Marder und Stinktiere

Hermelin

Hermelin im Sommerkleid (Mustela erminea) im Alpenzoo Innsbruck Hermelin im Sommerkleid (Mustela erminea) im Alpenzoo Innsbruck
© Alpenzoo

Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Raubtiere (CARNIVORA)
Taxon ohne Rang: Landraubtiere (FISSIPEDIA)
Unterordnung: Hundeartige (Caniformia)
Familie: Marderverwandte (Mustelidae)
Unterfamilie: Marder (Mustelinae)

D LC 650

Hermelin

Mustela erminea • The Stoat or Ermine • L’hermine

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Hermelin (Mustela erminea) im Sommerfell. Freilandaufnahme aus Nainital, Uttarakhand, Indien © Soumyajit Nandy. Veröffentlicht auf flickr/Wikimedia Commons unter CC Creative Commons Attribution-Share Alike 2.0 Generic License.

 

 

 

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Approximative Verbreitung des Hermelins (Mustela erminea).

 

 

 

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Hermelin (Mustela erminea erminea) mit atypischer Kopfzeichnung im Zoo Helsinki © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

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Hermelin (Mustela erminea ferghanae) wildlebend am Großen Almaty-Stausee, Kasachstan © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

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Hermelin (Mustela erminea) im Sommerfell. Freilandaufnahme aus Jispa, Himachal Pradesh, Indien © Soumyajit Nandy. Veröffentlicht unter Creative Commons Attribution-Share Alike 2.0 Generic License.

 

 

 

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Schädel eines Hermelins (Mustela erminea) in der Sammlung des Museums Wiesbaden © Klaus Rassinger und Gerhard Cammerer, Museum Wiesbaden. Veröffentlicht unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported-Lizenz.

 

 

 

Briefmarke Hermelin
Briefmarke Hermelin

 

 

 

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Wappen des Fürstenhauses von Liechtenstein mit Wappenmantel aus Hermelinfell

 

 

 

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Friedrich I. von Württemberg, König von 1806–1816, im Hermelinmantel. Gemälde von Johann Baptist SEELE im Schloss Ludwigsburg

 

 

 

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Als einheimische Art, wegen seines saisonalen Farbwechsels und wegen seiner kulturellen Bedeutung ist das Hermelin zoopädagogisch interessant, wird aber nur selten in Zoos gehalten.

Körperbau und Körperfunktionen

Mit einer Kopf-Rumpflänge von 17-37 cm, einer Schwanzlänge von 15-13 cm und einem Gewicht von 110-350 g ist das Hermelin die zweitkleinste in Mitteleuropa vorkommende Marderart. Sein Körper ist langgestreckt und schlank, der Kopf ist flach mit langgestrecktem Hirnschädel, die Ohren sind klein und anliegend, die Beine kurz, seine Füße haben vorne und hinten je 5 mit kurzen Krallen bewehrte Zehen. Es ist eine Analdrüse vorhanden, die bei Gefahr entleert wird. Im Sommerfell ist das Hermelin auf der Oberseite des Körpers rotbraun und auf der Unterseite weiß oder weißgelb. Die beiden Farben sind scharf voneinander getrennt. Die Schwanzspitze ist schwarz. Im Winterfell ist es vollständig weiß, mit Ausnahme der weiterhin schwarzen Schwanzspitze. Die Fähen sind im Mittel etwas leichter und kleiner als die Rüden, sie haben 4 Paar Zitzen [4; 7; 13].

Verbreitung

Nordamerika, Europa und Asien: In Nordamerika von Grönland, Alaska und Kanada bis Kalifornien, in Europa von Skandinavien bis Portugal, Nordspanien, Norditalien, in Asien von Nordrussland bis Nordindien und im Osten bis Japan. Natürlicherweise kommt die Art in 53 Ländern vor. Eingeführt in Neuseeland [9].

Lebensraum und Lebensweise

Das Hermelin besiedelt lichte Wälder, Wiesen,Felder und Ufer vom Tiefland bis auf 3'400 m Höhe; seltener ist es am Rand von Siedlungen anzutreffen, im Alpenraum nutzt es zeitweilig unbewohne Sennhütten. Geschlossene Wälder werden gemieden. Im Sommer ist es mehr tag-, im Winter mehr nachtaktiv. Es ist ein Einzelgänger, der sich gegenüber gleichgeschlechtlichen Artgenossen territorial verhält. In Mitteleuropa sollen Territorien von Männchen im Winter 28-40 ha umfassen. Werden Gruppen angetroffen, handelt es sich um Mutterfamilien. Es frißt praktisch ausschließlich tierische Nahrung, bei uns zur Hauptsache Mäuse und Wühlmäuse, ferner auch Hasen, Wildkaninchen, Insektenfresser, Vögel und Vogeleier, Echsen, Frösche, Fische und Insekten. In Nordamerika und Asien sind Streifenhörnchen und Ziesel wichtige Beutetiere. Verteilt auf mehrere Aktivitätsphasen jagt das Hermelin täglich 4-5 Stunden. Es findet seine Beute, indem es sich auf dem Boden springend fortbewegt und dabei vorzugsweise natürlichen oder künstlichen Hindernissen, wie Mauern, Hecken, Flussufern, folgt. Dabei richtet es sich häufig auf, um auf den Hinterbeinen stehend die Umgebung auszukundschaften [1; 4; 5; 6;7].

Die Größe einer Hermelinpopulation ist von der Verfügbarkeit von Beute abhängig. In Jahren mit hoher Wühlmausdichte wächst sie rasch an. in schlechten Mäusejahren fallen die Bestände zusammen und einzelne Unterpopulationen einer Metapopulation können ganz verschwinden. Ranzzeit ist im Frühsommer. Bedingt durch eine Keimruhe dauert die Tragzeit 9-10 Monate (andere Angabe 220-380 Tage). Durchschnittlich reifen bei einer Fähe 8-10 Eier heran. Im Extremfall können es aber bis zu 20 sein. Ein Teil der Embryonen wird jeweils resorbiert. Unter sehr günstigen Nahrungsbedingungen können bis zu 14  blinde, von weißem Flaum bedeckte Junge mit einem Geburtsgewicht von rund 5 g geboren werden, meistens sind es aber 6-9. Je nach Nahrungsangebot überleben mehr oder weniger Jungtiere. Die Jungen öffnen mit 4 Wochen die Augen. Sie werden bis zu 12 Wochen gesäugt, fressen aber ab der 4. Woche auch schon Fleisch. Mit 3-4 Monaten sind sie selbständig und verlassen ihren Geburtsort. Sie haben dann noch eine mittlere Lebenswerwartung von wenig mehr als einem Jahr [4; 7; 8].

Wenn ein Hermelinmännchen ein wieder paarungsbereites Weibchen gefunden hat, deckt es nicht nur das erwachsene Weibchen sondern auch alle weiblichen Jungtiere in dessen Wurf. Daher sind fast alle jungen Weibchen bereits trächtig, wenn sie abwandern und können in ihrem neuen Areal rasch eine Kolonie gründen, auch wenn dort keine Männchen zu finden sind [8].

Erste Kenntnisse über die Fortpflanzungsbiologie des Hermelins wurden durch Hans PSENNER, den späteren Direktor des Alpenzoos Innsbruck gewonnen. Im April 1937 brachte ein von ihm gehaltenes Hermelin vier Junge zur Welt. Das Muttertier war 10 Monate vor der Geburt als wenige Wochen alter Säugling und als verlassenes Findelkind von ihm übernommen worden und seitdem ohne jegliche Kontaktmöglichkeit mit Artgenossen gehalten worden [11].

Gefährdung und Schutz

Das Hermelin hat ein riesiges Verbreitungsgebiet, es ist häufig und es bestehen keine signifikanten Bedrohungen für diese Art. Es wird deshalb aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2015 als-nicht gefährdet angesehen (Rote Liste: LEAST CONCERN) [9].

Der internationale Handel unter CITES ist nur für die indische Unterart, Mustela e. ferghanae, nach Anhang III geregelt. Das Hermelin ist eine nach Anhang III des Berner Übereinkommens über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume geschützte Tierart.

Bedeutung für den Menschen

Wirtschaftliche/ Jagdliche  Bedeutung: Das Hermelin wurde und wird heute noch in Russland wegen seines weißen Winterfells gejagt, das früher auch in Königsmänteln Verwendung fand. Heute ist es in Deutschland und Österreich jagdbar, in Schweiz, wo es  geschützt ist, wurden von 1974-2020 lediglich 3 Stück abgeschossen. Die Jahresstrecken für "Wiesel", was hauptsächlich Hermeline sein dürften, lagen in Deutschland während der letzten Jahre zwischen 4'000 und 5'000 (4'618 im Jagdjahr 2019/20), in Österreich bei 15'788 in 2019/20 und 10'497 in 2020/21. Motivation für die Bejagung ist wohl, dass das Hermelin von Niederwildjägern als Konkurrenz wahrgenommen wird. BREHM kolportiert nebst diversen zeitgenössisischen Berichten über Feldhasen tötende Hermeline auch Conrad GESNERs "Therbuch": "Dem Hasen sol es listiglich nachstellen, dann es spilt und schimpfft ein weyl mit jm, unn so er müd, sich der feyndschafft nit versicht, so springt es jm an seinen halß und gurgel, hangt, truckt vnd erwürgt jn, ob er gleych in dem louff ist." [2; 3; 9; 10]

Kulturelle Bedeutung: Das weiße Winterfell des Hermelins galt als besonders wertvoll. Das Tragen von Kleidern aus Hermelinfell mit eingenähten schwarzen Schwanzspitzen war deshalb hohen weltlichen und geistlichen Würdenträgern vorbehalten. Auch die Innenseite von Wappenmänteln besteht aus Hermelinfell mit Schwanzspitzen [5].

Christian Morgenstern hat dem "Wiesel" ein Galgenlied gewidmet

Das ästhetische Wiesel

Haltung

Im Zoo können Hermeline ein Alter von 11-12 Jahren erreichen [12].

Haltung in europäischen Zoos:
 Die Art wird in rund einem halben Dutzend Zoos gehalten. Die Zahl der Einrichtungen, die Hermeline früher, oft nur über kürzere Zeit gehalten haben, ist relativ groß. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL sollen Hermeline in verbindbaren Einzelgehegen von mindestens 5 m² und 2 m Höhe gehalten werden.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 1-2 Tiere ein Außengehege mit einer Grundfläche von 12 m² vor. In der früheren Fassung der Verordnung waren es 10 m². Für die Erhöhung gab es weder einen Anlass noch eine Begründung. In der der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) ist für ein Paar ein Außengehege von 10 m² und 2 m Höhe erforderlich.

Taxonomie und Nomenklatur

Das Hermelin wurde wurde 1758 von Carl von LINNÉ unter seinem heute noch gültigen Namen beschrieben. Es wurden 34 Unterarten beschrieben. Die Nominatform lebt in Skandinavien und Teilen Russlands, die mitteleuropäische Unterart wurde als Mustela erminea aestiva bezeichnet und die kleineren Tiere im Alpenraum wurden "Zwerghermelin" bzw. Mustela erminea minima genannt. Heute herrscht jedoch die Meinung vor, dass alle Hermeline des europäischen Festlands zu Mustela e. erminea gehören [6; 13]. 

Literatur und Internetquellen

  1. ALLEN, T. B. (1979)  
  2. BREHM, A. E. (1882-1887)
  3. DJV - JAGDSTATISTIK
  4. GRIMMBERGER, E. & RUDLOFF, K. (2009)
  5. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  6. HAUSSER, J. et al. (Hrsg., 1995)
  7. MOSLER-BERGER, C. (2000)
  8. MÜRI, H. (2005)
  9. REID, F.et al. (2016). Mustela erminea. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T29674A45203335. http://www.iucnredlist.org/details/29674/0. Downloaded on 22 June 2018.
  10. STATISTIK AUSTRIA - Jagdstatistik
  11. TIROLER TAGESZEITUNG vom 10.01.2012, Arikel von H. PECHLANER
  12. WEIGL, R. (2005)
  13. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  14. EIDG.JAGDSTATISTIK

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© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx