Unpaarzeher

Kiang

Kiang (Equus kiang) im Tierpark Berlin Kiang (Equus kiang) im Tierpark Berlin
© Klaus Rudloff, Berlin

Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Unpaarzeher (PERISSODACTYLA)
Familie: Pferdeartige (Equidae)

Red list status Least concern

Kiang

Equus kiang • The Kiang • L’âne sauvage du Tibet

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Kiangstute (Equus kiang) im Zoologisch-Botanischen Garten Pilsen © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Approximative Verbreitung des Kiangs (Equus kiang)

 

 

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Kiangstute (Equus kiang) mit Fohlen im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Kianghengst (Equus kiang) beim Harnabsatz im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Kiangfohlen (Equus kiang) im Highland Wildlife Park, Kingussie, Schottland © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Kiang (Equus kiang) im Zoo Wuppertal © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Kiangs (Equus kiang) im Tierpark Hellabrunn © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Kiangs (Equus kiang) im der ehemaligen Ewuidenstation der Stiftung Müllerhägli, Oberwil, Basel-Land © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Kiang im Zoo Berlin, Zeichnung Wilhelm Eigener, 1929. Public Domain.

 

 

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Indisc he 5-Rupien-Briefmarke mit Kiang-Motiv

 

 

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Der Kiang ist der in Hochländern lebende Vertreter der Halbesel. Er ist eine gute Botschafterart für den Schutz von Steppen- und Halbwüstenökosystemen. Die Art selbst gilt nicht als gefährdet. Die Zoos haben trotzdem ein Internationales Zuchtbuch eingerichtet. Es gibt auch ein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm, das aber nicht so viel Zuspruch findet, wie jene für Kulan und Onager.

Körperbau und Körperfunktionen

Mit einer Widerristhöhe von bis zu 142 cm und einem Gewicht bis zu 400 kg bei den Hengsten (Stuten sind etwas kleiner) der östlichen Unterart ist der Kiang nach dem Grevyzebra der zweitgrößte Vertreter der Wildequiden. Er erreichen eine Kopf-Rumpflänge von 182-214 cm, eine und eine Schwanzlänge von 32-45 cm. Sein Kopf ist klobig und ramsnasig, die Ohren relativ kurz, der Rumpf eher kürzer, dafür die Beine länger als bei den anderen Halbeseln. Auch seine Mähne ist etwas länger als bei jenen. Wie beim Afrikanischen Wildesel sind Kastanien nur an den Vorderbeinen vorhanden. Ein breiter Aalstrich zieht sich über Rücken und Schwanz. Die Grundfarbe der Oberseite ist im Sommer kräftig rotbraun, im Winter bräunlich-grau. Die Tiere haben in der Regel ein Milchmaul. Kehle, Halsunterseite, Beine und Bauch sind milchweiß [4; 8].

Verbreitung

Zentralasien: Hauptsächlich China (Tibet), marginal auch in Indien (Ladakh und Sikkim), Nepal, Pakistan und ev. Bhutan [6].

Lebensraum und Lebensweise

Der Kiang besiedelt Gebirgssteppen und kalte Hochgebirgswüsten in Höhenlagen zwischen 2’700 und 5’400 m. ü. M.. Er ernährt sich hauptsächlich von Feder- und Pfriemengräsern (Stipa spp.), anderen Grasarten und gelegentlich Seggen, aber praktisch keinen Zweigen und Blättern. Er unternimmt saisonale Wanderungen von tieferen in höhere Lagen und umgekehrt. Kiangs leben einzeln oder in kleinen, unstabilen Gruppen. Auf Wanderungen können sie sich zu größeren Herden von bis zu 400 Tieren zusammenschliessen. Dominante Hengste verteidigen Territorien, die für die Stuten wichtige Ressourcen einschließen. Die Deckperiode dauert von Ende Juli bis Ende August. Nach einer Trächtigkeit von 11-12 Monaten kommt in der Regel jedes zweite Jahr ein einzelnes Fohlen zur Welt [2; 6; 9].

Gefährdung und Schutz

2008 wurde der Bestand auf 60’000-70'000 Tiere geschätzt, wovon 90% auf chinesischem Staatsgebiet lebten. In Anbetracht seiner weiten Verbreitung und seines stabilen Bestandes wurde der Kiang als nicht gefährdet eingestuft (Rote Liste: LEAST CONCERN). Dies wurde im Rahmen einer Überprüfung im Jahr 2015 bestätigt [6].

Der internationale Handel ist nach CITES Anhang II geregelt. Seit 2002 fällt der Kiang unter Anhang II des Bonner Übereinkommens über wandernde Tierarten.[2].

Bedeutung für den Menschen

Wirtschaftliche Bedeutung: Kiangs werden gelegentlich zur Gewinnung von Fleisch gejagt [6].

Kulturelle Bedeutung: In der Gesar-Sage, dem Nationalepos der Tibeter, verwandelt sich ein Kiangfohlen in ein kampfesmutiges Reitpferd, mit dessen Hilfe König Gesar seine Siege erstreitet. Auf tibetischen Rollbildern und Wandgemälden sind häufig kiangähnlich Reittiere auszumachen, die sich durch längere Ohren und kürzere Mähnen von Pferden unterscheiden [3].

Haltung

Kiangs können unter Zoobedingungen ein Alter von über 30 Jahren erreichen. Als Altersrekorde werden angegeben für einen Kiang ohne Unterartangabe 30 Jahre und 1 Monat, für E. k. holdereri 28 Jahre und 7 Monate [7].

Es gibt seit 1971 ein Internationale Zuchtbuch (ISB) für den Kiang, das lange am Tierpark Berlin geführt wurde und jetzt am Zoo Moskau geführt wird. Darin sind, Stand Dezember 2016, 103 lebende Kiangs in 20 Einrichtungen erfasst [IZY 52].

Haltung in europäischen Zoos: Ausschließlich die östliche Unterart (E. k. holdereri) wird in etwa 15 Zoos gehalten, von denen sich ein paar wenige im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste. Ein EEP ist geplant. 2020 wurden durch die EAZA 101 Kiangs in 15 Institutionen erfasst [10].

Seit 2021 gibt es ein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm ("New Style"-EEP) , das vom Zoo Moskau koordiniert wird.

Forschung im Zoo: Über Asiatische Wildesel werden immer wieder Forschungsarbeiten durchgeführt, der Kiang kommt als selten gehaltene Art allerdings nicht häufig zum Zug. Mitberücksichtigt wurde er z.B. in einer Studie über die Variabilität von DNA-Mikrosatelliten in Populationen von Arten der Gattung Equus [1].

Mindestanforderungen an Gehege: Das Säugetiergutachten 2014 des BMEL gibt für das Außengehege eine Mindestfläche von 500 m² für 4 Tiere vor, für jedes weitere 80 m². Für die zeitweilige Abtrennung des Hengstes oder unverträglicher Tiere sollte ein Abtrenngehege von 150 m² mit Sichtschutz vorhanden sein. Eine Einzelaufstallung ist nicht erforderlich, es sollte aber ein Witterungsschutz mit einer Bodenfläche von 5.5 m² pro Tier vorhanden sein.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für bis zu 5 Kiangstuten ein Außengehege mit einer Mindestfläche von 500 m² vor. Eine Angabe für weitere Stuten fehlt, es ist anzunehmen, dass 80 m² pro Tier gefordert sind. Zusätzlich ist ein Abtrenngehege von 150 m² für den Hengst vorzusehen. Da Kiangs winterhart sind, ist ein geeigneter, windgeschützter Unterstand ausreichend. Werden die Tiere einzeln aufgestallt, müssen die Boxen eine Fläche von 8 m² haben. Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) fordert für bis zu 5 Tieren ein Außengehege von 800 m², für jedes weitere Tier 80 m² mehr. Es ist für Abtrennmöglichkeiten zu sorgen. Ein geeigneter Unterstand ist ausreichend. Die Bestimmung, wonach die Haltung paarweise oder als Herde mit einem erwachsenen Hengst zu erfolgen hat, ist in Anbetracht der Sozialstruktur der Kiangs eher fragwürdig.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Kiang wurde 1841 von dem englischen Forschungsreisenden William MOORCROFT unter seinem heute gültigen Namen beschrieben. Er wurde dann lange unter hemionus subsumiert, aber 1986 als eigene Art von der hemionus-Gruppe abgetrennt. Er wird in drei Unterarten aufgeteilt: den Westlichen (E. k. kiang), den Östlichen (E. k. holdereri) und den Südlichen (E. k. polyodon) Kiang. Tiere von polyodon sind deutlich kleiner als solche der beiden anderen Unterarten [8; 9]. Diese Unterart ist möglicherweise auch stark gefährdet [5]. Nach neuen molekulargenetischen Untersuchungen soll der Kiang aber doch bloß eine Unterart von hemionus sein [cf. 6].

Literatur und Internetquellen

  1. BAUCH, Ch. (2004)
  2. CONVENTION ON THE CONSERVATION OF MIGRATORY SPECIES OF WILD ANIMALS
  3. DENZAU, G. &H. (1999)
  4. KRUMBIEGEL, I. (1958)
  5. MOEHLMANN, P.D. (2002)
  6. SHAH, N. et al. (2015). Equus kiang. The IUCN Red List of Threatened Species 2015: e.T7953A45171635. http://www.iucnredlist.org/details/7953/0. Downloaded on 03 August 2018.
  7. WEIGL, R. (2005)
  8. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  9. WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)
  10. EAZA EQUID TAG - REGIONAL COLLECTION PLAN 2020

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Gelesen 23050 mal Letzte Änderung am Mittwoch, 30 August 2023 10:01
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx