Katzen

Schwarzfusskatze

Schwarzfusskatze (Felis nigripes) im Zoo Wuppertal Schwarzfusskatze (Felis nigripes) im Zoo Wuppertal
© Alex Sliwa, Kölner Zoo

Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Raubtiere (CARNIVORA)
Taxon ohne Rang: Landraubtiere (FISSIPEDIA)
Unterordnung: Katzenartige (Feliformia)
Familie: Katzen (Felidae)
Unterfamilie: Kleinkatzen (Felinae)

D VU 650

EEPSchwarzfußkatze

Felis nigripes • The Black-footed Cat • Le chat à pieds noirs

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Schwarzfusskatze (Felis nigripes) im Zoo Wuppertal © Alex Sliwa, Kölner Zoo

 

 

 

 

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Approximative Verbreitung der Schwarzfusskatze (Felis nigripes)

 

 

 

 

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Schwarzfusskatzen (Felis nigripes) im Zoo Leipzig © Wolfgang Dreier, Berlin

 

 

 

 

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Schwarzfusskatzen (Felis nigripes) im Zoo Johannesburg © Wolfgang Dreier, Berlin

 

 

 

 

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Schwarzfusskatzen (Felis nigripes) im Zoo Johannesburg © Wolfgang Dreier, Berlin

 

 

 

 

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Schwarzfusskatzen (Felis nigripes) im Zoo Wuppertal © Kranz / Zoo Wuppertal

 

 

 

 

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Schwarzfusskatze (Felis nigripes) mit Jungen im Zoo Wuppertal © Alex Sliwa, Kölner Zoo

 

 

 

 

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Schwarzfusskatze (Felis nigripes) im Zoo Wuppertal © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

 

 

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Schwarzfusskatze (Felis nigripes) im Zoo Wuppertal © Alex Sliwa, Kölner Zoo

 

 

 

 

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Briefmarken mit Schwarzfußkatzen-Motiv, Botswana

 

 

 

 

Weitere Bilder auf Biolib

Die gefährdete Schwarzfußkatze bot Anlass für zoogestützte Feldforschung und Schutzmaßnahmen in Südafrika. Vor einigen Jahren ist jedoch die europäische Zoopopulation wegen einer im Bestand grassierenden, vermutlich durch eine genetische Disposition begünstigten Stoffwechselerkrankung ausgestorben. 

Körperbau und Körperfunktionen

Die Schwarzfußkatze ist mit einer Kopf-Rumpflänge von 36-52 cm, einer Schwanzlänge von 12.5-20 cm und durchschnittlich nur 1,6 kg (1,1 bis 2,5 kg) Körpergewicht die kleinste wildlebende Katzenart Afrikas. Der Kopf ähnelt dem mitteleuropäischer Hauskatzen, die Augen sind groß mit gelbbrauner oder gelbgrüner Iris und Schlitzpupille. Wie die Sandkatze hat sie schützende Sohlenpolster. Das Fell ist ocker- bis sandfarben mit recht großen schwarzen Flecken, die zu Streifen zusammenfließen können, breiten Ringen um die Unterschenkel und schwarz geringeltem Schwanz. Die Schwanzspitze und die Fußsohlen sind schwarz [4; 11].

Verbreitung

Südliches Afrika: Botswana, Namibia, Südafrika, eventuell Angola, hauptsächlich in Trockengebieten mit weniger als 500 mm Niederschlag/Jahr [8].

Lebensraum und Lebensweise

Die Schwarzfußkatze ist nur in den Trockengebieten des südlichen Afrikas verbreitet. Ihre exakten Lebensraumansprüche sind trotz der bisher einzigen Feldstudie noch nicht umfassend bekannt. Sie meidet wohl buschreiche Vegetation und felsiges Gelände und ist eher spezialisiert auf deckungsarme Kurzgrasgebiete mit gutem Kleinvogel- und Kleinsäugerbestand.

Die Schwarzfußkatze ist nachtaktiv. Um den Sonnenuntergang herum verlassen die Katzen ihre Tagesverstecke, meist verlassene Erdbauten der im Studiengebiet häufigen Springhasen (Pedetes capensis) oder hohle, verwitterte Termitenhügel und kehren erst bei Sonnenaufgang dorthin zurück. Mit einer im Vergleich zu anderen Katzenarten eher untypischen Energie laufen sie 10 bis 30 km pro Nacht. In einem Fall legte ein Kater in 277 Beobachtungsstunden 210 km zurück und hinterließ 3.400 Urinmarken. Dabei nutzte er ein Kerngebiet von wenigen Quadratkilometern intensiv und unternahm von dort aus Exkursionen. 

Schwarzfußkatzen haben einen beachtlichen Nahrungsbedarf. Sie fressen jede Nacht etwa ein Fünftel ihres Körpergewichts, das sind bei einem 1,3 kg schweren Weibchen ca. 250 g. Sie sind hervorragende Jäger und fressen durchschnittlich alle 50 Minuten ein Wirbeltier. Die durchschnittliche Beutegröße ist bei Katern grösser als bei Weibchen. Kater können schon mal einen bis zu 2 kg schwere Kaphasen (Lepus capensis), eine hühnergroße Weißflügeltrappe (Eupodotis afraoides) oder andere Raubsäuger wie Fuchsmangusten und Erdmännchen fangen. Kleinsäuger mit Körpergewichten zwischen 5 und 40 g machen den größten Teil der Beute aus, gefolgt von größeren Säugern mit mehr als 100 g sowie kleinen Vögeln. Wirbellose, Amphibien und Reptilien stellen nur einen geringen Prozentsatz der Gesamtbeutemasse. Was nicht sofort verspeist werden kann, wird in kleinen Mulden unter Sand und Gras verscharrt, um einige Stunden später gefressen zu werden.

Kätzinnen haben Streifgebiete von etwa 10 km², diejenigen der Kater sind etwa doppelt so groß. Die Gebiete benachbarter Kater überlappen sich nur wenig, schließen aber die Gebiete von ein bis drei Kätzinnen ein, die z.T. relativ stark miteinander überlappen. Die innerartliche Verständigung erfolgt hauptsächlich über Geruchsmarkierung mit Urin. Schwarzfußkater sprühen feinzerstäubten Urin ungefähr 200-mal pro Nacht an Grasbüschel, Zwergbüsche und Termitenhügel, die weiblichen Katzen etwa 100-mal. Dies wird während der winterlichen Paarungszeit erheblich gesteigert.

Nach einer Tragzeit von 62 bis 68 Tagen werden in einem hohlen Termitenhügel oder verlassenen Springhasenbau 1-4 Junge geboren. Die Jungen werden schon nach zwei Tagen von der jagenden Mutter für lange Zeit während der Nachtstunden allein gelassen und bleiben still im Unterschlupf oder langen Gras verborgen. Die Mutter verlegt die Jungen ab dem sechsten Tag regelmäßig in neue Baue. Damit wird ein Aufbau von Gerüchen in den Bauen vermieden, die durch die Ausscheidungen der Jungen entstehen würden, die andere Raubsäuger anlocken könnten. Schwarzfußkatzenjungtiere wachsen schnell heran und sind mit ca. fünf bis sechs Monaten unabhängig, nachdem ihr Milchgebiss durch das permanente Gebiss ersetzt ist. Danach wandern sie zum Teil ab, zum Teil bleiben noch einige Zeit im Revier der Eltern, um sich dann später bei Freiwerden eines Nachbarreviers dort anzusiedeln.

Erwachsene Schwarzfußkatzen genießen bei den Bewohnern der Karoo und Kalahari ebenso wie bei den Tierpflegern verschiedener Zoologischer Gärten einen beachtlichen Respekt ob ihrer Wildheit. Während sich viele andere Kleinkatzen bei Entdeckung oder wenn in die Ecke getrieben in ihr Schicksal ergeben, kämpft die Schwarzfußkatze entschlossen gegen jeden noch so großen Feind. Bei Begegnungen mit durchschnittlich viermal so schweren Schakalen setzten sich besonders die ausgewachsenen Kater durch, jedoch dürfte eine weibliche Katze oder vor allem unerfahrene Jungkatzen in ernste Gefahr kommen. Vor allem paarweise jagende Schakale stellen eine ernste Bedrohung dar [4; 7; 11].

Gefährdung und Schutz

Über Verbreitung und Bestand der Schwarzfußkatze ist relativ wenig bekannt. Man geht aber davon aus, dass es weniger als 10'000 erwachsene Individuen gibt und dass die Verbreitung fragmentiert ist. Große Teile des Lebensraums werden durch Überweidung und Grundwasserabsenkung beeinträchtigt. Das Ausbringen von Giftködern und freilaufende Hunde setzen den Tieren zu. Die Art wird daher aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2016 als gefährdet eingestuft (Rote Liste: VULNERABLE) [9].

Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang I eingeschränkt.

Zoogestützte Feldprojekte:

Bedeutung für den Menschen

Schwarzfußkatzen werden kaum gezielt bejagt, werden aber öfter in Fallen gefangen, die für andere Kleinraubtiere aufgestellt wurden. Der internationale Handel mit Teilen und Erzeugnissen ist praktisch inexistent und beschränkt sich im Wesentlichen auf Wissenschaftsmaterial. Von 1977-1994 wurden von Südafrika und Namibia 23 lebende Wildfänge zur Ausfuhr genehmigt, danach keine mehr. Von 1977-2017 wurden weltweit 116 Nachzuchttiere international verschoben, davon 64 aus Südafrika und 33 aus Deutschland [3; 8].

Haltung

Es gibt seit 1988 ein Internationales Zuchtbuch (ISB), das früher in Wuppertal geführt wurde und jetzt vom südafrikanischen Lory Park Zoo geführt wird. Dieses umfasste, Stand Dezember 2016, 79 lebende Tiere in 22 Institutionen [IZY 52].

Schwarzfußkatzen erreichten im Zoo Höchstalter von über 15 Jahren [10].

Haltung in europäischen Zoos: Aktuell (2023) in Europa keine, bis 2013 Wuppertal und etwa gleichzeitig Ebeltoft und Port Lympne, um 1990 etwa ein Dutzend Zoos. Das 1994 ins Leben gerufene Europäische Erhaltungszuchtprogramm (EEP) wurde vom Zoo Wuppertal koordiniert. Der Bestand in Europa hat seit der Jahrtausendwende massiv abgenommen. Im Januar 2011 lebten hier nur noch 5.2 Tiere in drei Haltungen. 2012/14 starben die letzten vier Tiere. Hauptgrund für den Niedergang der Population war das vermutlich durch eine genetische Disposition begünstigte Auftreten von Nierenamyloidose [9].

Forschung im Zoo: Die Schwarzfußkatze war Gegenstand mehrerer Forschungsarbeiten, die der Optimierung von Haltung und Zucht dienen sollten sowie zu ihrem Krankheitsgeschehen [1; 2; 5; 6; 9; 12].

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL sollen für Schwarzfußkatzen verbindbare Außengehege von 10 m² Fläche pro Tier und 2.50 Höhe vorhanden sein. Falls ein Innengehege als erforderlich angesehen wird, was zur Überbrückung von Feuchtwetterperioden wohl der Fall ist, soll dieses eine Fläche von 10 m² haben und unterteilbar sein.

Nach Schweizerischer Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022 muss für 1-2 Schwarzfußkatzen ein Außen- und ein Innengehege mit einer Fläche von je 16 m² und einer Höhe von 2.5 m vorhanden sein muss. Für jedes weitere erwachsene Tier ist die Fläche um außen um 4 m², innen um 3 m² zu erweitern.

Gemäß der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) müssen Schwarzfußkatzen mindestens paarweise gehalten werden. Für ein Paar ist ein Außengehege mit einer Fläche von 30 m² bei 2.5 m Höhe und für jedes weitere Adulttier 3 m² zusätzlich erforderlich, das Innengehege muss eine Grundfläche von 10 m² haben und für jedes weitere Tier 1 m² mehr.

Taxonomie und Nomenklatur

Die Schwarzfußkatze wurde 1824 vom englischen Forschungsreisenden William John BURCHELL anhand eines Exemplars aus der Gegend von Kuruman in der heutigen Nordkap-Provinz Südafrikas unter ihrem heute noch gültigen Namen erstmals wissenschaftlich beschrieben. Gegenwärtig werden zwei Unterarten anerkannt, deren Gültigkeit aber angezweifelt wird [8; 11].

Literatur und Internetquellen

  1. ALMASBEGY, M.M. (2011)
  2. ALMASBEGY, M. & PFLEIDERER, M. (2011)
  3. CITES TRADE DATA BASE
  4. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  5. HANSCHKE, A. (2009)
  6. HOHAGE, B. (2012)
  7. SLIWA, A. (2007)
  8. SLIWA, A. et al. (2016). Felis nigripes. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T8542A50652196. http://www.iucnredlist.org/details/8542/0. Downloaded on 18 June 2018.
  9. TERIO, K. A., O'BRIEN, T., LAMBERSKI, N., FAMULA, T. R. & MUNSON, L. (2008)
  10. WEIGL, R. (2005)
  11. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  12. ZIMMERMANN, P. A. (2009)

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