Südfrösche und sonstige Frösche

Antillen-Pfeiffrosch

Antillen-Pfeiffrosch (Leptodactylus fallax) im Tiergarten Schönbrunn Antillen-Pfeiffrosch (Leptodactylus fallax) im Tiergarten Schönbrunn
© Norbert Potensky / TG Schönbrunn

Ordnung: Froschlurche (Anura)
Unterordnung: Moderne Froschlurche (Neobatrachia)>
Familie: Pfeiffrösche (Leptodactylidae)
Unterfamilie: Leptodactylinae

D CR 650

EEPAntillen-Pfeiffrosch

Leptodactylus fallax • The Mountain Chicken • La grenouille de montagne de Montserrat

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Antillen-Pfeiffrosch (Leptodactylus fallax) im Zoo Zürich © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Vorkommen des Antillen-Pfeiffroschs (Leptodactylus fallax)

 

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Antillen-Pfeiffrosch (Leptodactylus fallax) im Tiergarten Schönbrunn © Sabine Christine / TG Schönbrunn

 

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Antillen-Pfeiffrosch (Leptodactylus fallax) im Jersey Zoo © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Antillen-Pfeiffrosch (Leptodactylus fallax) im Zoo Breslau © Klaus Rudloff

 

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Antillen-Pfeiffrosch (Leptodactylus fallax) im Zoo Breslau © Klaus Rudloff

 

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Der Antillen-Pfeiffrosch ist nicht nur eine spektakuläre Art, sondern er ist in seiner Heimat auch vom Aussterben bedroht. Die Zoos, insbesondere jener auf Jersey bemühen sich daher, eine Reservepopulation zu unterhalten

Körperbau und Körperfunktionen

Der Antillen-Pfeiffrosch wird 16-17(-21) cm lang. Die Pupille ist queroval. Auf der Oberseite kann er entweder einfarbig kastanienbraun gefärbt sein oder Flecken und Streifen aufweisen. An den Flanken wird die Farbe orange-gelb und auf der Unterseite blassgelblich. Die Schenkel sind meist quergestreift. Die Männchen haben mit einem Sporn versehene Brunstschwielen an der Hand [2].

Verbreitung

Antillen: Dominica, Montserrat. Ausgestorben auf Guadeloupe, Martinique, Saint Kitts und Nevis. Früher vielleicht auch auf St. Lucia und Antigua. Erfolglose Einbürgerungsversuche auf Jamaika und Puerto Rico [3].

Lebensraum und Lebensweise

Der Antillen-Pfeiffrosch besiedelt dichte Sekundärvegetation, Pflanzungen, Schluchten und zeitweilig überflutete Wälder. Er ist bodenlebend und nachtaktiv und verbirgt sich tagsüber in selbstgegrabenen, 0.5-2 m tiefen Höhlen. Die Eier werden in ein Schaumnest am Grund der Höhle abgelegt, das von beiden Eltern bewacht wird. Die pro Gelege 26-43 Kaulquappen entwickeln sich in diesem Nest, also an Land und nicht im Wasser. Sie ernähren sich ausschließlich von unbefruchteten Eiern, die vom Weibchen zu diesem Zweck ins Nest abgelegt wurden. Ihre Entwicklung bis zur Metamorphose dauert 423-457 Tage [3; 4; 5].

Gefährdung und Schutz

Die Art hat eine sehr kleine Verbreitung und ihre Bestände haben drastisch abgenommen. Sie gilt nach einer Beurteilung aus dem Jahr 2008 heute als vom Aussterben bedroht. Auf den meisten Inseln, wo sie früher vorkam, ist sie als Folge nicht-nachhaltiger Bejagung, eingeführter Prädatoren und von Lebensraumverlust vor etwa 500 Jahren ausgestorben. Auf Montserrat wurden die Bestände seit 1995 durch wiederholte Vulkanausbrüche dezimiert und der verfügbare Lebensraum ist auf weniger als 17km² geschrumpft. Gebietsweise wurden sie auch in vermutlich nicht nachhaltiger weise für den Lebensmittelmarkt gefangen. Ein Chytridiomykose-Ausbruch hat aber 2002 zu einem katastrophalen Kollaps der Bestände geführt, und heute dürfte es kaum noch mehr als 8'000 erwachsene Tiere geben [3].

Der internationale Handel ist durch CITES nicht geregelt.

Zoogestütztes Artenschutzprogramm:

  • Wegen der kritischen Situation des Antillenpfeiffroschs hat der Zoo von Jersey 2009 im Rahmen des EEP ein ex-situ-Zuchtprogramm initiiert, an dem sich auch die anderen Zoos beteiligen, die die Art halten. Seit 2011 laufen auf Dominica und Monserrat Bestrebungen, die Art wiederanzusiedeln, an denen sich die Zoos von Jersey, London, Chester, Bristol sowie Norden’s Ark beteiligen. Ab 2011 wurden jährlich Frösche auf den beiden Inseln freigesetzt. Die ersten vier Versuche schlugen fehl, weil die Tiere vom Chytrid-Pilz befallen wurden. 2019 wurde auf Monserrat ein Semi-Reservat eingerichtet, wo das Mikroklima in einem für den Pilz ungünstigen Sinn beeinflusst wurde. Der Erfolg kann noch nicht abschließend beurteilt werden, aber nach einem Jahr sieht die situation vielversprechend aus [4; 6 und Jahresberichte].

Bedeutung für den Menschen

Auf Dominica wurden die Frösche bis vor kurzer Zeit in großem Stil (8’000-36'000 Individuen pro Jahr) gefangen und von der lokalen Bevölkerung gegessen bzw. ihr Fleisch den Touristen als Spezialität angeboten [2; 3]. Der Name "Mountain Chicken" leitet sich davon ab, dass ihr Fleisch hell wie Geflügelfleisch ist.

Haltung

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 20 europäischen Einrichtungen gezeigt, darunter einigen wenigen im deutschsprachigen Raum. Für Details siehe Zootierliste. Die Welterstzucht gelang dem Jersey Zoo, der die Art seit 1999 hält [5]. Seit 2023 gibt es ein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm (New Style-EEP), Das vom Chester Zoo koordiniert wird.

Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland gibt es keine konkreten Mindestanforderungen. In Österreich sind diese in Anlage 4 der 2. Tierhaltungsverordnung, in der Schweiz in Anhang 2, Tabelle 6 der Tierschutzverordnung festgelegt.

Taxonomie und Nomenklatur

1923 beschrieb der Kurator der zoologischen Staatssammlung in München, Lorenz MÜLLER, zwei neue Amphibien von den Kleinen Antillen, Leptodactylus dominicensis und Leptodactylus fallax, von denen sich jedoch herausstellte, dass es sich nur um eine Art handelt. In  der Folge wurde "dominicensis" aufgegeben und durch "fallax" ersetzt [1]

Literatur und Internetquellen

  1. AMPHIBIAN SPECIES OF THE WORLD
  2. AMPHIBIAWEB
  3. FA, J. et al. (2010). Leptodactylus fallax. The IUCN Red List of Threatened Species 2010: e.T57125A11586775. http://www.iucnredlist.org/details/57125/0. Downloaded on 29 November 2017.
  4. GARCÍA, G. (2007)
  5. GIBSON, R. C. & BULEY, K. R. (2004)
  6. AMPHIBIAN SURVIVAL ALLIANCE (2020): Creating a SAFE haven for mountain chickens on Montserrat.

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Gelesen 18747 mal Letzte Änderung am Samstag, 15 April 2023 14:10
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx