Plattschweif-Sittiche

Schwalbensittich

Blüte fressender Schwalbensittich (Lathamus discolorus) im Loro Parque, Teneriffa Blüte fressender Schwalbensittich (Lathamus discolorus) im Loro Parque, Teneriffa
Matthias Reinschmidt, Loro Parque

Ordnung: Papageienvögel (PSITTACIFORMES)
Familie: Echte Papageien (Psittacidae)
Unterfamilie: Eigentliche Papageien (Psittacinae)
Tribus: Plattschweifsittiche (Platycercini)

D CR 650

Schwalbensittich

Lathamus discolor • The Swift Parakeet • La perruche de Latham

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Schwalbensittich (Lathamus discolor) im Tiergarten Schönbrunn © Daniel Zupanc / TG Schönbrunn

 

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Verbreitung des Schwalbensittichs (Lathamus discolor); dunkelblau: Brutgebiete; rot: approximatives Vorkommen außerhalb der Brutzeit

 

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Schwalbensittich (Lathamus discolor) im Tiergarten Schönbrunn © Daniel Zupanc / TG Schönbrunn

 

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Schwalbensittich (Lathamus discolor) im Tiergarten Schönbrunn © Daniel Zupanc / TG Schönbrunn

 

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Schwalbensittich (Lathamus discolor) im Tiergarten Schönbrunn © Daniel Zupanc / TG Schönbrunn

 

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Schwalbensittiche (Lathamus discolor) im Loro Parque, Teneriffa © Matthias Reinschmidt, Loro Parque

 

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Schwalbensittich (Lathamus discolor) an Vogelausstellung © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Schwalbensittich (Lathamus discolor) im Zoo Magdeburg © Zoo Magdeburg

 

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Junge Schwalbensittiche (Lathamus discolor) im Loro Parque, Teneriffa © Matthias Reinschmidt, Loro Parque


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Der Schwalbensittich ist ein Zugvogel, der in seiner australischen Heimat als vom Aussterben bedroht gilt. In europäischen Zoos nimmt der Bestand leicht zu und manche Zoos beteiligen sich an Forschungs- oder Artenschutzprojekten.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Schwalbensittich erreicht eine Gesamtlänge von 25 cm und ein Gewicht von etwa 45-75 g. Sein Gefieder ist überwiegend grün. Kehle und Wangen sind rot, zum Grün gelb umgrenzt. Scheitel, Kopfseiten, Flügelbug und Flügelunterseite sind blau [4; 6; 7; 8]. 

Verbreitung

Australien: Gebrütet wird auf Tasmanien, überwintert auf dem australischen Festland, hauptsächlich in Victoria [2].

Lebensraum und Lebensweise

Der Schwalbensittich besiedelt unterschiedliche Lebensräume, vor allem Trockenwälder und Savannen. Er ernährt sich von Pollen, Nektar, Früchten und Beeren, unreifen Grassamen sowie Insekten. Das Gelege besteht aus 4 (3-5) Eiern, die allein vom Weibchen während 18-20 Tagen ausgebrütet werden. Die Jungen verlassen das Nest mit 35-42 Tagen [1; 6; 8].

Für das Brutgeschäft ist der Schwalbensittich auf Eukalyptuswälder angewiesen. Gebrütet wird in Nisthöhlen, vorzugsweise in "Australischen Eichen" (Eucalyptus obliqua), Nahrungsgrundlage sind Blüten hauptsächlich von Blauem Eukalyptus (Eucalyptus globulus), wenn nicht verfügbar von Schwarzem Eukalyptus (Eucalyptus ovata). Die starke Gefährdung ist dadurch bedingt, dass auf Tasmanien über die Hälfte der Wälder, in denen die Eukalypten vorkommen, gerodet worden sind, und dass in den verbleibenden Wäldern viele alte Bäume mit Nisthöhlen gefällt wurden. Zusätzlich müssen sich die Schwalbensittiche mit den eingeführten, invasiven Europäischen Staren (Sturnus vulgaris) um die verbleibenden Nistmöglichkeiten streiten und ihre Nester werden namentlich in teilweise gerodeten oder kleinen Wäldern durch die eingeführten Kurzkopfgleitbeutler (Petaurus breviceps) geplündert [9].

Gefährdung und Schutz

Die Art hat ein kleines Verbreitungsgebiet und einen kleinen, abnehmenden Bestand von rund 2'000 erwachsenene Individuen. Sie wurde deshalb seit 2012 als stark gefährdet eingestuft (Rote Liste: ENDANGERED). Nachdem eine weitere massive Bestandesabnahme prognostiziert wird, erfolgte 2015 die Einstufung in die Kategorie "vom Aussterben bedroht" (CRITICALLY ENDANGERED) [2].

Der internationale Handel ist nach CITES Anhang II geregelt.

Zoogestützte Artenschutzprojekte (Beispiele):

Bedeutung für den Menschen

In Australien werden Schwalbensittiche für den lokalen Heimtiermarkt gefangen [2]. Von 1981-2018 wurden keine lebenden Wildfänge aus Australien ausgeführt, lediglich etwas Wissenschaftsmaterial. Im selben Zeitraum wurden weltweit bei der Ausfuhr 6'448 Nachzuchtvögel registriert. Davon stammten 4'179 aus den Niederlanden und 1'641 aus Belgien [4].

Haltung

Nach Europa gelangten die ersten Schwalbensittiche 1863 (Zoo London), nach Deutschland 1876. Bereits 1882 glückte in Frankreich die Welterstzucht [1; 8]. Das Höchstalter in menschlicher Obhut wird mit 14 Jahren und 2 Monaten angegeben [10].

In Menschenobhut ist der Schwalbensittich noch recht gut vertreten, was eine gute Voraussetzung für eine nachhaltige Sicherung der Art bietet. Damit dies auch in Zukunft so bleibt, hat die „Gesellschaft für arterhaltende Vogelzucht“ (GAV) ein Zuchtprojekt gestartet, an dem sich auch der Zoo Schwerin beteiligt (PM Zoo Schwerin vom 21.04.2016).

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 35 Zoos gezeigt, von denen sich etwa 15 im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Im  Papageiengutachten des BMELF von 1995 ist der Schwalbensittich nicht erwähnt. Nach Schweizerischer Tierschutzverordnung (Stand 1.2.2022) sind  Schwalbensittiche mindestens paarweise zu halten. Für 6 (!) Vögel ist ein Käfig mit Badegelegenheit, einer Grundfläche von 0.5 m² und einer Höhe von 60 cm vorgeschrieben, für jedes weitere Tier ist die Grundfläche um 0.05 m² zu erweitern. Dies ist für die Art sicher nicht adäquat. Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2022) schreibt für die Haltung eines Paars oder ausnahmsweise eines Einzelvogels eine Voliere mit einer Grundfläche von 3 x 1.5 m Fläche und einer Höhe von 1 m sowie einen frostfreien Schutzraum von 1 m² vor. Je weiteres Paar sind die Flächen um 50% zu erweitern.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Schwalbensitticg wurde 1790 vom irischen Arzt und Naturforscher John White als "Psittacus Discolor" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die heute gültige Gattungsbezeichnung Lathamus wurde 1830 vom französischen Arzt und Naturforscher René Primevère LESSON eingeführt. Die Gattung ist monotypisch und von discolor gibt es keine Unterarten [6].

Literatur und Internetquellen

  1. ASMUS, J. & LANTERMANN, W. (2012)
  2. BIRDLIFE INTERNATIONAL (2018). Lathamus discolor. The IUCN Red List of Threatened Species 2018: e.T22685219A130886700. http://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2018-2.RLTS.T22685219A130886700.en . Downloaded on 27 August 2019.
  3. BROUWER, K., JONES, M. L., KING, C. E. und SCHIFTER, H. (2000)
  4. CITES TRADE DATA BASE
  5. DE GRAHL, W. (1979/82)
  6. DEL HOYO, J., ELLIOTT, A. et al. (eds., 1992-2013)
  7. FORSHAW, J. M. & COOPER, W. T. (1981)
  8. GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)
  9. HEINSOHN, R., WEBB, M., LACY, R., TERAUDS, A., ALDERMAN, R. & STOJANOVIC, D. (2015
  10. YOUNG, A. M., HOBSON, E. A., BINGAMAN LACKEY, L. & WRIGHT, T. F. (2012)

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© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx