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ZIEGLER, T., SOMMERLAD, R., BRASS, W., van der STRAETEN, K., KARBE, D. & RAUHAUS, A. (2011)

Wie die Philippinenkrokodile an den Rhein kamen.

Zeitschrift des Kölner Zoos 54, Heft 3: 119-141. ISSN 0375-5290.

Zusammenfassung:

Die Haltung und Vermehrung von Krokodilen hat im Aquarium des Kölner Zoos langjährige Tradition, wovon vielfache in den letzten vier Jahrzehnten dort erfolgte erfolgreiche Nachzuchten von Nilkrokodilen (Crocodylus niloticus) und Brauen-Glattstirnkaimanen (Paleosuschus palpebrosus) zeugen. Angesichts des ersten Transfers von Philippinenkrokodilen (Crocodylus mindorensis) in EAZA-Zoos beschloss der Kölner Zoo, sich am Aufbau einer Haltung dieser von der Ausrottung bedrohten Art im Rahmen eines Erhaltungszuchtprogramms zu beteiligen. Durch nachfolgende Verträge der jeweiligen europäischen Partnerzoos mit der philippinischen Regierung und dem für den Transfer verantwortlichen Krokodille Zoo in Eskilstrup, Dänemark, kam es schließlich zur ersten EAZA-Einfuhr von Philippinenkrokodilen in die EU. Alle europäischen Partnerzoos verpflichteten sich in diesem Rahmen, für die bei ihnen gehaltenen, aber immer noch im Besitz der philippinischen Regierung befindlichen Philippinenkrokodile die Mabuwaya-Stiftung in San Mariano auf der philippinischen Insel Luzon zu unterstützen, so dass eine Verbindung von ex situ mit in situ Krokodilschutzaktivitäten gegeben ist. Da die Krokodilschauanlage im Aquarium des Kölner Zoos zum Zeitpunkt der Einfuhr der Philippinenkrokodile noch mit Nilkrokodilen besetzt war, wurde zunächst eine insgesamt 315 x 762 cm messende, dreifach unterteilbare Anlage mit unterschwimmbaren Landteilen für das noch junge Philippinenkrokodilpärchen hinter den Kulissen des Aquariums geschaffen. Als im Mai 2010 die Nilkrokodile in das neue Tropenhaus Hippodom umgezogen sind, wurde von Juli bis Oktober 2010 im Aquarium des Kölner Zoos gemessen, geplant und ausgeschrieben und anschließend mit der Renovierung der alten Krokodilschauanlage begonnen.

In diesem Rahmen wurde die alte Krokodilanlage um ein nebenstehendes Terrarium erweitert und Teile der ehemals für Besucher zur Verfügung stehenden Flächen wurden als zwei zusätzliche Landteile zur neuen Krokodilanlage hinzugefügt. Aufgrund einer aktuellen Konfiszierung von bedrohten Gelbgebänderten Philippinenbindenwaranen (Varanus cumingi), die dringend auf Zoos verteilt werden mussten, wurde kurzfristig die Haltung dieser Art mit in die neu zu schaffende Philippinenanlage integriert. Statt der alten Besucherabsperrung sind die neuen Waran- und Krokodilanlagen nun direkt durch eine 22 m lange, aus 10 Doppelscheiben bestehende, 2 m hohe Glasbrüstung einsehbar.

Um die in menschlicher Haltung als aggressiv geltenden Philippinenkrokodile artgerecht und sicher halten zu können, wurden zwei unauffällige Schieber in die Schauanlage eingebaut, um einerseits Männchen- von Weibchengehege abtrennen zu können, andererseits das Weibchengehege noch einmal in sich abtrennen zu können, damit den Tierpflegern bei Reinigungsarbeiten immer ein freier Anlagenbereich zugänglich ist und die Anlage gefahrlos betreten werden kann.

Am 2. Mai 2011 bezogen die derzeit einzigen beiden Philippinenkrokodile in Deutschland – das zu diesem Zeitpunkt 161 cm lange und 16,0 kg schwere Männchen Pinoy und das etwas kleinere, 153 cm lange und 11,3 kg schwere Weibchen Mindo – ihre neue, ca. 62 m² umfassende Schauanlage im Aquarium des Kölner Zoos, die wenige Tage später eröffnet wurde. Neben Informationen zum ersten EAZA Transfer von Philippinenkrokodilen nach Europa sowie Details zu Planung und Bau der Anlagen hinter den Kulissen und im Schaubereich des Kölner Aquariums werden im vorliegenden Artikel Informationen zur Biologie des Philippinenkrokodils und erste Erfahrungen im Umgang mit dieser Art bereitgestellt. Die nun in Köln und den anderen europäischen EAZA-Zoos gehaltenen Philippinenkrokodile sollen künftig zum Aufbau einer europäischen Erhaltungszucht dieser von der Ausrottung bedrohten Art beitragen.

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© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx