Giftnattern

Uräusschlange

Uräusschlange (Naja haje) im Tierpark Berlin Uräusschlange (Naja haje) im Tierpark Berlin
© Klaus Rudloff, Berlin

Ordnung: Schuppenkriechtiere (SQUAMATA)
Unterordnung: Schlangen (SERPENTES)
Überfamilie: Nattern- und Vipernartige (Colubroidea oder Xenophidia)
Familie: Giftnattern (Elapidae)
Unterfamilie: Echten Giftnattern (Elapinae)

D LC 650

Uräusschlange, Ägyptische Kobra

Naja haje • The Egyptian Cobra • Le cobra égyptien

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Marokkanische Kobra (Naja haje legionis) im Tierpark Berlin © Carlos Frey, Berlin

 

 

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Approximative Verbreitung der Arten des Naja haje-Komplexes: (1) haje; (2) arabica; (3) senegalensis; (4) annulifera; (5) anchietae

 

 

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Marokkanische Kobra (Naja haje legionis) im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Marokkanische Kobra (Naja haje legionis) im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Marokkanische Kobra (Naja haje legionis) im Tierpark Berlin © Carlos Frey, Berlin

 

 

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Marokkanische Kobra (Naja haje legionis) im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Marokkanische Kobra (Naja haje legionis) im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Die Uräusschlange ist eine typische Kobra, die beim Publikum auf großes Interesse stößt und nicht zuletzt wegen ihrer kulturhistorischen Bedeutung für die Zoopädagogik interessant ist. Sie wird in europäischen Zoos allerdings nicht häufig gehalten.

Körperbau und Körperfunktionen

Die Uräusschlange wird 1.50 bis zu 2.50 m lang. Es gibt unterschiedliche Farbphasen. Im Gegensatz zu den asiatischen Naja-Arten trägt sie keine "Brille" und ihr gespreizter Halsschild ist nicht tellerförmig, sondern längsoval wie der "Hut" der Königskobra [2; 4].

Verbreitung

Durch die Aufspaltung von Naja haje in mehrere Arten beschränkt sich das Areal heute auf Nord-, Nordwest- und Ostafrika [7; 8].

Lebensraum und Lebensweise

Die überwiegend nachtaktiven Uräusschlangen leben vorzugsweise in trockenen Lebensräumen mit niedrigem Gestrüpp, Gebüsch oder Gesteinsschutt. Sie bewohnen Termitenstöcke, hohle Baumstämme und Felshöhlen. Ihre Nahrung besteht aus Kleinsäugern, Vögeln, Echsen, Schlangen, Kröten und Fröschen. Die Art ist ovipar. Das Weibchen legt rund 60 Tage nach der Paarung etwa 8-20(-25) Eier, deren Entwicklungsdauer bei Tagestemperaturen von 28-31°C und Nachttemperaturen von 24-25°C 8-9 Wochen beträgt. Die Schlüpflinge sind etwa 30 cm lang [3; 4; 5; 6].

Bevor eine Uräusschlange angreift, hebt sie ihren Kopf bis 60 cm über den Boden spreizt mittels ihrer beweglich Halsrippen ihren bis zu 12 cm breiten Schild. Damit bietet diese auch für den Menschen gefährliche Art einen furchterregenden Eindruck [4; 5].

Gefährdung und Schutz

Gestützt auf eine Beurteilung aus dem Jahr 2012 wurde die Uräusschlange erst 2021 in die Rote Liste der IUCN aufgenommen. Aufgrund ihrer extrem weiten Verbreitung und ihrer Anpassungsfähigkeit, und weil es nur lokale Risiken gibt, wurde sie als nicht-gefährdet (LEAST CONCERN) eingestuft [9].

Der internationale Handel wird nach CITES nicht geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Uräusschlangen können dadurch lästig werden, dass sie in Hühnerställe eindringen und sich dort bedienen. Ohne Behandlung wirkt ihr neurotoxisches Gift auch beim Menschen meist tödlich [3]. Wie auch die asiatischen Kobras wird in Nordafrika die Uräusschlangen von Schlangenbeschwörern für ihre Darbietungen benutzt. BREHM gibt eine Darstellung des Fangs der Schlangen: "Jeder egyptische Gaukler fängt sich die Aspiden, deren er zu seinen Schaustellungen bedarf, selbst ein, und zwar auf sehr einfache Weise. Bewaffnet mit einem langen, starken Stocke aus Mimosenholz, dem sogenannten Nabút, besucht er versprechende Plätze und stöbert hier alle geeigneten Schlupfwinkel durch, bis er einer Haie ansichtig wird. An dem einen Ende des Stockes hat er ein Lumpenbündel befestigt, und dieses hält er der Schlange vor, sobald sie drohend sich aufrichtet und Miene macht, von der Vertheidigung zum Angriffe überzugehen. In der Wuth beißt sie in die Lumpen, und in demselben Augenblicke wirft der Fänger mit einer raschen Bewegung den Stock zurück, in der Absicht, ihr die Zähne auszubrechen. Niemals aber begnügt er sich mit einem Versuche, sondern foppt und reizt die Schlange so lange, bis sie viele Male gebissen, ihre Giftzähne bestimmt verloren und sich gleichzeitig vollständig erschöpft hat. Nunmehr preßt er ihren Kopf mit dem Knüppel fest auf den Boden, nähert sich vorsichtig, packt sie am Halse, drückt sie an der ihm bekannten Stelle des Nackens, versetzt sie in eine Art von Starrkrampf und untersucht ihr endlich das Maul, um zu sehen, ob wirklich die Giftzähne ausgerissen wurden. Auch er weiß sehr wohl, daß diese Waffen sich von selbst wieder ersetzen, und unterläßt es nie, von Zeit zu Zeit das alte Spiel zu wiederholen" [1].

Haltung

Die Uräusschlange gehört zu den "Gefahrtieren", deren Haltung in manchen deutschen Bundesländern unter sicherheitspolizeilichen Aspekten eingeschränkt oder geregelt ist. Die Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) und der Verband Deutscher Verein für Aquarien- und Terrarienkunde (DVA) haben zu dieser Thematik einen Leitfaden herausgegeben [10]. Für die Haltung durch erfahrene Personen wird ein geräumiges, trockenes Giftschlangenterrarium empfohlen, das mit Bodenheizung, Wärme- und ev. UV-Strahler sowie einem Wasserbecken und einem Schlupfkasten ausgestattet ist. Als Bodengrund eignen sich z.B. Torfersatz oder ein Sand-Torf-Gemisch. Die Einrichtung soll übersichtlich sein, das Terrarium strukturieren, aber der Schlange keine weiteren Verstecke bieten. Tagsüber sollen Boden- und Lufttemperatur bei 25-32ºC liegen, nachts zwischen 20-32ºC. Eine Winterruhe entfällt [6].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in weniger als 20 Institutionen gezeigt, von denen sich rund ein Viertel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Reptiliengutachten 1997 des BMELF soll ein Terrarium für zwei etwa gleich lange Tiere 1.5x so lang und 0.75x so breit sein wie die Gesamtlänge eines Tieres. Die Höhe soll der Gesamtlänge entsprechen. Für jedes weitere Tier ist das Terrarienvolumen unter Beibehaltung der Proportionen um 20% zu erhöhen. In der Schweizerischen Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) und der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) ist die Art nicht erwähnt. In Österreich gelten die allgemeinen Bestimmungen für die Haltung von Schlangen.

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Reptiliengutachten 1997 des BMELF soll ein Terrarium für zwei etwa gleich lange Tiere 1.5x so lang und 0.75x so breit sein wie die Gesamtlänge eines Tieres. Die Höhe soll der Gesamtlänge entsprechen. Für jedes weitere Tier ist das Terrarienvolumen unter Beibehaltung der Proportionen um 20% zu erhöhen. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 1-2 Tiere ein Gehege vor, dessen Grundfläche dem 1.0x0.5-fachen und dessen Höhe der Hälfte der Gesamtlänge eines Tiers entsprechen. In der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) ist die Art nicht erwähnt. Es gelten die allgemeinen Bestimmungen für die Haltung von Schlangen, siehe aber auch die Angaben zur Monokelkobra (Naja kaouthia).

Taxonomie und Nomenklatur

Die Uräusschlange wurde 1758 von Carl von LINNÉ als "Coluber haje" beschrieben. Der Bremer Naturforscher Blasius MERREM stellte sie 1820 in die Gattung Naja. In den letzten Jahren wurde die Art im traditionellen Sinn in mehrere Arten aufgeteilt. Seit 2009 wird sie, zusammen mit fünf weiteren, nahverwandten Arten, der Untergattung Uraeus zugeordnet [7;8; 11].

Literatur und Internetquellen

  1. BREHM, A. E. (1882-1887)
  2. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  3. MEHRTENS, J. M. (1993)
  4. O'SHEA, M. & HALLIDAY, T. (2002)
  5. PATTERSON, R. & BANNISTER, A. (1988)
  6. SNAKE PARADISE
  7. THE REPTILE DATA BASE
  8. TRAPE, J.-F. & CHIRIO, L. & G. BROADLEY, D. & WÜSTER, W. (2009)
  9. WILMS, T., WAGNER, P., SPAWLS, S. et al. 2021. (Naja haje). The IUCN Red List of Threatened Species 2021: e.T184071A1748178.https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2021-2.RLTS.T184071A1748178.en. Accessed on 20 July 2023.
  10. DGHT/DVA (Hrsg. 2014)
  11. WOOD, P. L., GUO, X., TRAVERS, S. L et al. (2019/20)

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Gelesen 34876 mal Letzte Änderung am Dienstag, 22 August 2023 13:54
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