter Dollinger Zoo Office Bern

 

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Schwarzschwanz-Präriehund (Cynomys ludovicianus) im Tierpark Delitzsch © Peter Dollinger Zoo Office Bern

 

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Schwarzschwanz-Präriehunde (Cynomys ludovicianus) im Wildpark Lüneburger Heide, Hanstedt-Ninburg © Peter Dollinger Zoo Office Bern

 

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Schwarzschwanz-Präriehunde (Cynomys ludovicianus) im Wildpark Lüneburger Heide, Hanstedt-Ninburg © Peter Dollinger Zoo Office Bern

 

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Schwarzschwanz-Präriehund (Cynomys ludovicianus) im Zoologischen Garten Hof © Peter Dollinger Zoo Office Bern

 

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Schwarzschwanz-Präriehund (Cynomys ludovicianus) im Tierpark Kleve © Peter Dollinger Zoo Office Bern

 

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Schwarzschwanz-Präriehunde (Cynomys ludovicianus) im Tierpark Kleve © Peter Dollinger Zoo Office Bern

 

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Schwarzschwanz-Präriehund (Cynomys ludovicianus) im Tierpark Wismar © Peter Dollinger Zoo Office Bern

 

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Spielende Schwarzschwant-Präriehunde (Cynomys ludovicianus) im Tierpark Nordhorn © IB, Nordhorn

 

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Schwarzschwanz-Präriehund (Cynomys ludovidianus) im Zoo Salzburg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Schwarzschwanz-Präriehunde (Cynomys ludovicianus) im Unterirdischen Zoo des Zoo Osnabrück - Zoo-Pressefoto

 

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Schwarzschwanz-Präriehund (Cynomys ludovicianus) im Zoo Salzburg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Schwarzschwanz-Präriehunde (Cynomys ludovicianus) auf der Bisonanlage des Eifelzoos Lünebach © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Der Präriehund ist eine guter Botschafter für den Schutz der nordamerikanischen Prärien und ihrer teilweise bedrohten Fauna (Bison, Gabelbock, Schwarzfußiltis, Kitfuchs, Präriehühner...). Im Gegensatz zu vielen anderen nordamerikanischen Arten wird er in europäischen Zoos sehr häufig gezeigt.

Körperbau und Körperfunktionen

Schwarzschwanzpräriehunde sind kräftig gebaute Erdhörnchen mit einer mittleren Kopf-Rumpflänge von 373 mm. Der Schwanz wird etwa 64-87 mm lang. Männchen erreichen ein mittleres Gewicht von 905 g, Weibchen von 819 g. Die Ohren sind wenig behaart und sehr klein. Schädel und Gebiss sind ähnlich wie bei den Murmeltieren. Der Daumen ist voll ausgebildet und mit einer langen Kralle versehen. Von den übrigen nordamerikanischen Erdhörnchen unterscheiden sich die Präriehunde dadurch, dass die Backentaschen verkümmert sind. Das Fell ist kurz und einfarbig zimtfarben bis graubraun, im Gesicht und auf der Unterseite etwas heller. Der Schwanz hat eine schwarze Spitze [3; 4; 7].

Verbreitung

Nordamerika: Kanada, Mexiko, USA [2].

Zu Zeiten, als die Prärien landwirtschaftlich noch kaum genutzt waren, war die größte bekannte, zusammenhängende Kolonie rund 65'000 km² groß, erreichte also beinahe die Fläche Bayerns, und war von geschätzten 400 Millionen Präriehunden besiedelt. Der Bestand nahm im 19. Jahrhundert zu, weil die Siedler Prädatoren (Kojote, Rotluchs) und Konkurrenten (Bison, Gabelbock) eliminierten. Noch anfangs des 20. Jahrhunderts waren in Texas etwa 230'000 km² von etwa 800 Millionen Präriehunden bewohnt. 80 Jahre später waren es als Folge von Ausrottungskampagnen gerade noch 2,25 Millionen. Danach kam es zu einer gewissen Erholung. Insgesamt erstreckte sich die ursprüngliche Verbreitung der Präriehunde von Saskatchewan bis zum Rio Grande [3; 4].

Lebensraum und Lebensweise

Der Schwarzschwanz-Präriehund besiedelt in zum Teil riesigen Kolonien alle Graslandtypen Nordamerikas, gerne überweidete Gebiete oder solche mit spärlichem Graswuchs. Der Boden sollte nach Möglichkeit fein, aber fest sein. Die Präriehunde erhielten ihren Namen von den weißen Siedlern Nordamerikas, weil sie - im Gegensatz zum Murmeltier - nicht pfeifen, sondern bellen [1; 2; 3].

Präriehunde sind tagaktive Tiere. Nachts schlafen sie in ihren selbst gebauten Erdhöhlen. Die Eingänge zum unterirdischen Tunnelsystem werden meist auf einem schon vorhandenen Hügel angelegt, damit die Tiere Ausschau nach Feinden halten können. Die Baue sind weit verzweigt. Von einer vier Meter langen, senkrecht in die Tiefe führenden Fallröhre gehen lange, horizontale Gänge ab, die zu Wohnkesseln und Latrinen führen. Durch abzweigende Seitengänge wird ein ausgedehntes Röhrensystem gebildet. Mit dem Aushubmaterial wird ein Wall um jedes Einschlupfloch gebaut, der gegen eine Überflutung des Röhrensystems schützen soll und als Beobachtungsposten dient [1; 3; 4; 5].

Eine Kolonie besteht aus Familiensippen, bestehend aus einem geschlechtsreifen Männchen, einem bis sechs Weibchen und deren Nachwuchs. Jede Sippe besitzt ihr eigenes Territorium, welches sie auch gegen Präriehunde anderer Sippen verteidigen. So kann man öfters Verfolgungsjagden beobachten. Präriehunde, die derselben Sippe angehören, begrüßen sich mit einem „Kuss“. Das bedeutet, dass sie sich wieder erkannt haben und friedlich miteinander umgehen [5].

Zu den natürlichen Feinden der Präriehunde zählen Schwarzfußiltisse, Greifvögel, Eulen und Klapperschlangen. Stets halten einige Tier Wache, während die übrigen fressen oder spielen. Falls sich ein Feind nähern sollte, warnen die Wächter die anderen mit ihrem kläffenden Warnruf. Es wird allerdigs auch berichtet, dass Klapperschlangen, Kanincheneulen und Präriehunde gemeinsam einen Bau bewohnen [5].

Präriehunde halten einen Winterschlaf. Dieser kann im Süden des Verbreitungsgebiets sehr kurz und schon im Februar beendet sein. Männchen erwachen etwa zwei Wochen früher als Weibchen [3].

Während der Fortpflanzungszeit verteidigen die Weibchen individuelle Territorien. Nach einer Tragzeit von 34-35 Tagen gebären sie im Bau einen Wurf nackter und blinder Jungtiere. Nach 6 Wochen erscheinen 1-6 Junge an der Oberfläche. Die Tier können Geschlechtsreife schon mit einem Jahr erreichen, pflanzen sich aber meist erst mit zwei Jahren fort [7].

Gefährdung und Schutz

Obwohl die Bestände wieder abnehmen, ist die Art im Rahmen einer Beurteilung aus dem Jahr 2016 noch nicht als gefährdet eingestuft worden, weil davon ausgegangen werden kann, dass die Gesamtzahl der (Schwarzschwanz-) Präriehunde in der Größenordnung von 18 Millionen liegt (Rote Liste: LEAST CONCERN). Von den übrigen vier Arten der Gattung Cynomys sind zwei vom Aussterben bedroht [2].

Der internationale Handel wird durch CITES nicht geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Weil 32 Präriehunde gleich viel Gras fressen wie ein Schaf, 256 so viel wie ein Rind und bei hohem Bestand die intensive Beweidung des Graslandes zu Erosion führen kann, sind die Präriehunde immer wieder bekämpft worden und ihre Bestände nahmen ab. Sie werden auch zur Fleischgewinnung und als Sport geschossen [2; 3].

Haltung

Im 19. Jahrhundert wurden Präriehunde, wie andere Kleinsäuger auch, in engen Käfigen gehalten. Die erste dem Verhalten der Tiere Rechnung tragende Anlage wurde in den 1880er-Jahren von Ludwig Wunderlich im Zoo Frankfurt errichtet. Sie hatte eine Fläche von 50 m² und übertraf damit heutige gesetzliche Mindestanforderungen [8]. Präriehunde werden gelegentlich mit Ursons oder mit Huftieren vergesellschaftet, im Vogelpark Marlow mit Rennkuckucken (Geococcyx californianus). Freilaufhaltung ist ebenfalls möglich und wird z.B. in Herberstein, Lünebach, Schwerin und Wismar praktiziert. Voraussetzung muss aber sein, dass wegen psychologischer oder physischen Barrieren die Tiere das Zoogelände nicht verlassen.

Bilden sich in einem Gehege zwei Kolonien, kann es zwischen diesen zu aggressivem Verhalten kommen. Die Konflikte können reduziert werden, wenn das Futter so ausgelegt wird, dass sich die beiden Gruppen möglichst wenig in die Quere kommen [9].

WEIGL gibt als Altersrekord 11 Jahre an, erreicht von einem im Whipsnade Wild Animal Park gehaltenen Tier [6].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 190 Zoos gehalten, von denen sich etwa ein Drittel im deutschsprachigen Raum befinden. Der Schwarzschwanzpräriehund ist die einzige Präriehund-Art, die gegenwärtig in Europa zu sehen ist. In der Vergangenheit wurden vereinzelt auch Gunnison- (oder Colorado-) sowie Mexikanische Präriehunde gezeigt. Für Details siehe Zootierliste.

Forschung im Zoo: Prärierhunde sind gelegentlich Gegenstand von Forschungsarbeiten oder forschendem Lernen, so wurde z.B. über die große Kolonie im Tierpark Herberstein eine Bachelorarbeit gemacht [5].

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL soll ein Gehege für 3 Tiere mindestens 20 m² Grundfläche aufweisen. Für jedes weitere Adulttier ist 1 m² zusätzliche Fläche erforderlich. Die Tiere müssen sich eingraben können oder es sind künstliche Baue anzubieten.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für bis zu 10 Tieren ein Gehege vor, dessen Grundfläche 40 m² misst. Für jedes weitere Tier sind 2 m² Fläche zusätzlich erforderlich. Die Tiere müssen graben können.

Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) ist für bis zu 5 Tierne eine Fläche von 40 m² erforderlich, für jedes weitere Tier ist die Fläche um 4 m² zu vergrößern. Die Tiere sind in Kolonien zu halten. Die Möglichkeit zur Überwinterung in einem frostfreien Überwinterungsquartier in Form eines Natur- oder Kunstbaues, muss gegeben sein.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Schwarzschwanz-Präriehund wurde 1815 von dem aus Phildelphia stammenden amerikanischen Zoologen George ORD als "Arctomys ludovicianus" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die heute gültige Gattungsbezeichnung Cynomys wurde 1817 von dem in Marseille aufgewachsenen, hauptsächlich in den USA tätigen Universalgelehrten Constantine Samuel RAFINESQUE eingeführt. Es werden gegenwärtig zwei Unterarten anerkannt [7].

Die Gattung Cynomys umfasst fünf Arten [10]:

  • Gunnisons Präriehund (C. gunnisoni): USA (Arizona, Colorado, New Mexico, Utah)
  • Weißschwanz-Präriehund (C. leucurus): USA (Colorado, Wyoming)
  • Schwarzschwanz-Präriehund (C. ludovicianus): Kanada (Saskatchewan), Mexiko (Chihuahua, Sonora), USA (11 Bundesstaaten)
  • Mexikanischer Präriehund (C. mexicanus): Mexiko (Coahuila, San Luis Potosí)
  • Utah-Präriehund (C. parvidens): USA (Utah).

Literatur und Internetquellen

  1. ALLEN, T. B. (1979)
  2. CASSOLA, F. (2016). Cynomys ludovicianus (errata version published in 2017). The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T6091A115080297. http://www.iucnredlist.org/details/6091/0. Downloaded on 20 May 2018.
  3. FREYE, H.-A. in GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  4. NOWAK, R.M. & PARADISO, J.L. (1983)
  5. SCHNEIDER, E. (?)
  6. WEIGL, R. (2005)
  7. WILSON, D.E. & REEDER, D. M. (2005)
  8. LAMP, B. (2009)
  9. THOMAS, S., KIRKPATRICK, M., HORZEMPA, I., KNOX, J., TOMAS, R., SURABIAN, D & BYUN, S. A. (2019)
  10. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)

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Gelesen 20211 mal Letzte Änderung am Samstag, 13 Mai 2023 09:01
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