Schwäne und Gänse

Koskorobaschwan

Koskorobaschwan (Coscoroba coscoroba) im Natur- und Tierpark Goldau Koskorobaschwan (Coscoroba coscoroba) im Natur- und Tierpark Goldau
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Ordnung: Gänsevögel (ANSERIFORMES)
Unterordnung: Gänseverwandte (Anseres)
Familie: Enten und Gänse (Anseridae)
Unterfamilie: Gänseartige (Anserinae)
Tribus: Schwäne und Gänse (Anserini)

D LC 650

Koskorobaschwan

Coscoroba coscoroba& • The Coscorba Swan • Le cygne Coscoroba

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Koskorobaschwan (Coscoroba coscoroba) im Raritätenzoo Ebbs © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Approximative Verbreitung des Koskorobaschwans (Coscoroba coscoroba). Dunkelblau: brütend, rot: nicht brütend

 

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Koskorobaschwan-Paar (Coscoroba coscoroba) im Natur- und Tierpark Goldau © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Koskorobaschwan-Paar (Coscoroba coscoroba) mit Küken im Tiergarten Bernburg © Andreas Filz, TG Bernburg

 

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Brütender Koskorobaschwan (Coscoroba coscoroba) im Tiergarten Bernburg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Koskorobaschwan (Coscoroba coscoroba) im Parc animalier de Branféré, Le Guerno © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Koskorobaschwan (Coscoroba coscoroba) im Privatzoo Michel Durand La Dehesa, Santiago de Chile © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Koskorobaschwäne (Coscoroba coscoroba) im Zoo Buenos Aires © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Koskorobaschwae (Coscoroba coscoroba) mit halbwüchsigem Jungvogelim Zoo Buenos Aires © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Stimme auf XENO-CANTO

Der in seiner südamerikanischen Heimat nicht gefährdete Koskorobaschwan hat systematisch eine etwas unklare Stellung. Oft wird er als Bindeglied zwischen Pfeifgänsen und Schwänen angesehen. Es handelt sich um eine auffällige, attraktive Art, welche Südamerika-Ausstellungen bereichert und als Botschafter für Natur- und Artenschutz im "Southern Cone" Südamerikas herangezogen werden kann. In europäischen Zoos wird sie mit mittlerer Häufigkeit gezeigt.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Koskorobaschwan erreicht eine Gesamtlänge von 90-115 cm und ein Gewicht von 3'200-5'400 g und ist damit der kleinste Vertreter der Schwäne. Durch seinen relativ kurzen Hals und langen Beine wirkt er etwas gänseähnlich. Die Läufe und Zehen sowie der entenähnliche, mit einem hellrosa Nagel versehenen Schnabel sind rot. Der Nagel ist hell rosa. Die Iris ist beim Männchen orangegelb bis hell rahmbraun, beim Weibchen und Jungvögeln dunkelrot. Das Gefieder ist reinweiß mit schwarzen Flügelspitzen. Die Dunenjungen haben eine schwarzgraue Kappe und eine graue Körperzeichnung [4].

Verbreitung

Südliches Südamerika: Argentinien, Süd-Brasilien, Chile, südliche Hälfte von Paraguay, Uruguay, gelegentlich auf den Falkland-Inseln [1]. Das Areal deckt sich weitgehend mit dem des Schwarzhalsschwans [3].

Lebensraum und Lebensweise

Ähnlich wie der Schwarzhalsschwan bewohnt der Koskoroba vorzugsweise große, nährstoffreiche Flachseen, Lagunen und Sümpfe der Pampa-Region, wo er seine aus tierischen und pflanzlichen Komponenten bestehende Nahrung im Wasser und an Land sucht und sein Nest auf einer Insel im Flachwasser, im Schilf, selten in hohem Gras am Ufer errichtet. Die Paare brüten in der Regel einzeln Die Fortpflanzungsperiode ist regional unterschiedlich. In Patagonien fällt sie auf September bis Dezember, in Paraguay auf März und April. Die schmutzigweißen, im Mittel etwa 89 x 60 mm großen Eier werden in Abständen von zwei Tagen gelegt. Das Vollgelege kann bis zu neun Eier umfassen, meistens 4-7. Die Brutzeit dauert 35 Tage. Das Weibchen brütet allein, aber an der Jungenaufzucht beteiligen sich beide Eltern. Außerhalb der Brutzeit sind die Vögel sehr gesellig [3; 5].

Gefährdung und Schutz

Verglichen mit anderen Gänsevögeln ist der Weltbestand des Koskorobaschwans nicht sehr groß (10'000-25'000 Individuen) aber er scheint einigermaßen stabil zu sein, allerdings gibt es regional Bestandsabnahmen, namentlich in Teilen Chiles. Die Art kommt in zahlreichen Schutzgebieten vor. Sie gilt daher seit 2004, letztmals überprüft 2016, nicht als gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN) [1].

Der internationale Handel wird durch CITES Anhang II geregelt, und die Art fällt unter Anhang 2 des Bonner Übereinkommens über wandernde Tierarten (CMS).

Bedeutung für den Menschen

Die Art wird laut IUCN zur Fleischgewinnung und als Sport gejagt und für den internationalen Tierhandel genutzt [1], allerdings gelangten von 2001-2018 keine Wildfänge aus den Ursprungsländern in den legalen internationalen Handel. Bei einer Ausfuhr von 100 Stück aus Mali dürfte es sich wohl um einen Fehler gehandelt haben, zumal Mali auch die Einfuhr von 50 Nachzuchtvögeln aus den Niederlanden gemeldet hatte. Im selben Zeitraum wurden weltweit 297 Nachzuchtvögel bei der Ausfuhr registriert, wovon 220 aus den Niederlanden stammten [2].

Haltung

Es wird empfohlen, Koskorobaschwänen im Winter eine Unterkunft mit einer Temperatur von mindestens 10ºC anzubieten. Während der Brutzeit sind die Vögel gegenüber anderen Wasservögeln und dem Personal sehr aggressiv. Ansonsten ist eine Vergesellschaftung mit anderen Gänsevögeln problemlos. Meist erfolgt die Haltung auf Teichanlagen, im Vogelpark Marlow werden die Koskorobas zusammen mit Humboldtpinguinen, Meerpelikanen und Inka-Seeschwalben in einer Großvoliere gehalten. Die Ersteinfuhr nach Europa erfolgte 1870 [4].

Haltung in europäischen Zoos: Seit ihrer Ersteinfuhr durch den Londoner Zoo um 1870 wurden Koskorobaschwäne regelmäßig, aber in vergleichsweise geringer Zahl, hauptsächlich in Zoos, seltener in Privathand gehalten. Im Zoo Berlin ist die Art, mit Unterbrüchen, seit 1875 zu sehen. Eine erfolgreiche Nachzucht gelang dort allerdings erst 1982. Die Zucht galt allgemein während langer Zeit als schwierig [5, ZTL]. Heute ist die Art in etwa 60 Zoos vertreten, von denen sich rund ein Drittel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland und der Schweiz gibt es keine konkreten Mindestanforderungen an Gehege für Koskorobaschwäne. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) sind sie mindestens paarweise in Außenanlagen mit offenen Wasserflächen und angrenzendem Landteil sowie einem frostfreien Innenraum zu halten. Bei Volierenhaltung sind pro Paar 8 m² Fläche bei einer Höhe von 4(!) m vorzusehen.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Koskorobaschwan wurde 1782 vom italienischen Jesuitenpater und Naturforscher Giovanni Ignazio MOLINA als "Anas Coscoroba" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die heute gültige Gattungsbezeichnung Coscoroba wurde 1853 vom sächsischen Zoologen Heinrich Gottlieb Ludwig REICHENBACH eingeführt. Gattung und Art sind monotypisch [3].

Literatur und Internetquellen

  1. BIRDLIFE INTERNATIONAL (2016). Coscoroba coscoroba. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T22679866A92832574. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2016-3.RLTS.T22679866A92832574.en. Accessed on 19 June 2023.
  2. CITES TRADE DATA BASE
  3. DEL HOYO, J., ELLIOTT, A. et al. (eds., 1992-2013)
  4. GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)
  5. KOLBE, H. (1972)

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Gelesen 32733 mal Letzte Änderung am Montag, 19 Juni 2023 12:51
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