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HEDIGER, H. (1931)

Zoologische Gärten und Naturschutz.

Schweiz. Blätter für Naturschutz 6: 97-105.

Auszug:

Tiergärten und Naturschutzbestrebungen sind in Wirklichkeit keine Gegensätze, vielmehr gehören die Tiergärten mit zu den wertvollsten Helfern und Hilfsmitteln des neuzeitlichen Naturschutzes. Sie sind nicht nur letzte Asyle für manche im Freien schon ausgestorbene Tierart und Erholungsstätten für stark gefährdete Arten, sondern mancher Tiergartenleiter ist als Naturschützer bahnbrechend hervorgetreten. – und vor allem sind die Tiergärten Anschauungs- und Bildungszentren, in denen das Verständnis für das Tier, das Interesse am Tier und die echte gesunde Liebe zum Tier gemehrt wer-den. Diese vom Tiergarten ausgehende Breiten- und Tiefenwirkung stellt eine ebenso unentbehrliche wie fruchtbare Voraussetzung für alle Naturschutzbestrebungen dar. Tierschutz im Sinne von Schutz des freilebenden Tieres  ist nur denkbar bei gleichzeitigem Schutz des tierlichen Wohnraumes, also auch der Pflanzenwelt, des Geländes . Der Schutz des freilebenden Tieres ist daher gewissermassen Naturschutz in höchster Potenz.

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Von allen Hilfsmitteln, die für das Verständnis und den Schutz des Tieres, und damit der Natur, zu werben vermögen, ist wohl das Tier selber, das lebendige Tier, das wirksamste. Es kann dem breiten Publikum nur im Tiergarten aus nächster Nähe vertraut gemacht werden. Und es muss aus der Nähe wirken, damit es zu jenem Kontakt zwischen Tier und Mensch kommt, der die Grundlage für die er-strebten positiven Beziehungen schafft. Keine noch so meisterhafte Schilderung, kein  noch so vor-treffliches Bild vermag dabei so viel zu leisten, wie die lebendige Tierpersönlichkeit, das Geschöpf aus Fleisch und Blut.

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© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx