Eigentliche Frösche und Ruderfrösche

Grasfrosch

Grasfrosch (Rana temporaria) beim Aquazoo Düsseldorf Grasfrosch (Rana temporaria) beim Aquazoo Düsseldorf
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Ordnung: Froschlurche (Anura)
Unterordnung: Moderne Froschlurche (Neobatrachia)
Familie: Eigentliche Frösche (Ranidae)

D LC 650

Grasfrosch

Rana temporaria • The Grass Frog • La grenouille rousse

Der Grasfrosch war Lurch des Jahres 2018

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Grasfrosch (Rana temporaria) © Axel Gebauer, ehemals Naturschutz-Tierpark Görlitz

 

 

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Approximative Verbreitung des Grasfroschs (Rana temporaria)

 

 

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Grasfrosch (Rana temporaria) und Laichballen in Außenweiher des Aquazoos Düsseldorf © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Grasfrosch (Rana temporaria) im Naturlehrgebiet Ettiswil © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Grasfrosch (Rana temporaria) in der Böhmerheide bei Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Grasfrosch (Rana temporaria) in der Böhmerheide bei Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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"Thaufrosch (Rana temporaria)". Bild aus aus Brehms Thierleben (1882-1887).

 

 

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Der einheimische Grasfrosch gehört bei uns zu den häufigsten und im Prinzip  nicht gefährdeten Amphibienarten. Er ist in etlichen Zoos zu sehen, allerdings nicht ganz so häufig wie die Wasserfrösche.

Körperbau und Körperfunktionen

Die Kopf-Rumpflänge des Grasfroschs beträgt 9-10(-11) cm, Männchen sind tendenziell kleiner. Der Kopf ist relativ kurz, die Schnauze abgerundet, das Auge hat eine waagerechte Pupille, das kreisrunde Trommelfell ist sehr deutlich zu sehen. Die Hinterbeine sind eher kurz. Die Schwimmhäute sind mäßig entwickelt. Die Haut ist glatt oder mit kleinen Warzen versehen. Ein schwarzer Streifen verläuft von der Nase über Auge und Trommelfell bis zum Kopfende. Die Beine sind quergestreift.  Ansonsten ist die Färbung sehr variabel, meist braun, mit oder ohne schwarze Punkte. Die Arme der Männchen sind kräftiger als jene der Weibchen. Zur Paarungszeit entwickeln sie auf den ersten Fingern braune oder schwarze Brunstschwielen. Sie haben keine äußeren Schallblasen [8; 9; 10].

Verbreitung

Europa : Albanien, Andorra, Belgien, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Irland, Italien, Kroatien, Liechtenstein, Luxemburg, Mazedonien, Montenegro, Niederlande, Norwegen, Österreich. Poland, Rumänien, San Marino, Schweden, Schweiz, Serbien, Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechien, Ungarn, Weißrussland [2; 7].

Lebensraum und Lebensweise

Lebensraumansprüche: Als sehr häufige Art kommt der Grasfrosch in Mitteleuropa fast flächendeckend vor und nutzt unterschiedlichste Lebensräume bis auf eine Höhe von über 2700 m. Gemieden werden nur Trockenstandorte und strukturarme, intensiv genutzte Agrarflächen. Als Laichgewässer kommen fast alle Stillgewässer in Frage, sofern sie nicht zu viele Fische aufweisen.

Biologie: Grasfrösche sind überwiegend nachtaktive Landbewohner, die sich, im Gegensatz zu den Wasserfröschen, nicht lautstark gebärden. Erwachsene Grasfrösche kehren zur Fortpflanzung in der Regel in ihr Laichgewässer zurück.  BREHM berichtet dazu: "Er ist der erste von allen Froschlurchen, welcher aus dem Winterschlafe erwacht und zum Vorscheine kommt, paart sich, noch ehe die Gewässer frei vom Eise geworden, und seine Eier sind bereits ausgeschlüpft, bevor ein anderer Verwandter die seinigen gelegt hat; auch seine Larven entwickeln sich schneller als die anderer Frösche, und so wird es ihm möglich, noch in solchen Gegenden dauernd sich anzusiedeln, in denen der Sommer bloß wenige Wochen währt, wie beispielsweise in der Höhe jener Alpenseen." Die  Laichwanderung konzentriert sich meist auf wenige Nächte. Laichzeit ist bei uns hauptsächlich März-April. Das Weibchen legt 650-4'500 schwarze, 1,7-2.8 mm große Eier in großen Ballen ab. Nach der Eiablage verlässt es das Laichgewässer, währenddem die paarungsbereiten Männchen manchmal mehrere Wochen dort verharren. Die Larven schlüpfen auch bei tiefen Temperaturen bereits nach 8-14 Tagen. Sie kommen je nach Temperatur nach sieben bis zwölf Wochen zur Metamorphose. Frisch metamorphosierte Jungtiere haben eine Länge von 10-16 mm. Sie verlassen sofort das Wasser und suchen Landlebensräume auf, wobei sie oft über einen Kilometer zurücklegen. Nach der zweiten oder dritten Überwinterung wandern die inzwischen geschlechtsreifen Tiere zum Laichgewässer, in dem sie auch überwintern, wenn sie es im Herbst erreichen [3; 4; 5; 8].

Gefährdung und Schutz

Die Art ist nach einer Beurteilung aus dem Jahr 2008 weltweit nicht gefährdet [7]. In Deutschland ist der Grasfrosch nicht gefährdet oder auf der Vorwarnliste, außer in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern, wo er als gefährdet gilt. In allen Bundesländern Österreichs gefährdet, in der Schweiz und in Liechtenstein nicht gefährdet (LEAST CONCERN) [6; 8].

Der internationale Handel ist durch CITES nicht geregelt. Der Grasfrosch ist auch nicht in den Anhängen der FFH-Richtlinie (92/43/EWG) aufgeführt.

Zoogestützte Schutzprojekte:

Grasfrösche profitieren von Schutzmaßnahmen der Zoos zugunsten der einheimischen Amphibien, namentlich von der Anlage und Pflege von Laichgewässern inner- und außerhalb der Zoos, z.B:

Bedeutung für den Menschen

Der Grasfrosch wird gebietsweise zur Gewinnung von Froschschenkeln genutzt [4].

Haltung

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 25 europäischen Einrichtungen gezeigt, von denen sich etwa ein Viertel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste. In manchen Zoos gibt es wildlebende Populationen.

Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland gibt es keine konkreten Mindestanforderungen. In Österreich sind diese in Anlage 4 der 2. Tierhaltungsverordnung, in der Schweiz in Anhang 2, Tabelle 6 der Tierschutzverordnung festgelegt.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Grasfrosch wurde 1758 von Carl von LINNÉ unter seinem noch heute gültigen Namen beschrieben [1].

Literatur und Internetquellen

  1. AMPHIBIAN SPECIES OF THE WORLD
  2. AMPHIBIAWEB
  3. BREHM, A. E. (1882-1887)
  4. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  5. HERRMANN, H. J. (2005)
  6. KÜHNIS, J. (2011)
  7. KUZMIN, S. et al. (2009). Rana temporaria. (errata version published in 2016) The IUCN Red List of Threatened Species 2009: e.T58734A86470817. http://www.iucnredlist.org/details/58734/0. Downloaded on 15 December 2017.
  8. MEYER, A., ZUMBACH, S., SCHMIDT, B. & MONNEY, J.-C. (2009)
  9. NIETZKE, G. (1969)
  10. O'SHEA, M. & HALLIDAY, T. (2002)

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© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx