Insektenfresser und Fledertiere

Komorenflughund

Komorenflughund (Pteropus livingstonii) im Zoo Zürich	Komorenflughund (Pteropus livingstonii) im Zoo Zürich
© Edi Day / Zoo Zürich

Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Fledertiere (CHIROPTERA)

Unterordnung: Flederhunde (Megachiroptera)
Familie: Flughunde (Pteropodidae)
Unterfamilie: Langnasenflughunde (Pteropodinae)

D CR 650

EEPKomorenflughund

Pteropus livingstonii • The Comoro Black Flying Fox • La roussette de Livingstone

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Komorenflughund (Pteropus livingstonii) im Zoo Zürich © Edi Day / Zoo Zürich

 

 

 

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Verbreitung des Komoren-Flughunds (Pteropus livingstonii)

 

 

 

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Komorenflughund (Pteropus livingstonii) im Zoo Zürich © Edi Day / Zoo Zürich

 

 

 

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Komorenflughund (Pteropus livingstonii) im Zoo Bristol © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

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Komorenflughund (Pteropus livingstonii) im Zoo Bristol © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

Weitere Bilder auf BioLib

In europäischen Zoos ist der vom Aussterben befrohte Komorenflughund trotz Europäischem Zuchtbuch nur in wenigen Einrichtungen zu sehen.

Körperbau und Körperfunktionen

Komoren-Flughunde erreichen eine Kopf-Rumpflänge bis zu 30 cm und eine Flügelspannweite bis 150 cm. Als Gewicht werden 500-800 g angegeben. Die Ohrmuscheln sind halbkreisförmig, was sie von anderen Pteropus-Arten unterscheidet. Das Fell ist allgemein schwarz, an bestimmten Stellen goldbraun [1].

Verbreitung

Komoren: Inseln Anjouan und Moheli [3].

Lebensraum und Lebensweise

Lebensraum sind dichte Feuchtwälder mit steilen Tälern hauptsächlich in Höhenlagen von 600-900 m. Komorenflughunde bilden kleine Haremsgruppen. Ihr Flügelschlag ist sehr langsam und oft gleiten sie anstatt aktiv zu fliegen, wobei sie sich die Thermik zunutze machen. Sie haben auf den Inseln eine wichtige Funktion als Bestäuber und Samenverbreiter, was sie für die Regeneration der Wälder besonders wichtig macht. Sie ernähren sich hauptsächlich von Früchten, insbesondere der Riesenblättrigen Feige (Ficus lutea). Die Weibchen gebären einmal im Jahr nach einer Trächtigkeit von 120-180 Tagen in der Regel ein Junges. Dieses wird mit 4-6 Monaten entwöhnt und wird mit einem Jahr unabhängig [1; 3].

Gefährdung und Schutz

Der Komorenflughund hat eine sehr limitierte Verbreitung und kommt innerhalb seines Areals nur in wenigen Kolonien vor. Die Bestände haben in den letzten Jahrzehnten massiv abgenommen und wurden 2011/12 auf rund 1'200 Individuen geschätzt. Er galt daher seit 1988 zeitweilig als als stark gefährdete, zeitweilig als unmittelbar vom Aussterben bedrohte Tierart. Aufgrund der letzten Beurteilung aus dem Jahr 2016 ist er gegenwärtig als unmittelbar vom Aussterben bedroht eingestuft (Rote Liste: CRITICALLY ENDANGERED) [3].

Der internationale Handel mit Exemplaren  ist nach CITES-Anhang II geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Nach einer Quelle werden Komorenflughunde werden zwecks Fleischgewinnung bejagt [1], nach Roter Liste ist die nicht der Fall [3]. Im Zeitraum 2001-2017 wurden lediglich in einem Jahr 410 "specimens" (Wissenschaftsmaterial?) aus den Komoren ausgeführt. Im selben Zeitraum wurden weltweit 12 Nachzuchttiere international verschoben

Haltung

Die Haltung erfolgt in Nachttierhäusern oder in geräumigen Tropenhallen bzw. Schmetterlingshäusern. Eine Vergesellschaftung ist mit vielen Tierarten möglich. Ein vom Jersey Zoo aus den Komoren importiertes Männchen war im Alter von 15 Jahren noch am Leben [6].

Haltung in europäischen Zoos: In Europa ist der Komorenflughund nur in wenigen Zoos zu sehen. Die Welterstzucht gelang 1993 dem Jersey Zoo, der auch das Europäische Zuchtbuch (ESB) führt. Für Details siehe Zootierliste.

Da die kleine Zuchtbuchpopulation des Komorenflughunds einen deutlichen Männerüberschuss aufweist, entschloss sich der Zoo Zürich 2010, eine Junggesellengruppe von einem britischen Zoo zu übernehmen. Als die Schieber der Eingewöhnungsvoliere im Masoala-Regenwald geöffnet wurden, zeigten die Flughunde kein Interesse, die inzwischen vertraute Voliere zu verlassen. Mit reifen Bananen ließen sie sich aus der Voliere locken, aber sie kehrten zielstrebig wieder in diese zurück. In den folgenden Tagen kletterten und robbten sie um und über die Voliere, waren aber kaum dazu zu bewegen, einige Meter zu fliegen. Immerhin hielten sie die neugierigen Roten Varis erfolgreich auf Distanz. Mit ein oder zwei Schlägen ihrer Flügel können sie die zudringlichen Lemuren problemlos von ihren Futterstellen wegscheuchen. Um die Komorenflughunde zum Fliegen zu bewegen, wurde sukzessive die Distanz zu den Futterkörben erhöht und anfänglich angebotene Kletterstrukturen abgebaut. Dies war rasch von Erfolg gekrönt. Danach erkundeten die Flughunde den ganzen rund 1 ha großen Masoala-Regenwald vornehmlich fliegend. 2013 wurden die Tiere an einen französischen Zoo weitergegeben [PM Zoo Zürich].

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL soll ein Gehege für bis zu 20 große Flughunde eine Grundfläche von mindestens 30 m² bei einer Höhe von 3 m haben. Für jedes weitere Tier kommt 1 m² zur Basisfläche dazu. Dies bedeutet gegenüber dem Gutachen’96 eine Erhöhung der Grundfläche um 50%. Die Tierschutzsachverständigen der Zoos stellten dazu fest, dass es dafür keine wissenschaftlichen Grundlagen gäbe und dass aufgrund praktischer Haltungserfahrung kein Anlass für eine solche Erhöhung des Raumangebots bestehe.

Die Schweizerischen Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 20 Tiere ebenfalls ein Innengehege von 30 m² mit einer Mindesthöhe von 3 m und für jedes weitere Tier 1 m² mehr vor. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) sind für 20 Tiere eine Grundfläche von 100 m² und eine Höhe von 5 m erforderlich, für jedes weitere Tier ist die Grundfläche um 10 m² zu erhöhen. Letzteres ist unsinnig, nachdem für die ersten 20 nur eine Fläche von 5 m² pro Tier verlangt wird.

Taxonomie und Nomenklatur

Die Art wurde 1866 von John Edward GRAY vom Britischen Museum in London anhand eines vom Forschungsreisenden David LIVINGSTONE erlegten Exemplars unter ihrem heute noch gültigen Namen beschrieben. Die sprachlich richtige Schreibweise wäre livingstonei, aber eine entsprechende  Anpassung wurde nicht akzeptiert [3; 5].

Literatur und Internetquellen

  1. ANIMAL DIVERSTY WEB
  2. CITES TRADE DATA BASE
  3. SEWALL, B.J. et al. (2016). Pteropus livingstonii. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T18732A22081502. http://www.iucnredlist.org/details/18732/0. Downloaded on 15 May 2018.
  4. WEIGL, R. (2005)
  5. WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)

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Gelesen 14001 mal Letzte Änderung am Montag, 20 Februar 2023 15:51
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx