Nebengelenk- und Schuppentiere

Südliches Kugelgürteltier

Südliches Kugelgürteltier (Tolypeutes matacus) mit Jungem im Zoo Heidelberg Südliches Kugelgürteltier (Tolypeutes matacus) mit Jungem im Zoo Heidelberg
© Zoo Heidelberg

Überordnung: Zahnarme, Nebengelenktiere (XENARTHRA)
Ordnung: Gepanzerte Nebengelenktier (CINGULATA)
Familie: Gürteltiere (Dasypodidae)
Unterfamilie: Riesen-, Kugel- und Nacktschwanzgürteltiere (Tolypeutinae)

D NT 650

Südliches Kugelgürteltier

Tolypeutes matacus • The Southern Three-banded Armadillo • Le tatou à trois bandes du Sud

 

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Südliches Kugelgürteltier (Tolypeutes matacus) im Zoo Heidelberg © Petra Medan / Zoo Heidelberg (Pressefoto)

 

 

 

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Approximative Verbreitung des Südlichen Kugelgürteltiers (Tolypeutes matacus)

 

 

 

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Zusammengerolltes Südliches Kugelgürteltier (Tolypeutes matacus) im Zoo Halle © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

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Südliches Kugelgürteltier (Tolypeutes matacus) mit Jungem in der Tierwelt Herberstein © Thomas Lipp, Herberstein

 

 

 

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SJunges Südliches Kugelgürteltier (Tolypeutes matacus) im Tiergarten Schönbrunn © Daniel Zupanc, Wien

 

 

 

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Südliches Kugelgürteltier (Tolypeutes matacus) mit Jungem im Maul im Zoologisch-Botanischen Garten Pilsen © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

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Südliches Kugelgürteltier (Tolypeutes matacus) im Zoo Posen © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

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Südliche Kugelgürteltiere (Tolypeutes matacus) im Zoo Prag © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

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Skelett eines Südliche Kugelgürteltiere (Tolypeutes matacus) im Museum of Osteology, Oklahoma City. Übernommen aus Wikiwand unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International-Lizenz

 

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Das kleine, in seiner Heimat potenziell gefährdete Südliche Kugelgürteltier ist deshalb besonders interessant, weil es sich zu einer allseits vom Panzer verschlossenen Kugel zusammenrollen kann. Es kommt im Zoo regelmäßig zur Zucht und die Tiere können sehr alt werden. Sie sind in europäischen Zoos daher sehr oft zu sehen.

Körperbau und Körperfunktionen

Das Südliche Kugelgürteltier erreicht eine Kopf-Rumpflänge von 21-27 cm, eine Schwanzlänge von 6-8 cm und ein Gewicht von 1.5(1-2) kg. In jeder Kieferhälfte befinden sich 9 walzenförmige Zähne. Die Vorderfüße haben 3-4 Zehen. Der gelbe oder hellbraune Panzer ist sehr hart und stark konvex; der Schulterschild oval, es sind  2-3 bewegliche Gürtel vorhanden. Der Penis ist auffallend groß. Die Weibchen haben 2 Zitzen [1; 4].

Verbreitung

Südamerika: Von Ostbolivien über Südwestbrasilien südlich durch große Teile von Paraguay bis nach Argentinien [2].

Lebensraum und Lebensweise

Kugelgürteltiere besiedeln trockene Gegenden mit einer Niederschlagsmenge von weniger als 700 mm/Jahr) und mit xerophiler Vegetation, v.a. Trockenwälder aber auch Gras- und Buschland. Sie sind tag- und nachtaktiv. Sie graben keine Baue, sondern nutzen solche von Viscachas oder anderen Tieren oder verstecken sich in der Vegetation. Bei Gefahr oder Kälte können sie sich zu einer Kugel zusammenrollen, wobei Kopf- und Schwanzschild nebeneinander zu liegen kommen und die verbleibende Öffnung der Kugel verdecken. Schakalfüchse und Mähnenwölfe vermögen diese Kugel kaum zu sprengen. Sie ernähren sich überwiegend von Ameisen und Termiten, verschmähen aber auch andere weiche Invertebraten, Aas, Pflanzensamen und Früchte nicht. Die Futterstücke werden intakt abgeschluckt und nicht zerkaut [1; 2; 4].

Nach einer Tragzeit von 104-116 Tagen wird einmal jährlich jeweils ein einzelnes Junges mit einem Geburtsgewicht von 70-100 g geboren.Das Jungtier ist etwas kleiner als ein Tennisball. Es ist zwar blind, kann aber schon nach wenigen Stunden laufen und orientiert sich dabei mit seine Tasthaaren und seinem Geruchssinn. Sein Panzer ist anfangs noch rosa gefärbt und ganz weich, wird aber innerhalb weniger Wochen hart Das Junge wird 10 Wochen gesäugt und ist mit 9-12 Monaten geschlechtsreif [2; 4; PM Tiergarten Schönbrunn].

Gefährdung und Schutz

Das Kugelgürteltier wird aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2013 als potenziell gefährdet eingestuft, weil die Bestände wahrscheinlich erheblich zurückgegangen sind. Der Grund dafür ist der Lebensraumverlust im ganzen Verbreitungsgebiet sowie die Jagd auf diese Tiere zur Nahrungsgewinnung (Rote Liste: NEAR THREATENED) [2].

Der internationale Handel ist nicht durch CITES geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Kugelgürteltiere werden von der lokalen Bevölkerung zur Gewinnung von Fleisch und zur Herstellung handwerklicher Artikel wie Körbchen oder Resonanzkörper für kleine Saiteninstrumente oder als Heimtiere gefangen [2].

Haltung

Das Südliche Kugelgürteltier gehört zu den häufig in Zoos gehaltenen Gürteltier-Arten und es wird auch regelmäßig nachgezüchtet. Die ältesten bekannten Tiere, zwei Weibchen, starben im Lincoln Park Zoo, Chicago, Nach Haltungsdauern von 32 bzw. 33 Jahren im Alter von 35 und 36 Jahren [6].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 100 Zoos gehalten, von denen sich etwa ein Drittel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Wie Kugelgürteltiere gehalten werden: In Anbetracht dessen, dass wilde Gürteltiere Einzelgänger sind, werden sie in vielen Zoos einzeln gehalten. Auch die paarweise Haltung ist üblich. Kugelgürteltiere züchten regelmäßig in menschlicher Obhut. Die Männchen können aber äußerst aggressiv auf Neugeborene reagieren, und es wird berichtet, dass in Anwesenheit des Männchens die Jungtiersterblichkeit bei 100 % liege. Es sei daher unerlässlich, das Männchen vor der Geburt von dem trächtigen Weibchen abzutrennen [5]. Allerdings ist z.B. im Heidelberger Zoo die Jungenaufzucht auch bei Anwesenheit des Männchens gelungen [3; 4].

Forschung im Zoo: In einer umfangreichen Dissertation wurden nicht nur zahlreiche biologische Informationen zusammengetragen, sondern auch die damalige Praxis der Haltung von Gürteltieren in Menschenobhut untersucht und beurteilt. Dabei wurde festgestellt, dass große Haltungsdefizite bestehen, welche grösstenteils auf mangelndem Wissen über diese wenig untersuchten Tiere beruhen. Es wurden Vorschläge zur Verbesserung der Situation gemacht [4].

Mindestanforderungen an Gehege: Das Säugetiergutachten 2014 des BMEL gibt für die Haltung eines Paars ein Innengehege von 10 m² und für jedes weitere Adulttier 2 m² zusätzlich vor. Ein Außengehege ist fakultativ. Im Gutachten’96 waren 4 m² pro Paar und 1 m² zusätzlich für jedes weitere Tier vorgegeben worden. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 1-2 Tiere ein Innengehege von 6 m² und für jedes weitere Tier 1.5 m² zusätzlich vor. Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) fordert für ein Paar eine Grundfläche von 10 m² und für jedes weitere Tier 1 m² mehr.

Die Gehegegröße ist ein kritischer Faktor für eine erfolgreiche natürliche Aufzucht von Jungtieren. Je nach Art ist ein großes oder kleines Gehege geeigneter für die säugenden Weibchen. So verloren Kugelgürteltier-Mütter manchmal ihre Jungtiere, wenn sie in zu großen Gehegen gehalten wurden, und die Aufzuchtraten waren höher in kleinen Gehegen [4]. Die in der Schweizerischen Tierschutzverordnung vorgegebene Gehege-Mindestfläche von 6 m² dürfte daher beim Kugelgürteltier angemessener sein, als die 10 m² des Säugetiergutachtens des BMEL. Dabei müsste man allerdings ein vergleichbares Gehege für das Männchen vorhalten.

Taxonomie und Nomenklatur

Die beiden Arten der Gattung Tolypeutes werden aufgrund mehrerer Merkmale wie Spermien-, Uterus- oder Panzerform und die Fähigkeit, sich einzukugeln, als die am weitesten evoluierte Gürteltier-Art angesehen [4].

Das Südliche Kugelgürteltier wurde 1804 vom französischen Zoologen Anselme Gaëtan DESMAREST als "Dasypus matacus" beschrieben und kam später in die von dem in Berlin tätigen Zoologen Johann Karl Wilhelm ILLIGER aufgestellte Gattung Tolypeutes. Es gibt keine Unterarten [7].

Literatur und Internetquellen

  1. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  2. NOSS, A. et al. (2014). Tolypeutes matacus. The IUCN Red List of Threatened Species 2014: e.T21974A47443233. http://www.iucnredlist.org/details/21974/0. Downloaded on 20 May 2018.
  3. PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
  4. SUPERINA, M. (2010)
  5. SUPERINA, M., MIRANDA, F. & PLESE, T. (2012)
  6. WEIGL, R. (2005)
  7. WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)

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© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx