Schwäne und Gänse

Höckerschwan

Höckerschwan (Cygnus olor) im Zoo Neunkirchen Höckerschwan (Cygnus olor) im Zoo Neunkirchen
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Ordnung: Gänsevögel (ANSERIFORMES)
Unterordnung: Gänseverwandte (Anseres)
Familie: Enten und Gänse (Anseridae)
Unterfamilie: Gänseartige (Anserinae)
Tribus: Schwäne und Gänse (Anserini)

D LC 650

Höckerschwan

Cygnus olor • The Mute Swan • Le cygne tuberculé

212 002 006 006 cygnus olor erlen PD1
Höckerschwan (Cygnus olor) im Tierpark Lange Erlen, Basel © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

212 002 006 006 cygnus olor map
Approximative Verbreitung des Höckerschwans (Cygnus olor), brütend und nicht-brütend

 

212 002 006 006 cygnus olor  torbiera PD1
Höckerschwäne (Cygnus olor) mit Jungvogel im Parco faunistico "La Torbiera", Afrate Conturbia (NO= © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

212 002 006 006 cygnus olor neunk PD
Höckerschwan (Cygnus olor) im Zoo Neunkirchen © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

212 002 006 006 cygnus olor goldau PD
Höckerschwan (Cygnus olor) im Natur- und Tierpark Goldau © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

212 002 006 006 cygnus olor wild ragaz PD1
Höckerschwan (Cygnus olor) in Imponierhaltung im Kurpark Bad Ragaz © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

212 002 006 006 cygnus wohlensee PD2
Gruppe von Höckerschwänen (Cygnus olor) in der ersten Häfte März auf dem Wohlensee bei Bern © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

212 002 006 006 cygnus chruemmi PD1
Brütender Höckerschwan (Cygnus olor) im April im Naturschutzgebiet Chrümmi im Berner Seeland © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

212 002 006 006 cygnus olor wild reussdelta PD1
Höckerschwan (Cygnus olor) mit Jungen Ende Juni im Reussdelta © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

212 002 006 006 cygnus olor duedingen PD1
Höckerschwanpaar (Cygnus olor) mit ausgewachsenen, aber noch nicht umgefärbten Jungschwänen, Mitte September im Naturschutzgebiet Düdinger Moos, Kt. Freiburg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

212 002 006 006 cygnus olor stamp
Briefmarken mit Höckerschwan-Motiv, Mongolei, USA

 

Weitere Bilder auf BioLib.cz

Stimme auf XENO-CANTO

Der durch den Menschen in Mitteleuropa eingeführte Höckerschwan ist die bekannteste und populärste Schwanenart. Nicht zuletzt, weil er von Spaziergängern gefüttert wird, hat er stellenweise eine Dichte erreicht, die Stillgewässern nicht guttut und die Landwirte ärgert. Er wird in zahlreichen zoologischen Einrichtungen, vorab kleineren Tierparks und Wildparks gehalten, währenddem größere Zoos meist auf seine Haltung verzichten.

Körperbau und Körperfunktionen

Das Gewicht erwachsener Höckerschwäne liegt bei Männchen meist bei 11-13, bei Weibchen bei 9-12 kg. Als Extremwert werden 22.5 kg angegeben. Die Vögel erreichen eine Gesamtlänge von (125-) 145-160 cm und eine Flügelspannweite von 208-240 cm. Charakteristisch sind der orangerote Schnabel mit schwarzem Nagel und schwarzem Schnabelhöcker sowie der gebogen getragene Hals. Das Gefieder ist weiß [2; 4; 5, 6; 7].

Verbreitung

Paläarktis: Ganz Europa außer Island (hier eingeführt), Portugal und Spanien, ferner Zentral- und Ostasien. Eingeführte Populationen in Australien, Kanada, Neuseeland, Singapur Südafrika und den Vereinigten Staaten. Insgesamt kommt die Art in etwa 80 Ländern oder abhängigen Gebieten vor [1].

Ursprünglich war der Höckerschwan inselartig vom Ostseeraum über das Schwarze Meer, die Kaspisee und die Steppenseen Zentralasiens bis nach China verbreitet. Ab dem 16. Jahrhundert wurden Höckerschwäne als Ziervögel nach Großbritannien, Österreich, Süddeutschland, der Schweiz und weiteren Ländern eingeführt, wo sie verwilderten und heute eine durchgehende Brutpopulation bilden [5]. 

Lebensraum und Lebensweise

Der Höckerschwan bevorzugt nährstoffreiche, stehende oder langsam fließende Gewässer mit großen, offenen Wasserflächen und reicher Vegetation in geringer Wassertiefe. Währenddem die Höckerschwäne Skandinaviens, Osteuropas und Asiens Zugvögel sind, die im Winter an die Ostsee, das Kaspische Meer und den Persischen Golf fliegen, sind die mittel- und westeuropäischen Populationen im Wesentlichen Standvögel. In den Alpen brüten Höckerschwäne bis auf eine Höhe von gegen 1800 m.ü.M. (Arosa, St. Moritzersee) [6].

Die Nahrung besteht überwiegend aus Unterwasserpflanzen, ferner werden Sämereien, Gras, Amphibien und Wirbellose gefressen. Das Gelege besteht aus 5-7 (3-12) graugrünen Eiern, die 100-122 x 70-80 mm messen und während 35-36(-38) Tagen allein vom Weibchen bebrütet werden. Die Jungen werden vom Paar geführt, das zu unterschiedlichen Zeiten mausert. Sie werden mit 120-150 Tagen flügge und frühestens mit 3 Jahren geschlechtsreif [2; 4; 5; 6; 7].

Gefährdung und Schutz

Mit einer weiten Verbreitung und einem zunehmenden Bestand von gut 600'000 Individuen ist die Art nicht gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN) [1].

Der internationale Handel wird nicht durch CITES geregelt. Die Art fällt unter Anhang 3 der Berner Konvention über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume, Anhang 2 des Bonner Übereinkommens über wandernde Tierarten (CMS) und Anhang 2 des African-European Waterbird Agreements (AEWA) sowie Anhang I der Europäischen Vogelschutz-Richtline (2009/147/EG).

Situation in Mitteleuropa: In Mitteleuropa sind die Bestände stabil oder zunhmend. Die Brutbestände umfassen heute 11'500-16'000 Paare in Deutschland, 450-600 in der Schweiz, 450-500 in Österreich, 40-50 in Luxemburg und 1-2 in Liechtenstein. Im Januar 2020 ergab die Wasservogelzählung in der Schweiz 7'387 überwinternde Exemplare. In Deutschland ist die Art jagdbar, in der Schweiz ist sie geschützt, wobei ausnahmsweise  Abschüsse bewilligt werden (von 2001-2018 wurden 81 Vögel erlegt), wenn erhebliche Probleme auftauchen, so z.B. im Kanton Nidwalden [1; 3; 6; 8; diverse Zeitungsartikel].

Bedeutung für den Menschen

Die Art wird laut IUCN zur Fleischgewinnung und als Sport gejagt und für den internationalen Tierhandel genutzt [1].

Kulturelle Bedeutung: Der Höckerschwan hat eine große kulturelle Bedeutung. Er ist Gegenstand von Märchen, so z.B. von  "Die wilden Schwäne" und "Das hässliche Entlein" von Hans Christian Anders oder "Prinz Schwan" und "Die sechs Schwäne der Gebrüder Grimm. Er wurde durch Pjotr Iljitsch Tschaikowskis Ballett "Schwanensee" oder durch den wohl nur in der Schweiz bekannten Song von Gölä und Bänd "Ä Schwan so wyss wie Schnee" musikalisch verewigt. Er bezeichnet ein Sternbild, Städte, Landschaften und Schlösser, z.B. Schwandorf, Schwangau, Schwanenwede oder Neu-Schwanstein, fungiert als Familienname und ziert zahlreiche Wappen, etwa jene der Gemeinde Horgen am Zürichsee, der Stadt Zwickau oder von Villingen-Schwenningen.

Haltung

Es wird empfohlen, einem Schwanenpaar eine Land- und Wasserfläche von jeweils mindestens 100 m² zur Verfügung zu stellen. Schwäne sind zur Fortpflanzungszeit oft sehr aggressiv und vertreiben rund ums Nest alle anderen Wasservögel. Das Höchstalter wird mit 20 Jahren angegeben [4], es dürfte aber höher sein, denn im Zoo Basel war 1964 ein 20 Jahre und 4 Monate alter Höckerschwan noch am Leben [9]. Da der Höckerschwan zu einem ausgesprochenen Kulturfolger geworden ist, der auch auf Gewässern im Siedlungsraum häufig angetroffen wird, verzichten namentlich viele größere Zoos trotz seiner Popularität auf seine Haltung.

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in etwa 250 Zoos gehalten, von denen sich rund ein Viertel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland und der Schweiz gibt es keine konkreten Mindestanforderungen an Gehege für Schwäne. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 1.1.2022) sind sie mindestens paarweise in Außenanlagen mit offenen Wasserflächen und angrenzendem Landteil  zu halten. Bei Volierenhaltung sind pro Paar 8 m² Fläche bei einer Höhe von 4(!) m vorzusehen. Das ist völliger Unsinn, zumal ein Schwan bei einer Volierengrundfläche von 2x4 nicht einmal seine Flügel ganz ausbreiten, geschweige denn fliegen kann.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Höckerschwan wurde 1789 vom Göttinger Professor Johann Friedrich GMELIN in der von ihm bearbeiteten 13. Auflage von LINNÉS "Systema Naturae" als  als "Anas Olor" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die heute gültige Gattungsbezeichnung Cygnus wurde 1803 von Johann Matthäus BECHSTEIN, dem Leiter der Herzöglichen Forstakademie Dreißigacker bei Meiningen eingeführt. Die Art ist monotypisch [2].

Literatur und Internetquellen

  1. BIRDLIFE INTERNATIONAL (2016). Cygnus olor. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T22679839A85946855. http://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2016-3.RLTS.T22679839A85946855.en und (2015) Cygnus olor. The IUCN Red List of Threatened Species 2015: e.T22679839A59947740. Downloaded on 07 November 2019. Downloaded on 07 November 2019.
  2. DEL HOYO, J., ELLIOTT, A. et al. (eds., 1992-2013)
  3. EIDG. JAGDSTATISTIK
  4. GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)
  5. KOLBE, H. (1972)
  6. MAUMARY, L. et al. (2007)
  7. PFORR, M. & LIMBRUNNER, A. (1991)
  8. KNAUS, P., SATTLER, T., SCHMID, H., STREBEL, N. & VOLET, B. (2020)
  9. WACKERNAGEL, H. (1964)

EUR-09-01-06 wohlensee schwan
Nistender Höckerschwan im natürlichen Lebensraum, Wohlensee (Stauhaltung der Aare), 481 m.ü.M. Kt. Bern © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Zurück zu Übersicht Gänsevögel

Weiter zu Blässgans (Anser albifrons)

Gelesen 33700 mal Letzte Änderung am Donnerstag, 22 Juni 2023 07:33
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx