Kröten und Stummelfüsse

Kreuzkröte

Kreuzkröte im Opel-Zoo, Kronberg Kreuzkröte im Opel-Zoo, Kronberg
Martin Becker, Opel-Zoo

Ordnung: Froschlurche (Anura)
Unterordnung: Moderne Froschlurche (Neobatrachia)

Familie: Kröten und Stummelfüße (Bufonidae)

D LC 650

Kreuzkröte

(Bufo =) Epidalea calamita • The Natterjack • Le crapaud calamite

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Kreuzkröte (Bufo calamita) im Opel-Zoo, Kronberg © Martin Becker, Opel-Zoo

 

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Approximative Verbreitung der Kreuzkröte ( Bufo = Epidalea calamita)

 

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Rufende Kreuzkröte (Bufo (= Epidalea) calamita) © Kurt Grossenbacher, Naturhistorisches Museum Bern

 

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Kreuzkröte (Bufo (=Epidalea) calamita) in ihrem natürlichen Lebensraum © Axel Gebauer, Görlitz

 

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Kreuzkröte (Bufo (=Epidalea) calamita) im Flachwasser © Axel Gebauer, Görlitz

 

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Kreuzkröte (Bufo (=Epidalea) calamita) in ihrem natürlichen Lebensraum © Axel Gebauer, Görlitz

 

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Rufende Kreuzkröte (Bufo (=Epidalea) calamita) in ihrem natürlichen Lebensraum © Axel Gebauer, Görlitz

 

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"Erd-, Wechsel- und Kreuzkröte (Bufo vulgaris, Bufo variablis und Bufo calamita)". Bild aus aus Brehms Thierleben (1882-1887)

 

 

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Die Kreuzkröte ist eine kleine, einheimische, bei uns regional gefährdete Krötenart, deren Haltung aus zoopädagogischen Gründen von Interesse ist und die daher in einigen Zoos gezeigt wird.

Körperbau und Körperfunktionen

Die Kreuzkröte erreicht (5-)6-7(-8) cm Länge, Der Kopf hat ziemlich große eirunde, flache Parotoiddrüsen. Die Pupille ist waagrecht-elliptisch, die Iris gelbgrün mit schwarzer Netzzeichnung, das Trommelfell schlecht sichtbar. Das Männchen hat eine gut entwickelte Schallblase. Ihre Haut ist warzig, die Warzen oft rötlich. Die Grundfarbe ist oberseits bräunlich, beige oder grau mit unscharfen dunkelbraunen oder olivgrünen Flecken, unten weißlichgrau, auf den Schenkeln und Bauchseiten dunkler gefleckt. Auf der Rückenmitte, bisweilen schon auf der Nase beginnend, verläuft ein warzenloser, hellgelber Längsstreifen [2; 4; 7].

Verbreitung

Europa: Weit verbreitet von der Iberischen Halbinsel quer durch Mitteleuropa bis Dänemark, Südschweden und Baltikum: Belgien, Dänemark, Deutschland, Estland, Frankreich, Großbritannien, Irland, Lettland, Litauen, Luxemburg, Niederlande, Österreich, Polen, Portugal, Russland, Schweden, Schweiz, Slowakei, Spanien, Tschechien, Ukraine, Weißrussland [3].

Lebensraum und Lebensweise

Lebensraumansprüche: Kreuzkröten sind Pioniere und besiedeln mit Vorliebe frisch entstandene Gewässer z.B. in Kies- oder Lehmgruben, auf Baustellen oder in Deponien. Sie benötigen zum Austrocknen neigende, gut besonnte, fischfreie und vegetationsarm Tümpel mit Flachwasserzonen, stellenweise aber mehr als 70 cm Tiefe, etwa in Kiesgruben. Der Landlebensraum ist sonnig, offen und trocken mit lockerem Boden und lückiger Vegetation, nahe beim Laichgewässer [2; 5; 6; 7].

Lebensweise: Kreuzkröten sind nachtaktiv. Im Gegensatz zur Erd- oder zur Wechselkröte hüpfen sie nicht, sondern bewegen sich im Kreuzgang vorwärts. Trotz ihrer kurzen Beine sind sie sehr mobil und Populationen können sich rasch ausbreiten, wenn die Voraussetzungen dazu gegeben sind. Der Ruf der männlichen Kreuzkröten während der Paarungszeit ähnelt dem Gesang der Maulwurfsgrille. Das Weibchen legt die langen Laichschnüre direkt auf den Gewässerboden oder wickelt sie locker um Pflanzen. Die Larven können schon zwei Tage nach der Eiablage schlüpfen. Die Metamorphose erfolgt nach drei Wochen. Mit zwei Jahren werden Kreuzkröten geschlechtsreif. Die durchschnittliche Lebenserwartung ist tief, aber bei wildlebenden Männchen wurde schon ein Alter von 9 Jahren ermittelt und Weibchen können bis 18 Jahre alt werden [2; 7].

Gefährdung und Schutz

Die Kreuzkröte hat eine weite Verbreitung und ist global nicht gefährdet. In Deutschland, Österreich und der Schweiz ist sie je nach Region gefährdet, stark gefährdet oder vom Aussterben bedroht [3; 7].

Der internationale Handel ist durch CITES nicht geregelt. Die Kreuzkröte fällt unter Anhang 2 der Berner Konvention über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume und ist in Anhang IV der FFH-Richtlinie (92/43/EWG) aufgeführt.

Praktische Schutzmaßnahmen: Erhaltung und Unterhalt der Laichgewässer und Landlebensräume. Schaffen neuer Biotope und weiträumige Vernetzung.

Zoogestützte Schutzprojekte:

Kreuzkröten profitieren von Schutzmaßnahmen der Zoos zugunsten der einheimischen Amphibien, namentlich von der Anlage und Pflege von Laichgewässern inner- und außerhalb der Zoos, z.B:

Bedeutung für den Menschen

Von Naturschutz-, Herpetologen und Terrarianerkreisen einmal abgesehen, ist das Interesse der Menschen an dieser Art gering. Dementsprechend wird auf ihre Lebensräume wenig Rücksicht genommen, was in Mitteleuropa zu ihrem prekären Erhaltungsstatus geführt hat.

Haltung

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 20 europäischen Einrichtungen gezeigt, von denen sich etwa ein Drittel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste

Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland gibt es keine konkreten Mindestanforderungen. In Österreich sind diese in Anlage 4 der 2. Tierhaltungsverordnung, in der Schweiz in Anhang 2, Tabelle 6 der Tierschutzverordnung festgelegt.

Taxonomie und Nomenklatur

Die Kreuzkröte war 1768 vom Wiener Arzt und Naturforscher Josephus Nicolaus LAURENTIi als Bufo calamita beschrieben worden. Ab 2010 wurde im Zuge der permanenten Reorganisation der Amphibien-Taxonomie ihre Gattungszugehörigkeit diskutiert. Das bisherige Synonym Epidalea aus dem Jahr 1864 wurde erst als Untergattung gehandelt und ist heute der offizielle Gattungsname. Die Bezeichnung Bufo calamita ist aber nach wie vor oft in Gebrauch, zumal 2014 nordamerikanische Autoren postulierten , dass die neuen, die polyphyletische Bufo ersetzenden Gattungen als Untergattungen eingestuft würden [1].

Literatur und Internetquellen

  1. AMPHIBIAN SPECIES OF THE WORLD
  2. AMPHIBIAWEB
  3. BEJA, P. (2009). Epidalea calamita. (errata version published in 2016) The IUCN Red List of Threatened Species 2009: e.T54598A86640094. http://www.iucnredlist.org/details/54598/0. Downloaded on 05 December 2017.
  4. BREHM, A. E. (1882-1887)
  5. GROSSENBACHER, K. (1974)
  6. HERRMANN, H. J. (2005)
  7. MEYER et al. (2009)

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© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx