Antilopen

Bergriedbock

Bergriedbock (Redunca fulvorufula) im Opel-Zoo Kronberg Bergriedbock (Redunca fulvorufula) im Opel-Zoo Kronberg
© Thomas Kauffels, Opel-Zoo

Überordnung: LAURASIATHERIA
Taxon ohne Rang: CETARTIODACTYLA
Ordnung: Paarzeher (ARTIODACTYLA)
Unterordnung: Wiederkäuer (Ruminantia)
Familie: Hornträger (Bovidae)
Unterfamilie: Ried- und Wasserböcke (Reduncinae)

D EN 650

Bergriedbock 

Redunca fulvorufula • The Mountain Reedbuck • Le cob de montagne

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Bergriedbock (Redunca fulvorufula) im Zoo Dvůr Králové © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Approximative Verbreitung des Bergriedbocks (Redunca fulvorufula). Dunkelblau: R.f. fulvorufula; rot: R.f. chanleri; schwarz: R.f. adamauae

 

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Bergriedbock (Redunca fulvorufula) im Opel-Zoo Kronberg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Bergriedbock (Redunca fulvorufula), Geiß mit Ohrkerben-Markierung im Opel-Zoo Kronberg © Johannes Pfleiderer, Zoo Duisburg

 

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Bergriedbock (Redunca fulvorufula) im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Bergriedböcke (Redunca fulvorufula) im Zoo Dvůr Králové © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Bergriedbock (Redunca fulvorufula)flüchtige Geiß im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Bergriedbock (Redunca fulvorufula), Geiß mit Kitz im Opel-Zoo Kronberg © Thomas Kauffels, Opel-Zoo

 

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Schädel eines Bergriedbocks (Redunca fulvorufula) © Field Museum of Natural History, Chicago (Aufnahme von Rebecca A. Banasiak). Übernommen unter der CC BY-NC 4.0-Lizenz.

 

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Bergriedbock (Redunca fuulvorufula). Abbildung aus SCLATER, P. L. & OLDFIELD, T. (1899-1900) The Book of Antelopes

 

 

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Der Bergriedbock ist eine mittelgroße, in ihrer Heimat stark gefährdete Antilope. Er ist die einzige Riedbock-Art, die in europäischen Zoos gehalten wird, heute (2019) aber auch nur noch in einem einzigen Zoo.

Körperbau und Körperfunktionen

Mit einer Schulterhöhe von 75 cm und einem Gewicht von rund 30 kg (Böcke 32 kg, Geißen 28 kg) ist der  Bergriedbock eine mittelgroße Antilope. Nur der Bock trägt kurze, bis 25 cm lange, nach vorne gebogene Hörner. Das Fell der Oberseite ist überwiegend graubraun, im Kopf- und Halsbereich rotbraun, weshalb die Art auf Afrikaans als "Roojribbock" bezeichnet wird. Der Bauch, die Innenseiten der Vorarme und Schenkel und die Unterseite des buschigen Schwanzes, der bei Gefahr aufgestellt wird, sind weiß. Unter dem Ohr befindet sich ein nackter Drüsenfleck und in der Weichenregion sitzen 1-2 Paar Inguinaldrüsen [4; 6].

Verbreitung

Afrika südlich der Sahara in drei getrennten Populationen in Süd-, Ost-, und Westafrika (Äthiopien, Botswana, Kamerun, Kenia, Lesotho, Mosambik, Nigeria, Südafrika, Süd-Sudan, Swasiland, Tansania, Uganda) [3].

Lebensraum und Lebensweise

Der Bergriedbock gehört zu jenen Antilopen, die ein inselartiges Vorkommen haben und dazwischen auf weite Strecken fehlen. Dies könnte damit zu tun haben, dass sich im Verlauf mehrerer 100'000 Jahre die Niederschlagsverhältnisse änderten und sich dadurch die Lebensbedingungen für die Art in vielen Gebieten verschlechterten. Anders als die meisten anderen Antilopen seiner Größe, ist der Bergriedbock kein "Browser", sondern frisst vorzugsweise Gräser, kann also die alpinen Rasen seines gebirgigen Lebensraums gut nutzen. Während der Regenzeit kann er seinen Flüssigkeitsbedarf weitgehend mit dem Futter decken. Bergriedböcke bilden wenig stabile Weibchenrudel von 3-6, gelegentlich bis zu 30 Individuen. Erwachsene Böcke haben Territorien, die sie ohne Not nicht verlassen. Böcke ohne Territorium streifen alleine umher oder bilden Junggesellengruppen. Bei Gefahr pfeifen Bergriedböcke durch die Nase, um die anderen zu alarmieren [1; 4].

Bergriedböcke haben keine feste Fortpflanzungszeit. Klimaabhängig kann es jedoch saisonal zu Häufungen der Paarungsaktivitäten und der Geburten kommen. Nach einer Tragzeit von 223-253 Tagen kommt jeweils ein einzelnes Kitz mit einem Geburtsgewicht von 1.9-3.4 kg zur Welt. Die Geiß verlässt vor der Geburt die Herde und setzt das Kitz in einem Versteck. Das Junge ist während 2-3 Monaten ein Ablieger. Die Mutter kommt 1-2 mal träglich vorbei, um es zu säugen, zu putzen und es zu einem neuen Versteck zu führen. Junge Böcke werden mit 14-25 Monaten geschlechtsreif, Geißen mit 11-28 Monaten [1; 5, 8].

Gefährdung, Jagd und Schutz

Aufgrund einer Neubeurteilung wurde der Bergriedbock im Jahr 2017 in die Kategorie "stark gefährdet" eingestuft. Zuvor galt die Art nicht als gefährdet Die Unterart Redunca f. chanleri wurde jedoch schon früher als gefährdet (Rote Liste: VULNERABLE) und Redunca f. adamauae als stark gefährdet (ENDANGERED) beurteilt [3].

Der internationale Handel wird durch CITES nicht geregelt. Die Einfuhr von lebenden Tieren aus den Ursprungsländern ist aber wegen der restriktiven Veterinärbestimmungen der EU so gut wie ausgeschlossen.

Bedeutung für den Menschen

Der Bergriedbock wird als Sport sowie zur Gewinnung von Fleisch und Material für kunsthandwerkliche Arbeiten gejagt. Ausländische Jagdtouristen bezahlen in Äthiopien eine Abschussgebühr von 1'000 USD, in Südafrika eine solche von 1'000 bis 1'550 USD [3; Online-Inserate 2019].

Haltung

WEIGL gibt als Höchstalter für ein im Bronx Zoo, New York, gehaltenes Tier 12 Jahre und 4 Monate an [7].

Haltung in europäischen Zoos: Der Bergriedbock wurde in Europa nie häufig gehalten. Die europäische Erstzucht gelang vermutlich dem Zoo in Rom im Jahr 1945. Der heutige (2023) kleine Bestand von Redunca f. fulvorufula steht in nur zwei Parks und geht auf Direktimporte zurück die der Zoo Dvůr Králové 1972 / 74 tätigte. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL soll für bis zu 5 Tieren ein Gehege von mindestens 200 m² zur Verfügung stehen. Für jedes weitere Tier kommen 20 m² zur Basisfläche dazu. Zudem wird ein Stall von etwa 3 m²/Tier vorgegeben.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für bis zu 10 Tieren ein Gehege mit Trenn- oder Absperrmöglichkeit vor, dessen Grundfläche 500 m² misst. Für jedes weitere Tier kommen 40 m² zur Basisfläche dazu. Ferner ist ein Stall mit einer Fläche von 4 m²/Tier erforderlich.

Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) ist für 1-5 Tiere ein Außengehege von 500 m² erforderlich, für jedes weitere 50 m² mehr. Zudem ist ein beheizter Stall mit einem Mindestausmaß von 4 m² pro Tier mit einer Mindesttemperatur von 10°C vorgeschrieben. Die Haltung hat in Gruppen mit einem erwachsenen Männchen, mehreren Weibchen und deren Nachwuchs zu erfolgen.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Bergriedbock wurde 1815 vom schwedischen Botaniker und Zoologen Adam AFZELIUS, einem Schüler Carl von LINNÉs, als "Antilope fulvorufula" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die heute gültige Gattung Redunca wurde 1827 vom britischen Oberstleutnant Charles HAMILTON SMITH, einem wissenschaftlichen Illustrator und autodidaktischen Naturforscher, aufgestellt. Traditionell wurde die Gattung in drei Arten unterteilt: den Gewöhnlichen Riedbock (R.redunca), den Großen Riedbock (R. arundinum) und den Bergriedbock (R. fulvorufula). Die einzelnen Populationen des Bergriedbocks haben in diesem System Unterartstatus: Die in unseren Zoos gezeigte Nominatform lebt im südlichen Afrika, der nach dem US-amerikanischen Politiker und Afrikaforscher William Astor CHANLER (1867 – 1934) benannte Chanler-Bergriedbock (R. f. chanleri) in Ostafrika und der Westliche Bergriedbock (R. f. adamauae) mit einem Bestand von nur noch 250 erwachsenen Tieren im bis zu 2'710 m hohen Hochland von Adamaua im Grenzgebiet von Kamerun und Nigeria. In der umstrittenen Huftier-Taxonomie von 2011 wurden die bisherige Unterarten zu 9 vollen Arten aufgewertet. Dies wurde im Säugetier-Handbuch übernommen, nicht aber in der Roten Liste der IUCN [2; 3; 8].

Literatur und Internetquellen

  1. APPS, P. (1992)
  2. GROVES, C.P. & GRUBB, P. (2011)
  3. IUCN SSC Antelope Specialist Group (2017). Redunca fulvorufula. The IUCN Red List of Threatened Species 2017: e.T19391A50193881. http://www.iucnredlist.org/details/19391/0. Downloaded on 13 June 2018.
  4. MILLS, G & HES, L. (1999)
  5. PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
  6. SMITHERS, R. H. N. (1983)
  7. WEIGL, R. (2005)
  8. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)

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Gelesen 42600 mal Letzte Änderung am Dienstag, 28 März 2023 16:15
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx