Diese Seite drucken

Marder und Stinktiere

Iltis

Iltis (Mustela putorius), ehemals Tierpark Bern Iltis (Mustela putorius), ehemals Tierpark Bern
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Raubtiere (CARNIVORA)
Taxon ohne Rang: Landraubtiere (FISSIPEDIA)
Unterordnung: Hundeartige (Caniformia)
Familie: Marderverwandte (Mustelidae)
Unterfamilie: Marder (Mustelinae)

D LC 650

Iltis und Frettchen

Mustela putorius • The Polecat • Le putois d'Europe

112 004 007 011 putorius TPB(2)
Iltis (Mustela putorius) im Tierpark Bern © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

112 004 007 011 putorius map
Approximative Verbreitung des Iltis (Mustela putorius)

 

112 004 007 011 putorius anholt PD1
Iltis (Mustela putorius) im Wildpark Anholter Schweiz, Isselburg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

112 004 007 011 putorius NTPG NTPG1
Iltis (Mustela putorius) im Natur- und Tierpark Goldau © NTP Goldau

 

112 004 007 011 putorius NTPG NTPG2
Iltis (Mustela putorius) im Natur- und Tierpark Goldau © NTP Goldau

 

112 004 007 011 putorius furo albino
Zur Jagd abgerichtetes albinotisches Frettchen (Mustela putorius f. furo) © Tilo Hauke, Dissen am Teutoburger Wald, veröffentlicht auf Wikimedia Commons unter Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported license.

 

112 004 007 011 putorius furo gotha PD2
Iltisfrettchen (Mustela putorius f. furo) im Tierpark Gotha © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

112 004 007 011 putorius furo gotha PD1
Frettchen (Mustela putorius f. furo) im Wildpark Klaushof, Bad Kissingen © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

112 004 007 011 putorius furo kissingen PD1
Iltisfrettchen (Mustela putorius f. furo) im Wildpark Klaushof, Bad Kissingen © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

112 004 007 011 putorius furo mergentheim PD1
Iltisfrettchen (Mustela putorius f. furo) im Wildpark Bad Mergentheim © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

112 004 007 011 putorius furo mergentheim PD2
Iltisfrettchen (Mustela putorius f. furo) im Wildpark Bad Mergentheim © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

112 004 007 011 putorius furo LD zooschule
Iltisfrettchen (Mustela putorius f. furo) im Zooschul-Unterricht im Zoo Landau © Zooschule Landau

 

112 004 007 011 mustela putorius skull museum wiesbaden
Schädel eines Iltisses (Mustela putorius) in der Sammlung des Museums Wiesbaden © Klaus Rassinger und Gerhard Cammerer, Museum Wiesbaden. Veröffentlicht unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported-Lizenz

 

Weitere Bilder bei BioLib

Als einheimische Art ist der ist Iltis zoopädagogisch interessant, meistens werden aber wildfarbene Iltisfrettchen oder Frettchen gehalten, die zahm sind und sich daher besonders für den Zooschul-Unterricht eignen.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Iltis ist etwas kleiner als die bei uns heimischen Marder und sein Schwanz ist deutlich kürzer. Es bestehen deutliche Größen- und Gewichtsunterschiede zwischen den Geschlechtern. Größe und Körpergewicht von Iltissen scheinen regional in hohem Maß zu variieren. In der Schweiz wurden im Mittel eine Kopf-Rumpflänge von 404 mm für Rüden und 351 mm für Fähen ermittelt, Schwanzlängen von 146 bzw. 128 mm und Körpergewichte von 1126 bzw. 663 Gramm. Tiere aus Rheinhessen oder der Camargue liegen im Schnitt über diesen Werten. Besonders große Tiere von bis zu 75 cm Kopf-Rumpf-Länge sollen in Westsibirien vorkommen. Das Fell ist gelbbraun bis schwarz, unten dunkler als oben. Das Gesicht ist heller mit weißer Schnauzenpartie und kontrastreicher, dunkler Maske über die Augen. Frettchen sind meist Albinos, Hybriden wildfarbig. Die Weibchen haben 3-5 Paar Zitzen [3; 4; 7].

Verbreitung

Europa und Marokko: Von Nordmarokko über Spanien Mitteleuropa und Italien, Nordgriechenland bis nach Südschweden, Finnland und zum Ural in Russland. In Großbritannien nur Restbestände. Fehlt in Nordskandinavien, Irland, Malta, Sizilien, Sardinien, Korsika, Lolland, Falster, Bornholm, Gotland und weiteren Inseln. Angesiedelt auf den Kanalinseln und einigen Mittelmeerinseln, ein Ansiedlungsversuch in Japan schlug fehl. Frettchen wurden zur Kaninchen- und Schadnagerbekämpfung in Australien, Jamaika und Neuseeland angesiedelt. Die in verschiedenen Quellen gegebenen Verbreitungskarten variieren erheblich [5; 11].

Lebensraum und Lebensweise

Iltisse leben einzeln oder in Mutterfamilien. Sie sind eng an deckungsreiche Kleinlebensräume gebunden und finden sich oft in amphibienreichen Feuchtgebieten. Die Größe ihrer Streifgebiete wurde in Luxemburg mit 84 ha für die Fähen und 246 ha für die Rüden ermittelt. Fähen verhalten sich vermutlich territorial. Die Tiere klettern schlecht und ungern. Sie gehen zwar nicht besonders gerne ins Wasser, aber Froschlurche bilden zumeist einen Hauptbestandteil ihrer Diät während des Sommerhalbjahres. Im Winter gewinnen Kleinnager und Siedlungsabfälle als Nahrungskomponenten an Bedeutung. Das Nahrungsspektrum umfasst auch Wildkaninchen, Vögel, Vogeleier, Echsen, Schlangen, Insekten und Früchte [3; 4; 7; 9].

Der Iltis ist der klassische Kulturfolger unter den europäischen Raubtieren. Noch vor zwei Generationen war er auf vielen Bauernhöfen zuhause und war so bekannt, dass er sogar regionale Volksnamen erhielt, was z.B. beim heute viel häufigeren Steinmarder nicht der Fall ist [7].

Beim Iltis gibt es keine Keimruhe, daher dauert die Tragzeit nur 40-43 Tage. Ein Wurf umfasst 3-7(1-12) Welpen mit einem Geburtsgewicht von 7-12 g. Diese sind blind und öffnen ihre Augen erst mit einem Monat, wenn sie bereits angefangen haben Fleisch zu fressen. Gesäugt werden sie etwa 5-6 Wochen lang, mit 4 Monaten sind sie praktisch ausgewachsen, mit einem Jahr erreichen sie Geschlechtsreife [3; 4; 7].

Gefährdung und Schutz

Der Iltis ist im Europäischen Russland weit verbreitet. In Westeuropa, das nur etwa ein Viertel des Artareals ausmacht, ist er eher selten und die Bestände nehmen regional ab. Trotzdem hat er eine große Gesamtpopulation und wird deshalb aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2016 als nicht gefährdet angesehen (Rote Liste: LEAST CONCERN) [5].

Der internationale Handel ist unter CITES nicht geregelt. Der Iltis ist eine nach Anhang III des Berner Übereinkommens über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume geschützte Tierart.

Bedeutung für den Menschen

Wirtschaftliche / Jagdliche Bedeutung: Der Iltis wird in Russland und einigen anderen Ländern wegen seines Fells gejagt, das hauptsächlich für kleinere Pelzartikel verwendet wird. In Deutschland und Österreich ist er jagdbar, in der Schweiz geschützt. Die Jahresstrecken lagen in Deutschland bei 9'328 im Jagdjahr 2016/17 und sanken bis 2019/20 auf 7'996, in Österreich bei 4'3532 in 2019/20 und 5'359 im Folgejahr. Motivation für die Bejagung ist wohl, dass der Iltis von Niederwildjägern irrtümlich als Konkurrenz wahrgenommen wird. In Der Schweiz wurden von 2009-2020 lediglich 7 schadenstiftende Rüden und eine Fähe erlegt [2; 6; 10]. Frettchen bzw. Iltisfrettchen werden in Russland in verschiedenen Farbschlägen für die Verarbeitung zu Pelzkleidern gezüchtet. Aus Europäisch Russland kommen jährlich 30-35'000 Felle auf den Markt. Frettchen spielen auch als Versuchstiere in der medizinischen Forschung eine Rolle [4; 5].

Kulturelle Bedeutung: Frettchen, allenfalls auch gezähmte Iltisse, werden bei der Niederwildjagd dazu eingesetzt, Kaninchen aus dem Bau zu vertreiben. Bei dieser "Frettieren" genannten Jagdart werden die fliehenden Kaninchen entweder mit Sprengnetzen, oder Reusen gefangen, mit Schrot erlegt oder vom Beizvogel geschlagen. In jüngerer Zeit werden Frettchen zunehmend als Heimtiere gehalten [1; 3; 4].

Haltung

Iltisse sind eher in Wildparks zu sehen als in größeren Zoos. Häufig wird anstelle des Iltisses die - ursprünglich für die Zwecke der Kaninchenjagd - domestizierte Form, das Frettchen (Mustela putorius f. furo) oder das Iltisfrettchen, eine Kreuzung zwischen Haustierform und Wildform gehalten, das von letzterer kaum zu unterscheiden ist. Frettchen werden gerne im Zooschulunterricht eingesetzt. Sie können in Gruppen gehalten werden.

Iltisse können im Zoo ein Alter von 11 Jahren erreichen [6].

Haltung in europäischen Zoos:
 Iltisse werden in etwa 40-50 Zoos gehalten, von denen sich ein paar im deutschsprachigen Raum befinden. Häufiger sind Frettchen und Iltisfrettchen, die in über 330 Zoos zu sehen sind, davon etwa 40% im deutschsprachigen Raum. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL sollen Iltisse in verbindbaren Einzelgehegen von mindestens 8 m² gehalten werden, für Frettchen werden 4 m² für 2 Tiere und zusätzlich 2 m² für jedes weitere Tier vorgegeben. Die Gehege sollen mindestens 2.5 m hoch sein

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 2 Iltisse oder Frettchen ein Außengehege mit einer Grundfläche von 15 m² vor und für jedes weitere Tier 1 m² zusätzlich. In der früheren Fassung der Verordnung betrug die Basisfläche 10 m². Für die Erhöhung gab es weder einen Anlass noch eine Begründung. Für privat gehaltene Frettchen mit zeitweiligem Auslauf in der Wohnung gelten geringere Dimensionen. In der der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) ist für ein Paar Iltisse ein Außengehege von 20 m² und 2.5 m Höhe vorgeschrieben. Davon muss die Hälfte eine Wasserfläche mit 0.5 m Tiefe sein. Weshalb 2.5 m Höhe und ein Becken dieser Größe für eine Tierart notwendig sein soll, die nur ungern klettert und schwimmt, ist unklar.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Iltis wurde 1758 von Carl von LINNÉ unter seinem heute noch gültigen Namen beschrieben. Es wurden 22 Unterarten beschrieben, aber eine Überprüfung von deren Gültigkeit ist angezeigt. Manche Autoren waren der Ansicht, dass Iltis und Steppeniltis (Mustela eversmanni) zur selben Art gehören. Dies wird aber von neueren molekulargenetischen Studien nicht bestätigt. Vermutlich ist der Iltis die Stammform des Frettchens (Mustela putorius f. furo). Es wurde aber auch die Ansicht vertreten, das Frettchen stamme vom Steppeniltis oder einer ausgestorbenen Iltisform ab. Iltis und Frettchen werden oft gekreuzt, wildfarbene Frettchen werden als "Iltisfrettchen" bezeichnet [4; 5; 9]. 

Wegen seines strengen Körpergeruchs nannte ihn BREHM "Foetorius Putorius", was beides „Stinker“ bedeutet. Auch ein Teil der von BREHM angeführten deutschen Namen, Iltis, Eltis, Ilk, Elk, Iltnis, Stänker, Stänkermarder, Stinkwiesel, Stölling oder Ratz, nehmen Bezug auf die paarigen Analdrüsen, deren übelriechendes Sekret durch Muskeldruck ausgespritzt werden kann [1].

Literatur und Internetquellen

  1. BREHM, A. E. (1882-1887)
  2. DJV - JAGDSTATISTIK
  3. GRIMMBERGER, E. & RUDLOFF, K. (2009)
  4. HERTER, K. (1959)
  5. SKUMATOV, D. et al. (2016). Mustela putorius. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T41658A45214384. http://www.iucnredlist.org/details/41658/0. Downloaded on 22 June 2018.
  6. STATISTIK AUSTRIA - Jagdstatistik
  7. WEBER, D. (1988)
  8. WEIGL, R. (2005)
  9. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  10. EIDG.JAGDSTATISTIK
  11. LONG, J. L. (2003)

Zurück zu Übersicht Landraubtiere

Weiter zu Feuerwiesel (Mustela sibirica)

Gelesen 26559 mal Letzte Änderung am Samstag, 20 Mai 2023 10:30