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Kloaken- und Beuteltiere

Nacktnasenwombat

Nacktnasenwombat (Vombatus ursinus) im Phillip Island Wildlife Park, Cowes VIC, Australien Nacktnasenwombat (Vombatus ursinus) im Phillip Island Wildlife Park, Cowes VIC, Australien
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Unterklasse: Beuteltiere (MARSUPIALIA)
Ordnung: Känguruverwandtschaft (DIPROTODONTIA)
Unterordnung: Wombatartige (Vombatiformes)
Familie: Wombats oder Plumpbeutler (Vombatidae)

D LC 650

EEPNacktnasenwombat

Vombatus ursinus • The Common Wombat • Le wombat commun

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Nacktnasenwombats (Vombatus ursinus) im Zoo Duisburg © Kuster, Duisburg

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Verbreitung des Nacktnasenwombats (Vombatus ursinus)

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Nacktnasenwombat (Vombatus ursinus) im Cleland Wildlife Park, Südaustralien © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

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Nacktnasenwombat (Vombatus ursinus) im Phillip Island Wildlife Park, Cowes VIC, Australien © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

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Nacktnasenwombat (Vombatus ursinus) im Phillip Island Wildlife Park, Cowes VIC, Australien © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

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Schlafender Nacktnasenwombat (Vombatus ursinus) im Australian Wildlife Park, Gosford NSW © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

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Tasmanischer Nacktnasenwombat (Vombatus u. tasmaniensis) im Erlebniszoo Hannover mit ca. 4-5 Monate altem Jungtier im Beutel © Zoo Hannover

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Ca. 6-7 Monate alter Tasmanischer Nacktnasenwombat (Vombatus u. tasmaniensis) im Erlebniszoo Hannover schaut zum Beutel raus © Zoo Hannover

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2022 geborener, ca. 7 Monate alter Tasmanischer Nacktnasenwombat (Vombatus u. tasmaniensis) im Erlebniszoo Hannover © Zoo Hannover (Pressefoto)

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Ca. 7-8 Monate altes Beuteljunges des Tasmanischen Nacktnasenwombats (Vombatus u. tasmaniensis) im ErlebnisZoo Hannover © Zoo Hannover

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Nacktnasenwombat (Vombatus ursinus) im Prager Zoo © Wolfgang Dreier, Berlin

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Nacktnasenwombat (Vombatus ursinus) im Kontakt mit Besuchern im Birdland Animal Park, Batehaven NSW, Australien © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

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Kinderbuch über den Nacktnasenwombat (Vombatus ursinus)

 

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Wie der Familienname "Plumpbeutler" verrät, sind Wombats massive, schwerfällig wirkende Beuteltiere, denen man ihre Verwandtschaft mit den Kängurus nicht ansieht. Da der Nacktnasenwombat überwiegend nachtaktiv ist, in einem Freigehege nur sporadisch zu sehen und aufgrund seiner Größe in einem Nachttierhaus recht viel Platz beanspruchen würde, wird er in Europa ziemlich selten gezeigt.

Körperbau und Körperfunktionen

Mit ihrem plumpen Körper, den kurzen Extremitäten und dem nur als Stummel ausgebildeten Schwanz ähneln Wombats einem Bären. Die Weibchen haben einen Beutel, der nach hinten offen ist, damit er sich beim Graben nicht mit Erde füllt. Darin befindet sich ein Paar Zitzen.  Erwachsene Nacktnasenwombats erreichen ein Gewicht von (19-)22-50 kg und eine Kopf-Rumpflänge von 90-115 cm. Sie unterscheiden sich von ihren Verwandten durch den nackten Nasenspiegel, die kleinen, abgrundeten Ohren und das raue Fell [1; 5].

Verbreitung

Australien: In mehreren Teilarealen im Südosten des Kontinents von Südost-Queensland bis Südost-South Australia, ferner auf Tasmanien sowie Flinders und Maria Island. Auf den andern Inseln der Bass-Strasse kam er früher vor, ist heute aber ausgestorben [3].

Lebensraum und Lebensweise

Der Nacktnasenwombat ist ein territorialer Einzelgänger, der in Feucht- und Trockenwäldern, Küstenbusch und Heidelandschaften vom Meersspiegel bis auf 1'800 m Höhe zuhause ist. Er ist hauptsächlich nachtaktiv und verbringt den Tag meist in ausgedehnten, selbst gegrabenen Erdbauen mit bis zu 20 m langen Gängen und mit Pflanzenmaterial ausgepolsterten Kesseln. Dies hat u.a. damit zu tun, dass er bei Temperaturen über 25ºC seine Körpertemperatur nicht mehr stabil halten kann, währenddem ihm Temperaturen bis zum Gefrierpunkt nichts ausmachen Bei kühlem Wetter weidet er auch tagsüber.Die Territorien haben meist eine Größe von etwa 25 hd (2-82 ha) [1; 3; 5; 8].

Wombats können zwar schwimmen, pflegen aber nicht im Wasser zu baden. Dagegen nehmen sie Staubbäder. Sie ernähren sich hauptsächlich von Süßgräsern, Seggen und Binsen. Die Weibchen haben einen Geschlechtszyklus  von 32-34 Tagen und sind jeweils während 1-4 Tagen empfängnisbereit. Nach einer Tragzeit von ca. 21-22 Tagen kann es daher zu jeder Jahreszeit Nachwuchs geben. Es wird in der Regel ein einzelnes Junges geboren. Dieses wird 6-7 Monate gesäugt und bleibt etwa 17 Monate bei der Mutter. Mit zwei Jahren wird es geschlechtsreif und kann im Freiland ein Alter von 11-15 Jahren, in Menschenobhut von bis zu 30 Jahren erreichen [1; 2; 3; 5].

Gefährdung und Schutz

Der Nacktnasenwombat ist weit verbreitet. Er nutzt die unterschiedlichsten Lebensräume und hat einen stabilen Bestand. Er gilt daher aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2015 nicht als gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN) [3]. Die auf den Inseln der Bass-Straße beheimatete Nominatform wurde im 19. Jahrhundert auf King Island ausgerotten und verschwand auf Barren Island, Deal Island und Clarke Island um 1910. Bis 2019 galt die Unterart bundesrechtlich als gefährdet (VULNERABLE), wurde dann aber aufgrund einer Neubeurteilung von der Liste gestrichen.

Der internationale Handel ist nicht durch CITES geregelt. Es gelten Ausfuhrbeschränkungen Australiens.

Bedeutung für den Menschen

Der Nacktnasenwombat wird gebietsweise als Schädling für die Landwirtschaft angesehen und seine Bestände werden durch Begasen der Baue, mit Fallen oder duch Abschüsse reduziert. Bei der städtischen Bevölkerung ist die Wahrnehmung eine positivere, wie man aus der Existenz von Kinderbüchern schließen kann.

Haltung

Gehege für Wombats müssen wegen deren Grabtätigkeit mit einem Untergrabschutz versehen sein und können nur minimalistisch gestaltet werden. Wegen ihrer Unverträglich müssen sie in der Regel einzeln gehalten und können nur zur Paarung unter Aufsicht zusammengelassen werden. In Freianlagen ist dagegen die Gemeinschaftshaltung mit Kängurus, Emus und anderen Vögeln möglich [2].

Nach JACKSON soll für ein Paar Wombats eine Gehegefläche von 45 m² nicht unterschritten werden [6].

Haltung in europäischen Zoos: Erstmals wurde in Europa ein Nacktnasenwombat im Jahr 1803 in der Ménagerie des Museum d'Histoire Naturelle zu Paris gezeigt [1]. Die Art war in europäischen Zoos nie besonders häufig und ist gegenwärtig (2023) in acht Zoos zu sehen, von denen sich zwei im deutschsprachigen Raum befinden. Es sind zwei Unterarten vertreten [9]. Für Details siehe Zootierliste.

Das älteste bekannte Individuum in einem Zoo gelangte im Alter von drei Jahren nach Deutschland und wurde danach 27 Jahre und 1 Monat in den Zoos von Hannover, Berlin und Duisburg gehalten [4].

Die erste Nachzucht außerhalb Australiens gelang dem Zoo Halle an der Saale im Jahr 1914. Später wurde die Art auch in Duisburg, Hannover und Neuwied sowie in Zoos außerhalb Deutschlands gezüchtet [2]. Das seit 2004 bestehende Europäische Erhaltungszuchtprogramm (EEP) wird vom Zoo Duisburg koordiniert. Im Jahr 2021 umfasste dieses 18 lebende Tiere, mehrheitlich der Unterart tasmaniensis, in 5 Institutionen. 2020/21 gab es vier Geburten und einen Todesfall.

Wie Nacktnasenwombats gehalten werden (Beispiele):

Das Säugetiergutachten 2014 des BMEL gibt für das Innengehege und ein fakultatives Außengehege eine Mindestfläche von 20 m² vor. Bei der Haltung mehrerer Tiere sollen ebenso viele, möglichst miteinander kombinerbare Gehege vorgesehen werden.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für ein Paar ein Innen- und ein Außengehege von je 20 m² vor. Für weitere Tiere sin zusätzliche Gehege erforderlich. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) ist pro Tier ein Außengehege von 100 und ein Innengehege von 20 erforderlich.

Taxonomie und Nomenklatur

Vombatus ist eine monospezifische Gattung. Die Art wurde 1797 anhand eines Exemplars von Clarke Island in der Bass-Straße für die Wissenschaft entdeckt und 1800 von George SHAW, einem englischen Arzt und Naturforscher, der als Kustos am Britischen Museum tätig war, unter ihrem heute noch gültigen Namen beschrieben. Es werden drei Unterarten anerkannt: die Nominatform von Flinders Island und anderen Inseln in der Bass-Straße, V. u. hirsutus auf dem australischen Festland und V. u. tasmaniensis von Tasmanien. Auf Maria Island vor der Ostküste Tasmaniens gibt es eine Hybridpopulation, weil dort 1970/71 Exemplare der Nominatform angesiedelt wurden [5; 8].

Literatur und Internetquellen

  1. JACKSON, S. M. (2003)
  2. PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
  3. TAGGART, D. et al. (2016). Vombatus ursinus. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T40556A21958985. http://www.iucnredlist.org/details/40556/0. Downloaded on 24 July 2022.
  4. WEIGL, R. (2005)
  5. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  6. ZOO HANNOVER - diverse Pressemitteilungen 2020-2022
  7. GRÜN, V. (2022) Common Wombat - EAZA EEP Biannual Report
  8. THREATENED SPECIES SCIENTIFIC COMMITTEE (2019). Listing Advice Vombatus ursinus ursinus, Common Wombat (Bass Strait)
  9. NIELSEN, F., WINKLER, A., PAPIES, M., HAUSEN, N., HERRMANN, K., LAVOOIJ-VAN LEEUWEN, K.(eds., 2022). EAZA Monotreme and Marsupial Taxon Advisory Group Regional Collection Plan. First edition. EAZA Executive Office, Amsterdam.

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Gelesen 34408 mal Letzte Änderung am Montag, 20 Februar 2023 15:22